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22.05.2006

Betreff: AW: Schweinepest vom 18.05.2006

Hallo Marion,
darüber kann man sicherlich stundenlang philosophieren. Ich persönlich
schätze die Übertragung durch Personen als äußerst gering ein. Voraussetzung ist natürlich umziehen, Hände waschen/Duschen, Handdesinfektion. Bei einem Schweinepestausbruch wurde ja auch ein Personenkontakt (Besuch Landwirt-Landwirt)als mögliche Ursache unterstellt. Sicherlich braucht es mehr, als sich nur die Hand zu schütteln oder zusammen Kaffee zu trinken. Tatsache ist, dass (fast) alle Folgeausbrüche innerhalb der ersten Sperrzone (und später Beobachtungszone?)auftraten. Vor Aufhebung des Stand stills oder
Sperrmaßnahmen sind tausende von Blutproben durch Tierärzte gezogen worden; dazu mußten Sie auch in die Ställe!! Insgesamt verdient das Thema sicherlich Beachtung und wer will schon in Verdacht geraten, die Schweinepest nicht ernst zu nehmen oder gar verschleppt zu haben. Aber trotzdem spielt der Personenverkehr sicherlich im Seuchengeschehen nicht die dominante Rolle.
Infektionsquelle Nummer 1 ist immer noch das infizierte Tier (auch
Wildschweine!),dann kommt erstmal lange nichts und dann erst nicht erhitzte Speiseabfälle,Schadnager,Vögel, Haustiere (so sie denn in den Stall kommen, was sie nicht sollten)und Gülleausbringung mit infektiösem Material.

Was mich im Zusammenhang mit der Schweinepest viel mehr ärgert, ist die in meinen Augen völlig irrgeleitete Politik des Keulens. Ich habe bis heute nicht begriffen, warum wir tausende von Schweinen töten müssen um die Scheinepest unter Kontrolle zu bringen. Beim letzten Seuchenzug 1997(?) waren es ca. 1,2 Millionen. Klingt in meinen Ohren nicht besonders erfolgreich-Oder? Ich kann mich noch sehr gut an Schweinepestfälle in meiner Assistentenzeit erinnern. Der infizierte Betrieb (mitten im Ort neben der Kirche)wurde gekeult und im Umkreis von 3 km wurde geimpft. Ging wunderbar; und heute..........? In meinen Augen Irrsinn auf behördliche Anordnung. Aber wenn schon bitte auf EU-Ebene. Dazu könnt Ihr ja mal eure Meinung kundtun. Auch gerne Experten, die mir mal den fachlichen Hintergrund erläutern (bitte nicht mit der Masche der (un-)markierten Impfstoffe).
Trotzdem schönes Wochenende!!!!!!!!
Reinhold

Antwort auf:

Hallo in die Runde,

hab heut einen Anruf von einer Akademie (Nordrhein-Westfalen)erhalten, welche Ihr Seminar für Praktiker über Schweinekrankheiten absagt, da dort die Schweinepest herrscht und zuviele Praktiker zusammenkommen würden. Was ich bedaure aber verantwortungsvoll finde.

Bei einem Landwirt im Süden komme ich auf den Hof, das Veterinäramt verlässt ihn gerade. Der Hof wurde unter Beobachtung gestellt da er von einem Viehhändler aus Nordrhein-Westfalen Besuch hatte. Nach kurzer Beratung haben wir unseren Stallrundgang aufgeschoben. Was wir Beide bedauern da Termine (Frühjahr) schwer zu koordinieren sind, aber eben die Verantwortung...

In Thüringen in einer großen Mastanlage erfahre ich das ein Berater des sächsischen Ministeriums im Stall war. Der Berater kommt selbst nicht aus Sachsen, arbeitet nur ein paar Tage in der Woche hier im Land, sonst wohnt er in Nordrhein-Westfalen und hat zu Hause selber Sauen, welche er auch am WE verantwortungsvoll betreut.

Wie sieht das nun aus, Verantwortung oder Übervorsicht ? Die goldene Mitte? Wie seht Ihr das als Theoretiker und auch die Praktiker?

Grüße aus dem bewölkten Sachsen. Marion Hennig