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Diagnose der Kokzidiose beim Schwein (Zusammenfassung)

R. J. Higgins, The Pig Journal, Vol. 43 

Einleitung
Isospora suis ist ein wichtiger Auslöser für Durchfallerkrankungen bei Saugferkeln im Alter von 1-3 Wochen. Der Durchfall ist hierbei das augenfälligste Zeichen, die Störung des Allgemeinbefindens und das verzögerte Wachstum der betroffenen Würfe machen jedoch den größten Teil des wirtschaftlichen Schadens dieser Erkrankung aus. Das häufigste Symptom der Kokzidiose ist eine schwere Darmentzündung in der zweiten Lebenswoche.
Für die Diagnose von gefärbten Ausstrichen der frischen Darmschleimhaut oder Schleimhauttupfern ist eine gewisse Erfahrung notwendig. Da die Oozysten (= Fortpflanzungsstadien der Kokzidien) nicht ständig mit dem Kot ausgeschieden werden, gibt die Kotuntersuchung nicht immer ein aufschlussreiches Bild über die Infektion. Diese Untersuchung ist nur sinnvoll, um einen Überblick über die Infektion oder den Therapieerfolg ganzer Würfe oder Bestände zu bekommen.
Die wichtigste Differentialdiagnose ist der von Rotaviren hervorgerufene Durchfall der Saugferkel, der als konkurrierende Infektion oft mit Kokzidien gemeinsam auftritt. 


Symptome der Kokzidiose
Hauptsymptom der Infektion mit Isospora suis ist der Durchfall ohne Fieber. Der Kot ist anfangs pastös, später flüssig. Die Farbe variiert stark, es können weiße, gelbliche, graue oder braune Durchfälle auftreten. Es kann Erbrechen auftreten, in der Regel saugen die betroffenen Ferkel weiter. Wenn keine Begleiterkrankungen auftreten und die Umgebungsbedingungen stimmen, dauern die Symptome nur einige Tage an.
Es werden jedoch auch sehr unterschiedliche Krankheitsanzeichen beobachtet, sogar Verstopfung wird bei einigen Tieren auftreten, der Kot sieht dann wie pelletiert aus.
Die Anzahl der erkrankten Tiere innerhalb eines Wurfes schwankt stark. 
Ein Charakteristikum ist das Auftreten der Kokzidiose im Alter von 1 - 3 Wochen. Bei Ferkeln über 3 Wochen Alter erneuert sich die Darmschleimhaut normalerweise in einem schnelleren Rhythmus, so dass die Kokzidien nur eine Erkrankung ohne nennenswerte Symptome auslösen können.


Pathologie
Bei Ferkeln die im akuten Stadium der Infektion getötet und seziert werden findet man eine hochgradige Dünndarmentzündung, die sich von anderen Darminfektionen, wie z. B. der Rotaviren-Infektion nicht mit dem bloßen Auge unterscheiden lässt.
Isospora suis kann sich auch in den Darmlymphknoten, der Leber und der Milz vermehren, um dann in die Darmschleimhaut zurückzukehren. Das erklärt die beobachteten Fälle schwerer Erkrankungen bei älteren Ferkeln, bei denen nur selten der Parasitennachweis gelingt. 


Histologie
Bei der mikroskopischen Untersuchung der Darmschleimhaut fällt das Kopfsteinpflaster - artige Aussehen der Darmzotten auf. Der Nachweis der Kokzidien erfolgt durch ihre Entwicklungsstadien, die sich in den Darmzotten befinden. In Abhängigkeit zur Menge der aufgenommenen Parasiten steht das Ausmaß der Veränderung der Darmzellen. Sie werden durch die Kokzidienentwicklung zerstört. Als Folge kommt es zu Störungen in der Verdauung, Fehlgärungen und Durchfall. 
Später im Verlauf der Infektion auftretende Stadien verursachen weniger starke Veränderungen. Je nachdem, wie groß die Schäden zu Beginn der Infektion waren, wird das Darmepithel so weit als möglich wieder hergestellt.


Diagnose
Für den histologischen Nachweis der Kokzidien eignen sich frischtote unbehandelte Ferkel, im frühen Stadium der Erkrankung. Der Magen-Darm-Trakt muss innerhalb von Minuten fixiert werden, da das Darmepithel mit den Parasiten sehr schnell der Zersetzung zum Opfer fällt. Teilstücke des Dünndarms von 1 -2 cm Länge und sichtbar veränderte Areale in 10%iger Formalinlösung sind ideal.

Tupfer aus dem Dünndarm frischtoter Ferkel können mit etwas Erfahrung zur schnellen Diagnosefindung herangezogen werden. Dazu eignen sich z.B. nach Giemsa oder Wright gefärbte Ausstriche.

