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E. coli Durchfall und Ödemkrankheit (Zusammenfassung)

Brad Boswart, Iowa Schweinekrankheiten-Konferenz 1998 

Bei E. coli wird zwischen apathogenen (= keine Krankheit verursachenden) und pathogenen (krankmachenden) Stämmen unterschieden. Die apathogenen Stämme sind normale und nützliche Bewohner des Magen-Darm-Traktes. Die pathogenen Stämme klassifiziert man in enterotoxische (ETEC) und verotoxische (VTEC) E. coli. Sie sind u. a. für Erkrankungen wie Durchfälle bei neugeborenen und abgesetzten Ferkeln und Ödemkrankheit verantwortlich. 

ETEC - Enterotoxische E. coli
Diese E. coli Stämme besitzen zwei Mechanismen, die sie sehr erfolgreich machen. Zum einen sind es die Fimbrien, mit denen sie sich fest an die Zellen der Darmschleimhaut anheften und sich dort vermehren können. Zum anderen produzieren sie ein Endotoxin, dass die Darmzellen dazu veranlasst, Flüssigkeit in den Darm abzugeben. Daraus resultiert dann der Durchfall, der die Tiere schwächt. 

VTEC - Verotoxische - E. coli
Auch verotoxische E. coli besitzen Anheftungsmechanismen, mit denen sie sich das Wachstum im Darm erleichtern. Sie produzieren ein Toxin, dass im Organismus die Durchlässigkeit der Gefäßwände verändert, was zu den klinischen Symptomen wie der der Ödemkrankheit führt. Ist das Zentrale Nervensystem betroffen, kann es schnell zu Todesfällen kommen. 

Beobachtungen zeigen, dass einige Stämme in der Lage sind, beide Arten von Toxinen zu bilden und somit Durchfall als auch Ödemkrankheit auslösen können.


Diagnose
Die Diagnose wird anhand der klinischen Symptome gestellt und kann durch eine Bakterienkultur abgesichert werden.
Außerdem ist es möglich, pathogene und apathogene Stämme im Labor zu unterscheiden, was in Zweifelsfällen sehr hilfreich sein kann.


Maßnahmen gegen E. coli
E. coli Bakterien sind regelmäßig im Kot anzutreffen. Daher ist die Stallhygiene ein wichtiger Faktor, um Infektionen zu verhindern. Unterstützend ist dabei das Rein-Raus-System, da die Infektkette beim Reinigen und Desinfizieren des leeren Stalls unterbrochen werden kann. Die Medikation ist im akuten Fall wirksam und hilfreich, hat aber eine Reihe von Nachteilen: z.B. die oft sehr hohen Kosten für die Behandlung, die Bildung von Resistenzen wird unter Umständen gefördert. Es muss daher das Ziel bleiben, die Infektion zu vermeiden.

Impfungen
Die Impfung gegen E. coli ist möglich. Aufgrund der unterschiedlichen Fimbrienstruktur der einzelnen Stämme wirkt nicht jeder Impfstoff gegen jede Form der Infektion.


Fütterung
Es ist seit langem bekannt, dass die Ödemkrankheit durch Futterreduktion bei den Absetzern, oder durch Zufütterung mit Hafer eingedämmt werden kann. In einem Versuch konnte gezeigt werden, dass der Verlauf der Ödemkrankheit auch mit der Reduzierung des Soja-Anteils bzw. des Protein-Anteils in der Ration der Absetzer gemildert wird. Ersetzt man das pflanzliche Protein durch tierisches wie z. B. aus Molke oder Plasma, erzielt man den gleichen Effekt. 
Bei Saugferkeln beobachtet man generell keine Ödemkrankheit; sie tritt erst nach dem Absetzen auf. Grund hierfür ist die unterschiedliche Struktur der Darmschleimhaut. Die Darmzellen säugender Ferkel bieten den Erregern der Ödemkrankheit keine Möglichkeit zur Anheftung. Daraus folgt, dass mit Kuhmilch gefütterte Ferkel nicht erkranken.


Genetik
Ein weiterer Faktor zur Vermeidung von E. coli Infektionen ist das genetische Potential der Schweine. Es gibt Tiere, die Resistenzen gegen zwei häufig auftretende Stämme besitzen. Ihre Darmschleimhaut bietet den Bakterien keine Angriffsmöglichkeit, es findet keine Anheftung und Vermehrung statt. 

In einem Versuch wurden 4 Gruppen von Ferkeln miteinander verglichen: 
1. genetisch empfängliche Tiere, Fütterung mit Proteinanteil pflanzlichen Ursprungs
2. genetisch empfängliche Tiere, Fütterung mit Proteinen tierischen Ursprungs
3. genetisch resistente Tiere, Fütterung mit Proteinen pflanzlichen Ursprungs
4. genetisch resistente Tiere, Fütterung mit Proteinen tierischen Ursprungs.

Lediglich bei der 1. Gruppe trat die Ödemkrankheit auf, die anderen drei Gruppen erkrankten nicht und entwickelten sich nahezu gleich. Dieses Experiment zeigt, dass die Ödemkrankheit entweder durch eine qualitativ hochwertige Diätfütterung oder durch den Einsatz resistenter Schweinelinien verhindert werden kann.


Pigpool-Fazit für die Praxis
Durch E. coli bedingte Durchfälle und Ödemkrankheit spielen seit jeher eine große Rolle in der Schweineproduktion und verursachen enorme Kosten. In Problembetrieben muss eine detaillierte Diagnostik Grundlage für weiteres Handeln sein. Neben antibiotischer Behandlung sind Impfungen als Prophylaxe möglich. Kombimpfstoffe gegen E. coli und Clostridium perfringens Typ C stehen ebenfalls zur Verfügung. Zu überprüfen sind neben Hygiene auch Futter, Fütterung und Wasserversorgung. Genetische Disposition kann auch eine Rolle spielen. Züchtung auf E. coli Resistenz ist prinzipiell möglich, steckt aber in Bezug auf praktische, breite Anwendung im Feld noch in den Anfängen.

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