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Haptoglobin als Screeningparameter im Gesundheitsmanagement von Ferkelaufzuchtbetrieben, Zusammenfassung

Stefanie Gymnich; Bonn (2001) 128 S., Landw. F., Diss. v. 9.11.2001 

Ziel der Arbeit war es, zu klären inwieweit und zu welchen Zeitpunkten das Akute-Phase-Protein Haptoglobin als Screeningparameter im Rahmen von Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen in der Ferkelaufzucht eingesetzt werden kann. 

In einer Vorstudie wurde zunächst untersucht, welchen Einfluss der Stressor Transport auf verschiedene Blutparameter hat. Unter standardisierten Versuchsbedingungen standen in vier Versuchsdurchgängen 128 Mastschweine der Deutschen Landrasse zur Verfügung. Bei Versuchsbeginn wurden die Schweine zufällig auf drei Untersuchungsgruppen unterteilt, a) negativ Kontrolle kein Transport oder Myostressinjektion, b) Transportgruppe dreistündiger Transport der Tiere, c) positiv Kontrolle Injektion des Präparates Myostress (Neostigmin, Atropin) zur Auslösung von physischen Stress, wie er beim Transport auftreten könnte. Der Versuch wurde bei 30 kg sowie 80 kg Mastgewicht durchgeführt, wobei die Tiere in den jeweils zugeteilten Untersuchungsgruppen blieben. Es fanden zu jeweils vier Untersuchungszeitpunkten Blutentnahmen zur Haptoglobin- und Creatinkinasebestimmung sowie eine Einzelbefundaufnahme statt. Einen Tag vor sowie direkt nach Einwirkung der Stressoren wurden Speichelproben zur Cortisol- sowie in Durchgang 3 und 4 Vollblutproben zur Lactatbestimmung gewonnen.
Durch die signifikante Konzentrationserhöhung von Cortisol im Speichel nach Transportstress und durch eine deutliche Konzentrationserhöhung von Lactat nach Myostressinjektion, als physischer Stress, bei einem Mastgewicht von 80 kg bestätigte sich im Versuchsmodell die Belastungssituation für die Tiere. Das Akute-Phase-Protein Haptoglobin stieg unter der Transportbelastung bzw. einige Stunden danach nicht an. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse erfolgte die Blutentnahme zur Haptoglobinbestimmung in einer Reihe von Ferkelaufzuchtbetrieben direkt nach dem Transport.

Die Untersuchungen in der Hauptstudie dienten dazu, den Einfluss unterschiedlicher Fer-kelaufzuchtverfahren im Hinblick auf die Durchführung neuer Kontrollstrategien mit Hilfe des Screeningparameters Haptoglobin zu beurteilen.

Beteiligt an der Studie waren sieben Ferkelerzeuger-, 15 Ferkelaufzucht- und zwei Mastbetriebe. Die Aufzuchtbetriebe wurden getrennt nach ihren Kunden-Lieferanten-Beziehungen in fünf Kategorien, Kategorie I eigene Erzeugung, Kategorie II ein Lieferant, Kategorie III bis zu 40 Herkünfte, Kategorie IV wenige Herkünfte und Kategorie V arbeitsteilige Produktion, unterteilt. Die dreimalige Blutprobenentnahme erfolgte in den Kategorien I und II vor Umstallen in die Aufzucht, während der Aufzucht sowie kurz vor Umstallen in die Mast. Bei Indikatortiergruppen aus Betrieben der Kategorien III bis V wurden lediglich zweimal Proben entnommen, die erste unmittelbar bei Anlieferung, die zweite wenige Tage vor Umstallen in die Mast. In allen Versuchsbetrieben erfolgte eine systematische Schwachstellenanalyse auf der Grundlage eines Checklisten- und Punktebewertungssystems, das die Hauptkriterien Aufstallung, Gebäude, Produktionsablauf, Keimbelastung, Stallklima, Futter/Wasser, Parasitosen sowie Tiergesundheit umfasste. Darüber hinaus wurden Auffälligkeiten bzw. Erkrankungen sowie die Aufzuchtleistungen produktionsbegleitend von den Landwirten dokumentiert.
Die Untersuchungsergebnisse zeigten, dass die Haptoglobinserumkonzentration bei Tieren aus Aufzuchtbetrieben mit eigener Ferkelerzeugung bzw. mit nur einem Lieferanten zum Zeitpunkt des Einstallens signifikant niedriger waren im Vergleich zu Ferkeln aus mehreren Herkünften. Bei der retrospektiven Betrachtung der Medikamentenkosten pro Tier in Verbindung mit der Haptoglobinkonzentration zum Zeitpunkt der Einstallung konnten signifikant höhere Haptoglobinkonzentrationen bei jenen Tieren ermittelt werden, die im Laufe der Aufzucht Kosten von über DM 3,00 verursachten im Vergleich zu Ferkeln unterhalb dieser Kosten. Bei der prospektiven Betrachtung der zu erwartenden Wachstumsleistung in der Mast konnten bei Ferkeln mit Zunahmen von mehr als 350g pro Tag in der Aufzucht signifikant niedrigere Haptoglobinwerte drei Tage vor dem Umstallen in die Mast (Endprüfung) gefunden werden im Vergleich zu Ferkeln mit geringeren Zunahmen. Bei Indikatortiergruppen aus Aufzuchtbetrieben, bei denen das Hygienemanagement deutliche Mängel aufwies, lagen bei der Zwischen- und Endprüfung die Haptoglobinkonzentrationen signifikant höher als in Betrieben mit optimalem Hygienestatus.

Die vorgeschlagenen Teststrategien sehen die Messung des Akute-Phase-Proteins Haptoglobin in Kombination mit Checklisten- und Punktbewertungssystemen im Rahmen von überbetrieblichen Gesundheitsmanagementsystemen vor. Günstige Probenentnahmezeitpunkte sind dabei für die Eingangsprüfung drei Tage vor dem Umstallen im Herkunftsbetrieb oder unmittelbar bei Anlieferung im Aufzuchtbetrieb, für die Zwischenprüfung drei Wochen nach dem Einstallen und für die Endprüfung drei Tage vor dem Ausstallen in die Mast.

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