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Erzeugergemeinschaft bietet Parasiten Paroli

U. Bräunig, dlz-agrarmagazin Nov. 2000 

Ähnlich wie bei der flächendeckenden Mykoplasmenimpfung suchen Erzeugergemeinschaften nach einer einfachen, aber wirkungsvollen Strategie der Räude- und Spulwurmbekämpfung, um trotz der Vielzahl von Mitgliedern eine einheitliche Ferkelqualität anbieten zu können. Wie das erfolgreich funktioniert, zeigt folgendes Beispiel aus Rheinland-Pfalz, wo über eine „Verdrängungstherapie” die Räude in den Sauenherden getilgt wird.

Ab Februar 1999 wurde in einer Gemeinschaft von insgesamt zwölf Ferkelerzeugern untersucht, wie sich eine koordinierte Parasitenbekämpfung auf die Aufzuchtleistung der insgesamt etwa 1200 Sauen auswirkt. Was wurde verändert? Zunächst hat man gemeinsam mit dem Schweinegesundheitsdienst und den Hoftierärzten einen Behandlungsplan erstellt. Wurden die Sauen bislang jeweils vor dem Abferkeln behandelt, erfolgt dies jetzt im Abstand von sechs Monaten, wobei der gesamte Elterntierbestand einbezogen wird. Es wurde festgelegt, dass künftig alle Betriebe im Februar und im Juli diese Bestandsbehandlung durchführen. Ziel ist es, Ferkel mit möglichst einheitlichem Parasitenstatus verkaufen zu können.




Akute Räude bei einem Läuferschwein. Die Schweine reagieren allergisch in Form von Hautrötungen und Pusteln auf den Räudemilbenbefall. Die Hautveränderungen gehen mit sehr starkem Juckreiz einher. 






















Chronische Räude, typisch für ältere Mastschweine und Zuchttiere.
Erkennbar an der schmutzig grauen Farbe der Haut sowie Krusten und borkige Auflagerungen am Körper.
Zum Einsatz kam hier das Endektozid Dectomax-S, das sich aufgrund seiner Wirkungsdauer gegen Räude und Würmer für diese intervallweise Behandlung gut eignet. Der Medikamentenaufwand wurde so um zehn Prozent von vorher 2,2 Behandlungen je Sau und Jahr (zyklisch) auf jetzt zwei Behandlungen (Stichtag) reduziert. Damit verringerten sich die Arzneimittelkosten um etwa zwei DM je Sau und Jahr.

Die auffälligste klinische Verbesserung war beim Juck- und Kratzverhalten der Sauen bereits 14 Tage nach der ersten Behandlung festzustellen (siehe Abbildung). Die durch Räude verursachte Unruhe der Schweine führt ja nicht nur zu einem höheren Erhaltungsbedarf der Sauen. Den schwächsten neugeborenen Ferkeln werden die hektischen Kratzbewegungen der Muttersau im Abferkelstand schnell zum Verhängnis. Es hat sich gezeigt, dass mit den ruhigeren Sauen im Versuchsjahr die Erdrückungsverluste gegenüber dem Vorjahr um 1,0 auf 4,8 Prozent gesenkt werden konnten.

Abbildung zum Kratzindex



 

= Bestandsbehandlungen im Abstand von 6 Monaten

 
Kratzindex > 0,4: Verdacht auf Räude (Kratzbewegungen / 10 Schweine in 10 min)

Überraschend war das Abheilverhalten: Die räudig veränderte Haut der Schweine brauchte etwa zwei bis drei Monate bis zur völligen Abheilung. Etwa die Hälfte der Sauen reagierte auf die Behandlung mit einer großflächigen Abschuppung alter abgestorbener Hautpartien. Erst nachdem sich diese Hautschuppen abgelöst hatten oder in der Sauendusche abgewaschen wurden, zeigten sich die Schweine im neuen rosa Haarkleid.

Der Behandlungserfolg wurde in den Betrieben durch zwei Hygienemaßnahmen maßgeblich gestützt:
  • Quarantänestall: Alle Zukauftiere kommen bei Ankunft in Quarantäne und werden dort gegen Parasiten behandelt.
  • Sauenduschen: Um insbesondere auf der Haut haftende Spulwurmeier zu beseitigen, werden die Sauen vor dem Einstallen in das gereinigte und desinfizierte Abferkelabteil gründlich gesäubert. So lässt sich das Risiko einer Spulwurminfektion der Saugferkel deutlich senken.

Für die Betriebe der Erzeugergemeinschaft ergeben sich aus dieser Behandlungsstrategie Vorteile für die Vermarktungsorganisation: Zum einen wird infolge des Langzeitschutzes gegen Räude und Würmer das Risiko von Reinfektionen in den Betrieben deutlich gesenkt. Alle zum Verkauf anstehenden Ferkel haben den gleichen Parasitenstatus. Ein Jahr nach Beginn der Bestandsbehandlungen untersuchte der Schweinegesundheitsdienst Rheinland-Pfalz Kotproben von sieben Wochen alten Ferkeln. Lediglich bei einem von 20 Ferkeln wurden Spulwurmeier nachgewiesen. Zum anderen dienen die vom Tierarzt ausgestellten Abgabebelege im hofeigenen Medikamentenbuch zur Kontrolle der termingerechten Durchführung der Parasitenbekämpfung.

Für die freundliche Unterstützung der Firma 


 

zu diesem Thema möchten wir uns herzlich bedanken!

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