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Beköderung von Schadnagern – Gift ist nicht gleich Gift

Christin Lehmann, Bahnhofstr. 69, 25782 Tellingstedt 

Als Gifte gegen Schadnager haben sich vor allem Antigerinnungsmittel durchgesetzt, sie sind höchst wirksam, die Umweltbelastung ist begrenzt und sie werden mit Verzögerung und ohne schmerzhafte Agonie (Todeskampf) wirksam. Die wichtigste Eigenschaft eines Köders ist die Wirksamkeit des Lockstoffes, davon hängt alles ab. Die Attraktivität eines Köders kann man jedoch nicht verallgemeinern, da sie von verschiedenen Faktoren abhängig ist, wie z.B. Vorhandensein alternativer Nahrungsquellen, Ernährungsgewohnheiten einzelner Populationen, Populationsdruck und Sozialverhalten der Zielorganismen und Tierart. Ein gleichzeitiger Test mit verschiedenen Zubereitungen vor Ort kann Aufschluss über die Vorlieben der jeweiligen Population geben. Dabei muss man wissen, dass Ratten eine z.T. ausgeprägteNeophobie (Angst vor Neuem) haben und neue Köder u.U. 2-3 Tage oder länger nicht anrühren. Weitere wichtige Kriterien von Nagerködern sind: Haltbarkeit (v.a. Widerstandsfähigkeit gegen Nässe und Feuchtigkeit), Wirksamkeit, praktische Einsetzbarkeit, Umweltsicherheit und der Preis.

Widerstandsfähigkeit gegen Feuchte und Nässe

Zubereitung

Hausmaus Wanderratte

Paste

++++ +

Creme

++ (+)

Pellets

+ 0

Paraffinierte

Miniblocks

+++++ +++++

Ködergemisch

(+) 0

Ködergemisch

im Portionsbeutel*

+++ +

Getreidekörner

+ 0


* = Papier mit Polyethylen beschichtet

Übersichtstabelle über die Attraktivität verschiedener Köderzubereitungen für unterschiedliche Tiere:

Zubereitung Hausmaus Wanderratte Hausratte Wühlmaus Hunde Vögel

Paste

+++++ +++++ +++ ++++ ++++ (+)

Creme

++++++ ++++++ ++++++ ++ ++++ (+)

Pellets

+++ +++ ++ ++ (+) +

Paraffinierte

Miniblocks

+ ++ + + (+) (+)

Ködergemisch

+++ +++ ++ ++ (+) +++

Ködergemisch

im Portionsbeutel*

++ ++ ++ ++ (+) (+)

Getreidekörner

++ ++ ++ ++ (+) +++


* = Papier mit Polyethylen beschichtetDie Wirksamkeit von Giften wird über die sogenannte LD 50 gemessen. Dies ist Ködermenge in Gramm gemessen, die bei einmaliger oraler Aufnahme des Giftes bei 50% der Tiere einer Versuchsgruppe zum Tode führt.

Tödliche Dosis bei einmaliger Köderaufnahme (LD 50)in Gramm Fertigköder bei durchschnittlichem Gewicht

Wirkstoff

Konzentration (%)

Warfarin

0,025%

Clorophacinone

0,005%

Difenacoum

0,005%

Bromadiolone

0,005%

Bodifacoum

0,005%

Ratte, ca. 250 g

186 g

102,5 g

9 g

5,6 g

1,3 g

Maus, ca. 25 g

37,4 g

12,7 g

0,4 g

0,8 g

0,2 g

Hund, ca. 15 kg

1200 - 3000 g

*

15000 g

3000 g

45 - 1000 g

Katze, ca. 3 kg

72 - 480 g

*

6000 g

1500 g

1500 g

Kaninchen, ca. 3 kg

9600 g

3000 g

120 g

60 g

17,4 g

Schwein, ca. 70 kg

280 - 1400 g

*

40000 - 100000 g

4200 g

700 - 2800 g

Schaf, ca. 50 kg

*

*

100000 g

*

25000 g

Huhn, ca. 1,5 kg

4800 g

*

1500 g

180 - 480 g

30 - 300 g



* = Daten nicht verfügbarDie Giftwirkung nimmt beträchtlich zu, wenn die Tiere den Köder mehrere Tage nacheinander aufnehmen, d.h. die notwendige letale (tödliche) Dosis verringert sich enorm.

