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18.08.2011

Betreff: AW: Clostridien bei Dänen - Ursachen und Therapien vom 14.08.2011

Moin Pigpooler,

Heiner Enneking aus Steinfeld schrieb: " Außerdem habe ich mit den verschiedenen Säuren in unseren Kundenbetrieben durchaus unterschiedliche Erfolge im Zusammenhang mit der beschriebenen Problematik gesammelt."

Meine Frage: Welche denn?!?

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Reinhold Heggemann


Antwort auf:

Hallo,

neben der Optimierung der Hygiene sollte man auch die Futterstruktur im Auge behalten. Falls der Darm relativ träge ist, wird entstehendes Gas (egal ob von Hefen od. Clostridien produziert) nur ungenügend weitertransportiert und eine Aufgasung wird begünstigt.
Ein Vergleich aus dem Humanbereich: Vollkornbrot regt die Darmaktivität wesentlich besser an als Weißbrot.
Außerdem habe ich mit den verschiedenen Säuren in unseren Kundenbetrieben durchaus unterschiedliche Erfolge im Zusammenhang mit der beschriebenen Problematik gesammelt.

Gruß Heiner Enneking aus Steinfeld



Antwort auf:

Moin, moin,

bei dem beschriebenen Phänomen handelt es sich nach meiner Erfahrung ursächlich um eine Hefebelastung des Futters bzw. der Anlage. Diese führt in über 90% der Fälle bei den besten Schweinen ab 70 kg LG zu den plötzlichen Todesfällen (bei Schweinen, die vorher völlig unauffällig waren). Die Clostridien tragen dann Ihren Teil dazu bei - aber ursächlich sind meistens die Hefen. Das heißt, man muß den Hefeeintrag in das Futter identifizieren.
Das können einzelne Komponenten sein, oder eine mangelnde Tankhygiene. In beiden Fällen wird sich die Hefebelastung bis in das Rohrleitungssystem hineinarbeiten und die gesamte Anlage hoch belasten. Nach meiner Erfahrung gibt es dagegen drei Strategien bzw. deren Kombination:

1.) Hygienekonzept für die Komponentenlager. Sollte dieses so einfach nicht möglich sein, kann man selektive Hefeblocker einsetzen, wie z. B.
Kaliumsorbat (Dosierung 500 gr. / to fertiges Flüssigfutter). Dieses Konzept kann aber nur eine vorübergehende Maßnahme sein, da auf Dauer zu teuer.

2.) Optimierung der Tankhygiene. Die Vernebelung von Säure allein reicht nicht aus, um die Hefen und Schimmelpilze in den Griff zu bekommen (Hefen und Schimmelpilze haben Ihr pH-Limit erst bei pH 2 bis 3 - zudem sind beides aerobe Mikroorganismen, d. h. sie vermehren sich besonders gut in Anwesenheit von Sauerstoff, wie wir ihn reichlich in den Mixtanks vorfinden).
Hier bietet es sich an, einen zweiten Nebler in den Tank einzubauen und mit diesem ein alkalisches Produkt zu vernebeln (Konzept der pH-Wet-Verschiebung). Der abwechselnde Einsatz von gepufferten Säuregemischen und alkalischen Mitteln (vergleichbar zu Hygienemaßnahmen in einer Melkanlage) führt i. d. R. zu erheblichen Verbesserungen. Dabei ist aber unbedingt zu beachten, dass die Sicherheitsvorschriften der Lieferanten der Vernebelungsprodukte und der Anlagenhersteller zu beachten sind. Das vernebelte alkalische Produkt ist, da futtermittelrechtlich nicht zugelasen, nach dem Vernebeln mittels der Tankreinigung von den Behälterwandungen abzuwaschen und entsprechend zu verwerfen.

3.) Bei Anlagen, die eine übermäßige Hefebelastung zeigen bzw. ein erneuter Eintrag über Futterkomponenten nicht zu vermeiden ist, sollte die gesamte Fütterungsanlage einer sachgerechten Grundreinigung unterzogen und begleitend dazu mit Milchsäurebakterien angeimpft werden (dabei ist auf eine ausreichende Impfmenge zu beachten, da ansonsten die Milchsäurebakterien wieder durch Hefen überwachsen werden könnten). Anschließend bzw. begleitend ist auf Punkt 1 und 2 zu achten.

