Header-Grafik

Die Signale der Schweine richtig verstehen

deuka 

Die bereits zum elften Mal durchgeführten Schweinefachtagungen standen ganz im Zeichen des praktischen Managements und der Gesunderhaltung in der Ferkelerzeugung und Schweinemast. Für die Tagungsreihe stand in diesem Jahr das Unternehmen Boehringer Ingelheim als kompetenter Partner und Mitveranstalter zur Verfügung. Christian Seeber, zuständiger Fachberater des Hauses Boehringer, führte fachkundig als Moderator durch die drei Tagungen. Dass die Themenwahl mit den Schwerpunkten "Schweinesignale", "aktuelle Fragen zum Betriebs- und Fütterungsmanagement" und "Prophylaxe gegen Ileitis durch orale Impfung" genau das Interesse der schweinehaltenden Betriebe getroffen hatte, war an Teilnehmerzahl und intensiver Diskussionsbeteiligung festzustellen. So konnten auf den drei Tagungen in Weimar (1. März), Großrössen bei Herzberg (2. März) und Ebendorf bei Magdeburg (3. März) insgesamt annähernd 300 Gäste begrüßt werden.

Harald Schaar, deuka Verkaufsleiter für die ostdeutschen Bundesländer, stellte in seiner Begrüßung heraus, dass die Zukunft für die Schweinefleischerzeugung in Deutschland ein positives Vorzeichen habe. "Die Entwicklung des weltweiten Verbrauches an Schweinefleisch zeigt: Ihr Produkt ist "in" und hat Zukunft", so fasste Schaar die Auswertung verschiedener Kennzahlen zur weltweiten Produktion und der Entwicklungsprognosen zusammen. Allerdings müsse jeder Betrieb seine Produktion sowohl von Seiten der Leistungsparameter als gerade auch hinsichtlich der Tiergesundheit im Griff haben. Die dazu erforderlichen Informationen und praktischen Empfehlungen zu liefern, sei das Ziel der diesjährigen Fachtagungen.

"Geht es gut in der Produktion oder kann es besser gehen", so die Eingangsfrage von Dr. med. vet. Kees Scheepens, Schweinefachtierarzt aus Best in den Niederlanden, in seinem Vortrag. Dr. Scheepens zeigte anhand eindrucksvoller Bilder und Filmsequenzen, welche Signale die Schweine tagtäglich abgeben und wie diese "Sprache" zu verstehen ist. "Mehr sehen durch gucken - Sie müssen wie Sherlock Holmes arbeiten", so Scheepens. Bei Sauen zeigt die Konsistenz des Kotes sehr viel über die Fütterung und die Wasserversorgung. Das Liegeverhalten der Ferkel ist ein sehr wichtiges Signal für die Umgebungstemperatur. Liegen die Ferkel auf dem Haufen, dann ist es eindeutig zu kalt. "Man muss das nur bewusst sehen und die Ursache für dieses Signal schnell abstellen", empfahl Dr. Scheepens den anwesenden Landwirten und Tierärzten. Die große Aufmerksamkeit und die angeregte Diskussion zeigte, dass Dr. Scheepens mit seinen Ausführungen viele praktische Anregungen vermitteln konnte. Dr. Scheepens wird noch in diesem Jahr seine Beratungsempfehlungen zusammen mit seinem Partner Jan Hulsen in einem neuen Buch zusammenstellen, das dann auch in deutscher Sprache veröffentlicht werden soll.

Dr. Heinrich Kleine Klausing von der deuka in Düsseldorf stellte in seinem Referat u.a. die Neuentwicklung optigrain®, eine mittels der opticon-Technik druckhydrothermisch aufgeschlossene Getreidemischung für die Ferkelfütterung, vor. Im Futter für Ferkel stelle Getreidestärke die wichtigste Energiequelle dar, so Dr. Kleine Klausing. Aufgrund der unterschiedlichen Struktur der Stärkekörner in Weizen, Gerste und Mais könne die Stärke verschieden schnell im Darm des Ferkels verdaut werden. Bei begrenzter Ausschüttung des für die Stärkeverdauung verantwortlichen Enzyms Amylase können dann unverdaute Stärkemengen in hintere Darmabschnitte gelangen und dort bakteriellen Durchfallerregern als Nahrung dienen, führte Kleine Klausing weiter aus. Mit dem weitgehenden Aufschluss der Stärke in einem Teil der im Ferkelfutter verwendeten Getreidemengen wird die Stärkeverdauung gezielt in den vorderen Dünndarm verlagert. Und dies sei gerade auch für die schwerer verdauliche Maisstärke wichtig. In der Gerste sorge die beim Aufschluss stattfindende intensive Konditionierung der Faserfraktionen für ein gesteigertes Wasserbindevermögen und verbessere die Kotkonsistenz, so stellte Dr. Kleine Klausing die wichtigen Vorteile der Neuentwicklung vor."Eine gut funktionierende Ferkelaufzucht ist gekennzeichnet von der Harmonisierung der Tiere mit ihrem speziellen Gesundheitsstatus, der Haltung und Lüftung, der Fütterung einschließlich Tränk - und Fütterungstechnik, Futter und Wasser .... und dem Menschen", so eine wichtige Feststellung von Jens Liek, Schweinefachberater der deuka, während der Fachtagungen. Grundlage allen Erfolges sei in der Ferkelerzeugung zunächst die Optimierung des Managements und der Fütterung bei den Sauen. Die Kondition der Sauen soll im Ziel im bekannten BCS-Schema zwischen 3,5 bis 4) liegen. "In der Trächtigkeit Erhaltungsfutter plus eine betriebliche Konditionszulage, bei Bedarf zusätzlich eine tierindividuelle Zulage je nach Konditionsbenotung", so die Empfehlung von Jens Liek. Außerdem sei der Eingliederung der Jungsauen Sauenbestand besondere Aufmerksamkeit zu widmen. "Belegen Sie die Jungsauen nicht zu früh und nicht zu leicht. Das Ziel sind mindestens 235 Lebenstage und/oder 140 kg zur ersten Besamung", führte der deuka Fachberater weiter aus.