Die Kotuntersuchung stellt eine sehr schnelle Methode dar. Die Oozysten der Kokzidien werden in einer Natriumchlorid/Glucose-Lösung mit der Flotationsmethode angereichert und mikroskopisch nachgewiesen. Wichtig hierbei ist die Unterscheidung zu Eimeria-Arten. Diese Kokzidien sind im Gegensatz zu Isospora suis nur wenig oder nicht pathogen. 
Bei der Untersuchung des Kotes kommt es häufig zu falsch negativen Ergebnissen: die Ausscheidung der Oozysten erfolgt nicht kontinuierlich, die Kotprobe kann zu einem zu frühen Zeitpunkt entnommen sein, in dem noch keine parasitären Stadien vorliegen, oder die Parasiten schädigen den Darm so sehr, dass kein vollständiger Lebenszyklus stattfindet.

Um eine aussagekräftige Diagnose über eine Kotuntersuchung zu erhalten sind mehrere Kotproben, möglichst von unterschiedlichen Würfen notwendig. Dabei ist es in vielen Fällen günstiger, ein Ferkel untersuchen zu lassen. 


Differentialdiagnose
Ein ähnliches Krankheitsbild wird von Rotaviren hervorgerufen, vor allem was die Veränderungen am Darmepithel betrifft. Zur Unterscheidung ist die Untersuchung von Darm oder Kot im akuten Stadium sinnvoll.
Andere virusbedingte Durchfallerkrankungen wie TGE (Transmissible Gastroenteritis) oder EVD (Epizootische Virusdiarrhoe) können oft anhand der hohen Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate von der Kokzidiose unterschieden werden. 
Eine Clostridium perfringens Typ C Infektion wird häufig in der ersten Lebenswoche der Ferkel beobachtet, die Kokzidiose erst später. 
Im Unterschied zur akuten Salmonellose findet man bei der Isospora suis Infektion keine Veränderungen im Bereich des Dickdarms.
Obwohl E. coli oft im Kot von Ferkeln mit Kokzidiose nachgewiesen werden, gibt es kaum einen Hinweis auf die Anheftung der Bakterien im Darm der Tiere. 
Ein starker Wurmbefall mit kleinen Magen-Darm-Würmern (Strongyloides ransomi) kann anhand der gut zu untersuchenden Wurmeier im Kot der Ferkel unterschieden werden.


Verbreitung, Vorkommen
Kokzidien kommen vor allem in Gebieten mit hoher Schweinedichte und in intensiv geführten Zuchtbeständen das ganze Jahr über vor.
Die für eine Infektion neugeborener Ferkel ausreichende Menge an Oozysten ist relativ groß, wo diese Oozysten im Einzelfall herkommen, ist nicht immer abzuklären. Die Übertragung von der Sau auf die Ferkel erscheint unwahrscheinlich. Auch der allgemeine Hygienestatus scheint nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Bei der Reinigung und Desinfektion kommt es auf die Wahl der geeigneten Präparate an, sie müssen unbedingt gegen Kokzidien wirken, z. B. kresolhaltige Mittel.


Immunität
Einen Schutz durch maternale Antikörper aus dem Kolostrum scheint es für die Ferkel nicht zu geben. Andererseits bauen die Ferkel nach überstandener Infektion eine lebenslange Immunität auf. 


Therapie
In Problembeständen hat sich eine prophylaktische Gabe von Kokzidiostatika bewährt. Die Ferkel erhalten am 4. Tag Toltazuril oral. (Anmerkung: Für Schweine ist dieser Wirkstoff in Deutschland nicht zugelassen.)
Die Behandlung mit den verschiedenen Wirkstoffen (Sulfonamide) gegen Kokzidien ist bei einem akuten Ausbruch der Erkrankung schwierig.


Pigpool-Fazit für die Praxis
Bei der Verdachtsdiagnose Kokzidiose sollten so schnell als möglich Untersuchungen zur Absicherung der Diagnose eingeleitet werden. Parallel dazu sollte sofort eine Therapie und vor allem die Prophylaxe für die jüngeren Ferkel gestartet werden. 

Nur bei konsequenter Durchführung der Prophylaxe und begleitenden Hygienemaßnahmen, die speziell auf die Bekämpfung von Kokzidien ausgelegt sind, kann die Infektkette durchbrochen werden. Wichtigster Punkt hierbei ist die gründliche Reinigung und Desinfektion mit Hochdruckreiniger (heißes Wasser) und kresolhaltigen Desinfektionsmitteln, um den Infektionsdruck für die nachfolgenden Ferkel zu senken.

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