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11.04.2011

Betreff: AW: AW: AW: Kürzen/Kupieren der Ferkelschwänzchen vom 04.04.2011 vom 05.04.2011 vom 08.04.2011

Hallo Hr. Schanne,

die verlinkte Dissertation war keine über Kannibalismus - sondern eine über die Vorlieben der Schweine zum Thema

a) welches Spielzeug und b) wie lange (oder kurz?) sich ein Schwein täglich damit beschäftigen lässt (oder eben auch nicht).

Ich verstehe ihre Argumentation/Frage gerade nicht:

Die Tiere/Schweine die zu Kannibalismus neigen - tun dies ja nicht am eigenen Schwanz, sondern an dem der 95 % anderen...?

Von daher schlagen sie welche Lösungen/praxistauglichen Vorbilder vor?

@ Schwänze/Attraktivität: Im Herbst war ich in einem Flat-Deck-Stall, wo bei ca. 12 kg Ferkeln bei EINEM vergessen worden war den

Schwanz zu kürzen. Dieses (arme) Schwein hatte ca. 15 "Fans" die es die ganze Zeit verfolgten - so "triggerte" die anderen Ferkel die

(behaarte) Schwanzspitze die natürlich einen viel größeren Reiz darstellt als das in der Bucht befindliche Spielzeug, Futter.

Gruß Mirjam Lechner



Antwort auf:

Hallo Frau Lechner,
herzlichen Dank für den Hinweis auf die Dissertation zum Thema Schwanzbeißen.
Übrigens - nach einer Schätzung des NRW-Landwirtschaftsministeriums kommt es bei 5 von 100 Mastschweinen zum Kannibalismus.
Wieso dann auch bei den anderen 95 Babyferkeln gleich die Schwänze amputieren?

Mit freundlichen Grüßen

Günter Schanné



Antwort auf:

Hallo

bzgl. Kupieren/nicht-Kupieren frage ich mich schon auch: Wieviel kann man den Landwirten noch "zumuten" und zu welchem Preis?

Die Genetiken - so meine Beobachtung - werden immer robuster. Schön. Und immer aktiver. Man muss aufpassen was man sich wünscht - man könnte es bekommen.

Und die Frage - wieviel "Optimierung" kann man wirklich erreichen, dass im Sinne des Tierschutzes lange Schwänze ohne Probleme/dauerhaft möglich sind?

Es gibt nichts was mehr frustriert - als morgens die Stalltür aufzumachen und sich zu denken/Bedenken zu haben: Was kommt denn heut schon wieder...

Das Thema "lange Schwänze" so meine Beobachtung - macht Landwirten inzwischen schon auch .... Angst?

Kann man überhaupt die Robustgenetiken in der konventionellen Haltung derart viel Platz bieten (Erlös/Ertrag?) +Beschäftigungsmaterial = AK-Zeit Betriebsleiter damit wir

"lange Schwänze" händeln können in älteren/"nicht-so-optimalen" Ställen? In Zeiten wo die Spanne Ertrag/Futterkosten eh so dünn ist?

Bei Beschäftigungsmaterial - ich nenn es "Weihnachtsgeschenke-Effekt" - was passiert nach 4 - 5 Tagen mit den Geschenken vom Weihnachtsbaum? Genau liegen in der Ecke

genau so wie das Spielzeug der Schweine. Kann man auf 150 Seiten hier nachlesen - http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/boergermann-bjoern-2007-12-21/PDF/boergermann.pdf

Ich meine - was ist das Gegenteil von gut? Gut gemeint. Und der Glaube von politischer Seite mit "genügend Platz + Beschäftigungsprogramm" könne man Schweine die langen

Schwänze "ohne Probleme"/Folgen ist heikel. Anmerkung - der Anteil von Bio-Schweinen in BRD = 0,4 % der Gesamtproduktion.

Gruß Mirjam Lechner

Antwort auf:

Bin seit 24 Jahren Ringassistent bei Schweinehaltern. Habe auch bei Naturlandbetrieben Schwanzbeißen/Kannibalismus vereinzelt in schlimmen
Ausmaß beobachtet !!
Trotz größerem Platzangeboten und Stroheinstreu !!
Deshalb mein Appell: Es ist schlimme Tierquälerei, die Ferkelschwänzchen nicht zu kupieren !!

Hubert Obster