Die Erfahrung zeigt, dass in 80% der Fälle Maßnahmen zur Optimierung der Tankhygiene ausreichend sind. In dem beschriebenen Fall wohl aber eher nicht.

Grundsätzlich sollte man im Hinterkopf haben, dass unter ungünstigen Bedingungen die Hefen die gesamte Anlage explosionsartig binnen 3 - 5 Tagen besiedeln, wenn die Anlage zuvor grundgereinigt wurde und begleitend bzw.
nachfolgend nicht die entsprechenden Maßnahmen gegen die Hefen und Schimmelpilze unternommen werden/wurden.

Was das Überfressen der Schweine betrifft, trägt dieses natürlich entsprechend zur Problematik bei. Ich bin daher auch ein Verfechter der kontrollierten Futteraufnahmen, d. h. nach Möglichkeit keinen Luxuskonsum mit über 100% der Futterkurve, welches nicht selten zu anschließendem Fasten führt, sondern tagtäglich eine Punktlandung auf den Futterkurvenwert (vorausgesetzt, die Kurve passt). Ist aber nicht immer ganz so einfach und hängt auch davon ab, wie das Tier-Freßplatz-Verhältnis aussieht und was der Fütterungsrechner in Sachen Sensormanagement kann.

Was die Idee bzgl. des zusätzlichen Säureeinsatzes betrifft, kann ich nur abraten, da die Absenkung des pH-Wertes eigentlich den säuretoleranten (Hefen, Schimmelpilze und Milchsäurebakterien) nur noch weiter in die Karten spielt und die natürlichen wachsenden Milchsäurebakterien in der Regel die Verhefeung nicht aufhalten können.

Mit freundlichen Grüßen aus Vechta,
Kai Aumann


Antwort auf:

Moin,

habe immer wieder in Abständen Probleme mit verendeten aufgeblähten Schweinen. Die betroffenen Schweine sind vorher nicht aufgefallen. Beziehe die Ferkel seit 3 Jahren aus einem Betrieb aus Dänemark. Die Schweine werden flüssig am Sensor gefüttert. Es werden handelsübliche Nebenprodukte eingesetzt wie Kartoffelschlempe ca. 12% TS, Weizenstärke (Barbystärke) ca. 32% TS, Mastenergie (Keksfett) ca. 30% TS und Weizen-Syrup ca. 22% TS. Die flüssigen Komponenten werden konserviert (ca. pH-Wert 3,5 - 4)über 2 verschiedene Händler angeliefert. Die Ergänzer sind in Mehlform. Der fertige Futterbrei hat einen pH-Wert von 4,3 bis 4,5. Die Außentanks werden leer gefahren und dann erst wieder befüllt. Sie werden 1 mal im Jahr mit dem Hochdruckreiniger gereinigt. Der VA Anmischbehälter verfügt über eine gängige Wasserreinigung sowie einen Säurevernebler über Druckluft. Das Futter wird über den ganzen Tag verteilt in 4 Futterblöcken frisch angemischt und in Stichleitungen verfüttert. Nach jedem Mastdurchgang werden die Stichleitungen durchspült und mit Laugen gereinigt (3 mal pro Jahr). Haben Salmonellenstatus A.

Habe manchmal den Eindruck, dass die betroffenen Schweine sich wohl überfressen haben - es sind meist die ranghöheren Tiere. Nährstoffe (Rohprotein und MJ) gelangen dann zum Teil unverdaut durch den Magen in den Dünndarm, wo sich die Clostridien dann explosionsartig vermehren. Bekanntlicherweise sind die Dänen ja wahre Fressmaschinen.
Unser Tierarzt meint, dass es ein typisches Bild (aufgegaster Darm) von Clostridien ist. Die Bakterien bilden im Darm CO2, welches den Darm aufgast und Toxine, die die Niere und die Leber schädigen und zum Tod führt.

Wie kann man diese Clostridien in den Griff bekommen?
- Die Futtermengen stärker rationieren und begrenzen?
- Prophylaktisch zum Futterwechsel Vormast-Mittelmast und Mittelmast-Endmast Antibiotika einsetzen?
- Prophylaktisch zusätzliche Säure ins Futter mischen?


Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie habt ihr das Problem in Angriff genommen?

Gruß aus Südoldenburg