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Einflüsse anorganischer und organischer Säuren auf den pH-Wert des Urins laktierender Sauen. (Zusammenfassung)

Richard L. Odgaard, DVM, American Association of Swine Practioners 

Einleitung:
Viele Wissenschaftler und Tierärzte haben schon seit Jahren erkannt, dass die Ergänzung des Sauenfutters mit anorganischen und / oder organischen Säuren das Wachstum der Ferkel steigern kann. Darüber hinaus wird der pH-Wert des Magen-Darminhalten beeinflusst. Dieser Effekt könnte die Vermehrung pathogener Mikroorganismen hemmen und helfen, die Aktivität der Verdauungsenzyme zu stimulieren.
Die Absenkung des pH-Wertes des Urins verringert die Gefahr der Harnwegsinfektionen, die häufig von E. coli, Klebsiellen, Streptokokken, Corynebakterien u.a. hervorgerufen werden. Diese Erreger sind nicht nur an Infekten der Harnwege beteiligt, sie können auch Vaginalinfektionen, Umrauschen, ja sogar plötzliche Todesfälle auslösen.

Bei längerem Einsatz für Säuerungsmitteln im Futter auf relativ hohem Niveau werden aber auch physiologische Werte beeinflusst, wie z.B. die Freisetzung von Kalzium aus den Knochen, um den pH-Wert des Blutes zu puffern. Außerdem können bei steigender Konzentration des Säureanteils Probleme mit der Futteraufnahme auftreten, es schmeckt den Sauen oftmals nicht mehr.


Versuch
Verschiedene Gruppen von PIC - Sauen erhielten in jeweils 1,5 und 3%iger Konzentration

  • Gruppe 1: eine Mischung aus organischen und anorganischen Säuren,
  • Gruppe 2: eine Mischung aus organischen Säuren,
  • Gruppe 3: Zitronensäure
  • Gruppe 4: gar keine Säure (=Kontrollgruppe)

als Zusatz zum normalen Sauenfutter vom 110. Trächtigkeitstag bis zum Ende der 21tägigen Säugezeit. 

Für eine Aussage über die Entwicklung der Ferkel (durchschnittliche tägliche Zunahmen, Anzahl der lebend abgesetzten Ferkel etc.) war die Anzahl der Versuchstiere zu gering. Daher wurde der Schwerpunkt auf die chemischen Blut- und Urinwerte gelegt.


Ergebnisse
pH - Wert des Urins:
Die höchste Absenkung des pH - Wertes wurde bei den Sauen der 1.Gruppe (organische und anorganische Säuren) gemessen. Die mit ausschließlich organischer Säure und die mit Zitronensäure gefütterten Sauen (Gruppe 2 und 3) wiesen gegenüber der Kontrollgruppe einen leicht niedrigeren pH - Wert des Urins auf.
Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zu anderen Versuchen über die Wirkung von Zitronensäure und wirft Fragen nach der Effektivität organischer Säuren zur Absenkung des Urin pH - Wertes auf. Die Beobachtung, dass Harnwegsinfekte durch das Zufüttern dieser Säuren vermindert werden können, wird demzufolge nicht durch einen niedrigen pH - Wert des Urins verursacht worden sein. 

Im Zusammenhang mit der Absenkung des pH - Wertes im Urin wird aber auch eine Veränderung der Blutwerte festgestellt. Bei einer starken Absenkung kann es durch den Verlust an Wasserstoffionen (H+) zu einer sogenannten metabolischen Alkalose kommen. Diese Alkalose kann sich durch Schwäche, Muskelkrämpfe, Benommenheit, vermehrte Wasser- und Futteraufnahme äußern. 
Ein weiterer wichtiger Blutinhaltsstoff, das Kalium, sinkt mit steigender Säurekonzentration im Futter. Das ist ein unerwünschter Nebeneffekt, der durch Konzentrationen bis 1,5% Säure in der Ration im Rahmen gehalten werden kann. 

Die bereits angesprochene Demineralisation der Knochen durch den Entzug von Kalzium ist am höchsten, wenn ausschließlich organische Säuren oder Zitronensäure in niedrigen Konzentrationen gefüttert werden. Bei der 1. Gruppe (Mischung aus organischen und anorganischen Säuren) wurde keine bedeutende Veränderung im Kalziumhaushalt festgestellt.


Zusammenfassung
In diesem Versuch wurden die Effekte verschiedener Säurezusätze auf den pH - Wert des Urins und die Auswirkung auf die Blutzusammensetzung untersucht. Die Gewichtsentwicklung der Sauen und Ferkel, sowie die Futteraufnahme war bei allen Gruppen in etwa gleich. Für Aussagen in Hinblick auf den Einfluss auf die Gesundheit der Ferkel und die Fruchtbarkeit der Sauen müssen weitere Untersuchungen mit größeren Versuchsgruppen durchgeführt werden.


Pigpool-Fazit für die Praxis
Die Ergebnisse dieses Versuches machen deutlich, dass es nicht nur auf die Wahl der richtigen Säurezusammensetzung, sondern auch auf eine geeignete Konzentration ankommt. Bei 1,5% der Mischung aus organischen und anorganischen Säuren im Sauenfutter wurde der beste Effekt auf den pH - Wert des Urins bei der größtmöglichen Sicherheit für die Gesundheit der Sau erzielt.

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