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Studie über die Übertragung von Krankheitserregern von der Sau auf die Ferkel

(Zusammenfassung)
D.T. Lavritsen, O. Angen, K. Barfod, A. Botner, L. Lohse, K. Moller, J. Nielsen, V. Sorensen, H. Vigre; Dänemark 

Einleitung
Das Multi-Site-System gehört zu den neueren Produktionsformen in Dänemark. Die dänische Gesetzgebung legt fest, dass die Ferkel frühestens im Alter von 3 Wochen abgesetzt werden dürfen.

Das Ziel dieser Untersuchung war es, herauszufinden, welche Krankheitserreger von der Sau auf die Ferkel bei einer Säugezeit von 3 bis 4 Wochen übertragen werden können. Der Schwerpunkt lag bei den Erregern, die Lungen- und Darmerkrankungen hervorrufen.


Material und Methoden
Ausgewählt wurde eine Herde mit kontinuierlicher Produktion. Durch die Untersuchung von Blutproben wurde die Anwesenheit folgender Keime festgestellt: APP, PRRSV, Salmonella typhimurium. Mykoplasma hyopneumoniae, Haemophilus parasuis, Lawsonia intracellularis, Hämagglutinierendes Encephalomyelitis Virus, PRCV und Influenza-Virus sind in diesem Bestand ebenfalls nachgewiesen worden.
Zwei Untersuchungsgruppen wurden zusammengestellt: 

1. Phase: 5 Sauen wurden 2 Wochen vor der Abferkelung in das Forschungszentrum gebracht und in einer isolierten Einheit aufgestallt. Ihre 47 Ferkel wurden im Alter von 3 Wochen abgesetzt, die Sauen wurden geschlachtet.
2. Phase: 10 Würfe (94 Ferkel) aus der Ursprungsherde wurden in 2 Gruppen aufgeteilt. Die Hälfte jedes Wurfes verblieb in der Herde (On-Site-Weaning) und diente als Kontrollgruppe (A). Die andere Hälfte(B) wurde in das Forschungszentrum verbracht (Off-Site-Weaning).


Probenentnahme
Von den Sauen der Phase 1 wurden 10 Tage vor und 10 Tage nach der Abferkelung Blutproben, Tonsillenabstriche, Nasentupfer und Kotproben, bei der Schlachtung Blutproben, Nasentupfer und Gewebeproben (Mandeln, Lunge, Dick- und Dünndarm, Muskelgewebe) entnommen.
Von den Sauen der 2. Phase entnahm man 2 Wochen vor der Abferkelung Blut- und Kotproben.

Die Ferkel der Phase 1 und die Gruppe B der Phase 2 unterlagen einem intensiven Beobachtungsschema. Bis zu einem Alter von 5 Wochen wurden sie 2 x wöchentlich geblutet, anschließend jede 2. Woche. Kotproben, Tonsillenabstriche und Nasentupfer wurden in der 1., 3., 5., 8., 12. und 16. Woche entnommen. Auf dem Schlachthof (19. bis 22. Woche) wurden die gleichen Proben wie bei den Sauen gezogen.

Bei den in der Herde verbliebenen Ferkeln (Gruppe A) wurden einmal monatlich Proben entnommen.


Klinische Überwachung
Die Ferkel im Forschungszentrum wurden 2 mal täglich untersucht und Veränderungen wie Husten, Lahmheit, Durchfall oder allgemeine Schwäche wurden dokumentiert.


Ergebnisse
In beiden Phasen kam es zur Übertragung von verschiedenen Serotypen von APP. Maternale Antikörper wurden je nach Wurf bis zur 10. Woche nachgewiesen. Dem Sinken des Antikörpertiters folgte eine Periode mit erhöhtem Vorkommen von APP in den Mandeln. Der früheste Nachweis von APP in den Mandeln gelang bei einem 10 Tage alten Ferkel.

Husten trat bei beiden Phasen auf, Leistungsdepression und Fieber nur bei 2 Ferkeln der Phase 1.
Bei den Schlachthofproben konnte APP nicht nachgewiesen werden. 

Hämophilus parasuis wurde in Phase 1 nicht übertragen. Maternale Antikörper waren 1 - 3 Wochen vorhanden.
In Phase 2 waren zum Zeitpunkt des Absetzens keine messbaren Antikörpertiter vorhanden, aber bei beiden Gruppen begann im Alter von 6 Wochen die Bildung von Antikörpern, im Alter von 14 Wochen waren 95% der Ferkel Hämophilus parasuis-positiv. Allerdings wurden keinerlei Anzeichen der Glässerschen Krankheit festgestellt.

Mykoplasma hyopneumoniae wurde anscheinend nicht übertragen. Bei 2 Würfen der Phase 1 wurden maternale Antikörper gefunden.

Die Übertragung von Lawsonia intracellularis erfolge sowohl in Phase 1 als auch in Phase 2, der erste Nachweis gelang bei einem Ferkel im Alter von 10 Tagen. 5 Schweine der Phase 2 zeigten Symptome der PIA bei der Schlachtung.

Die Isolierung von Salmonella typhimurium und der Nachweis der Antikörper gelang in Phase 1. Allerdings handelte es sich um andere Serotypen als in der Ursprungsherde. 2 - 4 Wochen nach dem Absetzen trat Durchfall auf, die genaue Ursache dafür konnte jedoch nicht festgestellt werden. 

Es wurden keinerlei Anzeichen einer Viruserkrankung festgestellt.
PRRSV wurde nur in der Gruppe B der Phase 2 übertragen, nach dem Vergleich der DNA-Sequenzen handelte es sich um den Typ der Ursprungsherde.
Das Schweineinfluenza-Virus wurde bei 3 Ferkeln im Alter von 6 Wochen der Gruppe B (Phase 2) gefunden, allerdings wurden keine Antikörper nachgewiesen.
Hämagglutinierendes Encephalomyelitis-Virus und Porcines Respiratorisches Coronavirus konnten nicht nachgweisen werden, aber hier kam es zu Antikörperbildungen.

Erreger Antikörper/Sau Antikörper/Ferkel
(Serokonversion)
Erregernachweis
App

++

++

++

M. hyopneumoniae

+

-

n. d.

H. parasuis

+

+

n. d.

L. intracellularis

n. d.

n. d.

++

S. typhimurium

+

+

+

PRRS

++

+

+

Schweine-Influenza

++

-

+

Corona-Virus

+

+

-

Encepholomyelitis-Virus

+

+

-


n. d. = nicht durchgeführt,
- = negatives Untersuchungsergebnis
+ = positives Untersuchungsergebnis in einer Phase,
++ = positives Untersuchungsergebnis in beiden Phasen.


Diskussion
Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie unter Berücksichtigung der begrenzten Zahl der Sauen und Ferkel wird die Übertragung folgender Erreger innerhalb einer 3wöchigen Säugezeit als wahrscheinlich angesehen: APP, Hämophilus parasuis, Lawsonia intracellularis, Hämagglutinierendes Encephalomyelitis-Virus, PRCV und Schweineinfluenza-Virus. Es scheint möglich, die Übertragung von PRRS-Virus, und Mykoplasma hyopneumoniae mit dem Absetzen der Ferkel im Alter von 3 - 4 Wochen zu verhindern. Ob Salmonella typhimurium übertragen wird oder nicht, konnte nicht endgültig festgestellt werden.

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