Header-Grafik

Dysenterie - Teil 1 - Erreger, Untersuchung, Therapie

Livestock Conservation Institute, Madison, AASP, Institut für Mikrobiologie der TiHo Hannover, bioScreen European Veterinary Disease Management Center GmbH, Münster 

Einleitung
In Gebieten mit hoher Schweinedichte gibt es immer einen hohen Prozentsatz an Betrieben mit Schweinedysenterie. Die Erkrankung ist seit 1921 bekannt, der Erreger wurde erst 50 Jahre später in Iowa entdeckt.


Erreger
Brachyspira hyodysenteriae ist eine gramnegative, sauerstofftolerante Spirochäte (=spiralförmiger Erreger).
Die Infektionsquelle sind in der Regel subklinisch infizierte Schweine, aber auch Schadnager, kontaminierte Gegenstände und Bekleidung sowie die Güllebehälter können Reservoire für den Erreger darstellen. Die Überlebensrate von Brachyspira hyodysenteriae kann in Mäusen bis zu ein Jahr betragen. Wirksame Desinfektionsmittel sind u. a. quaternäre Ammoniumverbindungen, Phenolderivate, Jodlösungen etc. Eine effektive Reinigung muss der Desinfektion immer vorausgehen.


Diagnose
Typisches Krankheitsbild der Dysenterie ist der schleimig-blutige mitunter zementfarbene Durchfall, der von den anderen Schweinen der Bucht gern gefressen und von der verschmierten Analgegend abgeleckt wird.
Es gibt einige Erkrankungen, die der Dysenterie ähneln. Dazu gehören die chronische Salmonellose, die proliferative Enteritis, Magengeschwüre und der Peitschenwurmbefall. Eine gründliche Diagnosestellung ist daher sehr wichtig. Allein die mikroskopische Untersuchung kann die Differenzierung zwischen Brachyspira hyodysenteriae und anderen apathogenen (= nicht krankmachende) Brachyspiren nicht erbringen. Das wichtigste Symptom der Dysenterie ist, dass sich die diffusen Läsionen ausschließlich auf den Dickdarm beschränken.


Proben für die Untersuchung / Untersuchungsmethoden
Tupfer aus dem Rektum, Kotuntersuchung:
Inapperent infizierte Tiere scheiden den Erreger nicht kontinuierlich aus. Sinnvoller ist ein Schleimhautabstrich, oder mehrere Proben von auffälligen Tieren mit Durchfall, die keine Medikamente erhalten. Die Proben müssen möglichst frisch untersucht werden. Da Brachyspiren anaerob (= unter Luftabschluss) wachsen, müssen Röhrchen luftdicht verschlossen werden oder Tupfer mit anaerobem Medium verwendet werden.

    • 1. Untersuchung mittels PCR (= Polymerase-Chain-Reaction):
      mit diesem Untersuchungsverfahren können geringe Mengen eines Erregers nachgewiesen werden, indem das genetische Material (DNA oder RNA) identifiziert wird. Dabei ist auch die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Arten der Brachyspiren möglich.
    • 2. Untersuchung durch kulturelle Anzüchtung: 
      hierbei wird der Erreger in einem Nährmedium angezüchtet. Auch geringe Mengen von Brachyspiren in der Probe können so nachgewiesen werden. Zur Unterscheidung der verschiedenen Arten muss danach eine biochemische Untersuchung stattfinden, um anhand der unterschiedlichen Stoffwechselreaktionen die Unterart zu differenzieren. 
  • 3. Dunkelfeld- oder Phasenkontrast-Mikroskopie:
    hiermit können die Erreger im akuten Fall nachgewiesen werden, in der Ölimmersion liegen dann mehr als 5 Spirochäten pro Feld vor. Normalerweise genügt das zur Diagnosestellung, da apathogene Formen nicht in dieser großen Anzahl auftreten. Hierfür muss jedoch die Probe genügend Erreger enthalten, es kann zu falsch negativen Ergebnissen führen. 
    Die beschriebenen Verfahren haben Vor- und Nachteile, z.B. ist nur bei der Erregeranzüchtung ein anschließender Resistenztest möglich. Als Nachteil ist die relativ lange Untersuchungsdauer dieses Verfahrens zu nennen. Die Entscheidung für ein bestimmtes Verfahren ist daher in jedem Einzelfall neu zu treffen. 
    Weitere mögliche Verfahren
    • Serologie:
      Serologische Tests können zum Nachweis von Antikörpern herangezogen werden, und dienen zur Absicherung vorangegangener Untersuchungsergebnisse. (Hierbei ist keine Unterscheidung zwischen apathogenen und pathogenen Stämmen möglich, so dass dieses Verfahren keine Praxisreife erlangt hat.)
    • Gefärbter Ausstrich:
      Mit den Verfahren der Gram- oder Viktoria-Blau-Färbung können Spirochäten sichtbar gemacht werden.

Therapie
Für eine medikamentelle Therapie können prinzipiell Lincomycin, Valnemulin oder Tiamulin (evtl. auch Tylosin) eingesetzt werden. Die Prüfung der Erregersensibiltät ist aufgrund der unterschiedlichen Resistenzsituationen unbedingt erforderlich!!! 
Die häufigsten Fehlerursachen bei der Behandlung sind die inadäquate Medikation, Resistenzen, Kontamination der Umgebung, Fehldiagnosen, die Wiedereinschleppung durch latent infizierte Schweine, Schadnager, Kot und andere Vektoren, eine nicht angepasste Behandlungsdauer und das Vorliegen von Begleitinfektionen.


Pigpool-Fazit für die Praxis
Die Diagnose "Dysenterie" ist auf Basis klinischer Erscheinungen allein nicht möglich. Es sollten auf jeden Fall Laboruntersuchungen durchgeführt werden. Aufgrund der Tatsache, dass nur sehr wenige Medikamente für die Therapie zur Verfügung stehen, ist ein Resistenztest sinnvoll. Falls eine Dysenteriesanierung durchgeführt werden soll, ist der Resistenztest vorab zwingend notwendig!!
(siehe auch: "Dysenterie, Teil 2 - Sanierungskonzepte")

zurück zur Übersicht

 
In der Kategorie Infopool können Sie Informationen und/oder Artikel zu den verschiedenen angegebenen Themen nachlesen.

Falls Sie ein bestimmtes Thema suchen, können Sie gezielt oben im Suchfeld einen Suchbegriff eingeben und so schnell zum Ziel gelangen.