Letale Dosis bei mehrmaliger Köderaufnhame: in Gramm Fertigköder an fünf aufeinanderfolgenden Tagen

Wirkstoff

Konzentration (%)

Warfarin

0,025%

Clorophacinone

0,005%

Difenacoum

0,005%

Bromadiolone

0,005%

Brodifacoum

0,005%

Ratte, ca. 250 g

0,44 g

0,80 g

0,44 g

0,35 g

0,15 g

Maus, ca. 25 g

*

*

0,04 g

*

0,02 g



* = Daten nicht verfügbarWirkstoffe:Warfarin (Murin)
Blutgerinnungshemmend bei mehrfacher Aufnahme, geeignet für die Rattenbekämpfung, wenn keine Resistenz (= Widerstandsfähigkeit) vorliegt.

Chlorophacinon (Murin Super):
Blutgerinnungshemmend bei mehrfacher Aufnahme, geeignet für die Wanderrattenbekämpfung (Rattus norwegicus) mit optimaler Wirkungsverzögerung und demzufolge hervorragender mumifizierender (= austrocknender) Wirkung.

Clorophacinon und Sulfachinoxalin
Sulfachinoxalin tötet diejenigen Mikroorganismen im Verdauugssystem der Nagetiere, die das Vitamin K1 erzeugen (= das Gegenmittel bei Blutgerinnuns-Hemmung) und verstärkt so die gerinnungshemmende Wirkung des Chlorophacinon.

Difenacoum: (Murin Dife)
Blutgerinnungshemmend bei einmaliger Aufnahme. Starke Wirkung gegen Hausmäuse (Mus musculus); gegen Ratten weniger stark. Giftwirkung bei Hunden, Katzen und Schweinen gering.

Bormadiolone: (Murin Forte)
Blutgerinnungshemmend bei einmaliger Aufnahme. Optimale Wirkung bei begrenzten Umweltrisiken, besonders bei Ratten, ausgeprägte Mumifizierungswirkung (= austrocknend). Geeignet gegen alle schädlichen Mäuse (Muriden).

Brodifacoum: (Murin Facoum)
Der stärkste Blutgerinnungshemmer, der heute im Handel ist. Der Tod tritt allgemein schneller ein als bei den anderen Gerinnungshemmern (nach 3-4 Tagen). Höchstwirksam auch gegen die resistentesten Arten der Hausmaus (Mus musculus) und bei extremen Befallsituationen. Die geringe Ködermenge, die nötig ist, um den Tod der Nager herbeizuführen, in Verbindung mit der sehr attraktiven Zubereitung des Köders als Paste, erlaubt die Anwendung der „pulsierenden Beköderung“ und damit eine Einsparung an Köder.

Übersicht über die Eigenschaften der einzelnen Wirkstoffe

Wirkstoff Wirkung auf  Hausmaus Wirkung auf Wanderratte Wirkungs-geschwindigkeit Risiko für Köderscheue Mumifizierungs-eigenschaften Risiko für Nicht-Zielorganismen

Warfarin

0,025%

+ + + + +++++ +

Clorophacinone

0,005%

+ ++ ++ ++ ++++ +

Difenacoum

0,005%

+++ ++ +++ +++ +++ ++

Bromadiolone

0,005%

++ +++ +++ +++ +++ +++

Brodifacoum

0,005%

++++ ++ ++++ ++++ ++ +++++


Einschränkungen der Giftwirkung durch Silage
Die Gerinnungshemmende Wirkung der Gifte wird durch die Aufnahme der Vitamine K1 und K3 unterdrückt. Diese Vitamine werden beim Gärungsprozess von Silage gebildet. Wenn sich Ratten und Mäuse zwischendurch an vorhandener Silage sattfressen, wird die Giftwirkung aufgehoben. Ist dem Köder der Wirkstoff Sulfaquinoxalin zugefügt, neutralisiert dieser die K-Vitamine und das eigentliche Gift kann seine volle Wirksamkeit verbreiten.

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