"Differenzierte Absetzgewichte erfordern in einem hohen Maße auch eine Sortierung in Gewichtsklassen und das Bemühen um die kleinsten Ferkel muss ein besonderes Anliegen sein" - Liek empfahl den Landwirten, Tierärzten und Beratern, sofort zum Einstallen die kleinsten Ferkel in eine eigene Bucht mit separater Wärmequelle zu stellen und hier dann insbesondere das gemeinschaftliche Fressen von feuchtem und sehr schmackhaftem Futter zu ermöglichen. Jens Liek rundete seine Ausführungen mit zwei praktischen Beratungsbeispielen ab, anhand derer er die umgesetzten Maßnahmen in Fütterung und Management erläuterte und die deutlich positive Veränderung der Leistungsdaten bei den Sauen und in der Ferkelaufzucht vorstellte.Die Hintergründe zur Darmerkrankung "Ileitis" und die Möglichkeiten der Prophylaxe durch den neuen Ileitis-Impfstoff aus dem Hause Boehringer Ingelheim erläuterten Dr. med. vet. Gabriele Schagemann auf der Tagung in Weimar sowie Dr. med. vet. Dirk Rauleder in Großrössen und Ebendorf. Die Ileitis des Schweines, wissenschaftlich als Porzine Proliferative Enteropathie (PPE) bezeichnet, ist eine weit verbreitete infektiöse Darmerkrankung bei Schweinen. Der Erreger der Ileitis, Lawsonia intracellularis, kommt weltweit in allen Ländern mit intensiver Schweineproduktion vor. Stellt die Ileitis ein Bestandsproblem dar, hat sie für die betroffenen Betriebe größte ökonomische Bedeutung. In Deutschland sind nach jüngsten wissenschaftlichen Studien ca. 80 % der Betriebe serologisch positiv, d.h. im Blut der Schweine sind Antikörper gegen den Erreger nachweisbar, womit ein Kontakt der Tiere mit dem Erreger gezeigt werden kann. "Neben den klinischen Verlaufsformen kann die Infektion mit Lawsonia intracellularis zu einer subklinischen Form der Erkrankung führen. In der Regel fällt die mangelhafte Zunahme durch eine uneinheitliche Gewichtsentwicklung (Auseinanderwachsen) bei gleichaltrigen Schweinen in den Aufzucht- und Mastgruppen auf", so die Boehringer-Fachleute weiter. Und gerade auch diese subklinischen Verlaufsformen bedingen erhebliche finanzielle Einbußen. Daher sei nach umfassender differentialdiagnostischer Klärung durch den bestandsbetreuenden Tierarzt festzulegen, welche Therapie- und Prophylaxemaßnahmen anzuwenden seien. Die orale Schluckimpfung mit dem neuentwickelten und seit kurzem in Deutschland zugelassenen Impfstoff sei eine wirksame Prophylaxemaßnahme zur nachhaltigen Kontrolle der Ileitis, so die Erfahrungen im Hause Boehringer.

Die Fragen der anwesenden Landwirte, Tierärzte und Fachberater zu den einzelnen Themenkomplexen zeigten deutlich, dass sowohl im Fütterungs- als auch im Tiergesundheitsmanagement tiefgehender Informationsbedarf besteht. "Wir haben wieder neu gelernt, bekannte Signale unserer Schweine gezielt zu interpretieren und geeignete Maßnahmen zur Verbesserung anzuwenden", so die einhellige Meinung vieler Gäste.

Die Kurzfassungen der drei Hauptreferate können Sie hier direkt downloaden:


Kurzfassung Vortrag Dr. Kees Scheepens (29 kB)

Fachbeitrag zum Vortrag Dr. Heinrich Kleine Klausing (560 kB)

Kurzfassung Vortrag Dr. Gabriele Schagemann und Dr. Dirk Rauleder (36 kB)

zurück zur Übersicht