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Biologie und Behandlung von Ascaris suis (Spulwurm des Schweines)

M. Pollmeier, Pig Journal, Vol 40 

Ascaris suis, der Spulwurm des Schweines ist ausgewachsen ca. 15 - 30 cm lang und hat einen Durchmesser von 4 - 6 mm. Sie parasitieren im Dünndarm, wo der weibliche Wurm täglich ungefähr 100.000 Eier, unter besonderen Bedingungen auch bis zu 1.000.000 Eiern produziert. Die Eier besitzen eine widerstandsfähige Schale und sind Umwelteinflüssen gegenüber sehr stabil, so dass sie noch nach 5 Jahren infektiös sein können. 

Nehmen Schweine Eier von Ascaris suum auf, beginnt die sogenannte Migrationsphase. Die aus den Eiern geschlüpften Larven bohren sich durch die Dünndarmwand und gelangen über den Blutkreislauf in die Leber. Dort verursachen sie Schwellungen und Blutungen, die als "milk spots" (Milchflecken) auf der Leber sichtbar werden. Nach ca. 4 Tagen wandern die Larven in die Lunge wo sie ebenfalls Blutungen und Entzündungsreaktionen hervorrufen. In dieser Phase ist die Immunitätslage der Schweine deutlich herabgesetzt, die Tageszunahmen sinken, bei sehr starkem Befall werden Kümmerer beobachtet. 
Ist die Entwicklung der Würmer in der Lunge abgeschlossen, wandern sie durch die Bronchien in den Rachen des Schweines, wo sie abgeschluckt werden und sich im Dünndarm zu erwachsenen Spulwürmern entwickeln.

Schweine sind in der Lage, eine Immunität gegen Ascaris suis auszubilden. In Folge eines andauernden Wurmbefalls baut sich eine Art Barriere im Dünndarm auf, die den Durchtritt der Larven in den Organismus verhindert.


Diagnose
Die Diagnose kann anhand ausgeschiedener Larven, Würmer und Wurmeier aus einer Kotprobe gestellt werden. Im Wanderstadium, in dem noch keine Eier nachgewiesen werden können, ist eine serologische Untersuchung möglich. 


Effekte der Infektion
Die Schäden durch Ascaris suis sind nicht nur die aufgrund der milk spots verworfenen Lebern erheblich, auch die schlechten Tageszunahmen führen zu massiven wirtschaftlichen Schäden. Man geht davon aus, dass mit Spulwürmern befallene Schweine ihr Schlachtgewicht erst 30 Tage später als wurmfreie Tiere erreichen. Dazu kommt die erhöhte Anfälligkeit gegenüber Lungeninfektionen während der Larvenwanderung.
Laut statistischen Erhebungen in Deutschland und Italien werden in 10 - 15% der Schlachtschweine Lebern mit milk spots gefunden. Darüber hinaus wurden bei Schweinen mit veränderten Lebern auch signifikant häufigere Lungenveränderungen als bei Schweinen ohne milk spots beobachtet.


Behandlung und Prophylaxe
Die Hygiene spielt bei der Prophylaxe eine wichtige Rolle. Die große Widerstandskraft der Eier gegenüber Umwelteinflüssen und Desinfektionsmitteln macht eine sehr gründliche mechanische Reinigung notwendig. Auch das Abduschen der Tiere vor dem Umstallen verringert die Weiterverschleppung der Wurmeier.

Die gängigen Anthelmintika (Entwurmungsmittel) sind gegen die erwachsenen Würmer im Darm der Schweine wirksam, einige auch gegen die Larvenstadien, die im Körper wandern:

  • Piperazin: wirksam gegen adulte (erwachsene) Würmer 
  • Dichlorvos (in D nicht mehr im Handel), Cambendazol, Fenbendazol, Levamisol und Pyrantel: wirksam gegen adulte Würmer, teilweise gegen Larvenstadien
  • Ivermectine: als Injektionspräparate und oral wirksam gegen adulte und Larvenstadien.

Zeitpunkt der Entwurmung:
  • Zuchtbetriebe: entweder regelmäßige Entwurmung aller Tiere (2 x pro Jahr), oder Entwurmung der Sauen 14 Tage vor dem Abferkeltermin und der Eber 2x jährlich. Vor dem Einstallen in den Abferkelstall sollten die Sauen gewaschen werden, um die Übertragungsrate auf die Ferkel zu verringern. Jungsauen sollten noch in der Quarantäne entwurmt werden. 
  • Aufzuchtbetriebe: Entwurmung ab der 2.Woche nach dem Aufstallen, Selektion erst nach Abschluss der Behandlung, damit alle Tiere den gleichen Parasitenstatus haben. 
  • Mastbetriebe: Entwurmung bei unbekanntem Wurmstatus gleich nach dem Aufstallen. Bei kontinuierlicher Aufstallung ist das Infektionsrisiko durch neu hinzukommende Tiere groß.
Um wirtschaftliche Schäden zu vermeiden und einen hohen Qualitätsstandard zu erreichen muss auf eine regelmäßige Entwurmung geachtet werden. Durch eine gute Zusammenarbeit zwischen Zucht- und Mastbetrieben kann der Einsatz von Anthelmintika gesenkt werden.


Pigpool-Fazit für die Praxis
Ein konsequentes Entwurmungsprogramm sollte in Betrieben mit konzeptioneller Schweineproduktion eine Selbstverständlichkeit sein. Besondere Bedeutung erlangt dieses Thema spätestens dann, wenn die Schlachtunternehmen für verwurmte Lebern einen Festbetrag vom Schlachterlös abziehen. Hier sind Summen von 4,00 bis 7,00 DM im Gespräch!

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