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Absatzferkelfütterung: Was Hänschen nicht frisst, frisst Hans nimmermehr!

 

 Herr Dr. Kornblum arbeitet seit Jahren für die PIC-Deutschland und ist dort zuständig für Futter- und Fütterungsfragen, sowie für Qualitätsmanagement. Da Herr Dr. Kornblum auch in der praktischen Beratung auf Betrieben tätig ist, vereint sich in seiner Person der Praktiker und Theoretiker in einzigartiger Weise.


Einleitung
Das Wachstum der Ferkel während der ersten Absetzwoche beeinflusst signifikant die weitere Gewichtsentwicklung. Als oberster Grundsatz der Ferkelaufzucht gilt deshalb: es muss alles unternommen werden, damit die täglichen Zunahmen der abgesetzten Ferkel innerhalb der ersten Absetzwoche in Richtung 200 g marschieren. In diesem Beitrag sollen die Anforderungen an das Futter sowie die Fütterung diskutiert werden, die letztendlich in ein Fütterungskonzept münden. 

Absetzen der Ferkel!
Das Absetzen bedeutet einen großen Einschnitt in das Leben eines Ferkels:

  • Wechsel im Futter, von flüssig zu fest, von warm auf kalt, von sauber auf schmutzig
  • das Ferkel muß die Wasserversorgung finden und trinken
  • es ist in eine andere, von der gewohnten Umgebung abweichende Umwelt versetzt
  • es wird mit unbekannten Ferkeln gemischt

Jeder dieser Faktoren kann für sich oder gemeinsam dazu führen, dass:
  • die Futteraufnahme reduziert ist
  • das Ferkel an Gewicht verliert
  • eine suboptimale Entwicklung einsetzt

Anfüttern der Ferkel

Alle Aktionen müssen auf eine Optimierung der Futtermengenaufnahme ausgerichtet werden.

  • halten Sie das Futter frisch, sauber, trocken und interessant
  • verabreichen Sie nur frisches, nicht zu kaltes Wasser, dass Sie auch selber gerne trinken würden
  • die Futtermittel müssen hinsichtlich ihrer Komponenten und ihrer Inhaltsstoffe dem Ferkel angepasst sein

Wenn Sie sich zu diesem System entschieden haben, machen Sie es konsequent.


Mit 21 Tagen abgesetzte Ferkel müssen ein Absetzgewicht von durchschnittlich über 6 kg aufweisen. Wird dieser Wert unterschritten, ist an erster Stelle der Gesundheitsstatus der säugenden Sauen sowie der Futtereinsatz kritisch zu durchleuchten. Während der Saugferkelphase sollen die täglichen Zunahmen der Ferkel dementsprechend 220 g nicht unterschreiten. Sicherlich lässt sich ein gewisser Wachstumsknick beim Absetzen der Ferkel nicht vermeiden, gegen Ende der ersten Absetzwoche muss dieser Einbruch aber wieder eingeholt sein. Grundsätzlich lässt sich dieses Wachstum nur mit dem Einsatz von Prestartern erreichen. Die Mindestenergiegehalt soll 14.5 MJ ME nicht unterschreiten. Das Lysin/ Energie- Verhältnis soll bei 1 : 1 liegen.

Nicht alle Komponenten werden von Ferkel gleich gut verdaut. Oftmals sieht man im Flatdeck Ferkel, die zwar einen dicken Bauch, aber kein Fleisch auf den Rippen haben. In diesem Fall werden die Futtermittel zwar gefressen, die Inhaltsstoffe können aufgrund der falschen Komponentenwahl aber nicht verdaut werden. Gute Prestarter zeichnen sich dadurch aus, dass spätestens an dritter Stelle der futtermittelrechtlich vorgeschriebenen Komponentendeklaration Milchprodukte erscheinen. Weiterhin mussaufgeschlossenes Getreide genannt sein. Gut emulgierbare und feinst im Futter verteilte Öle und Fette können von den jungen Ferkeln gut verdaut werden. Der Rohfettgehalt von Prestartern kann daher bedenkenlos 9 % und mehr betragen. Vorsichtig sollte mit dem Rohprotein- und Aschegehalt umgegangen werden. Der Rohproteingehalt sollte 21 %, der Rohaschegehalt 5.5 % nicht überschreiten, da ansonsten die Gefahr für das Auftreten von Coli- Problemen erhöht wird. Vitamin E in hohen Dosen stimuliert das Immunsystem zur Produktion von Antikörpern. Gehalte bis über 150 mg werden empfohlen. 

Ein gutes Futter allein ist noch keine Garantie für eine gute Aufzucht. Genau so wichtig ist, wie das Futter im Stall eingesetzt wird. Alleine der Frischezustand des Futters beeinflusst die Futtermengenaufnahme erheblich.

Abbildung 2: Frischezustand und Futtermengenaufnahme

Auch wenn vom Prestarter nur kleinere Mengen eingesetzt werden, sollte der Vorrat auf dem Betrieb nach vier Wochen verbraucht sein. Prestarter ist außerhalb der Stallgebäude zu lagern, angebrochene Säcke müssen wieder verschlossen werden, damit sie keinen Stallgeruch annehmen. Optimale Einsatzbedingungen für Prestarter im Stall bietet der Längstrog mit einem anfänglichen Tier/Fressplatzverhältnis von 1 : 1. Der Breiautomat wird gerade von leichteren Ferkeln nicht so gut angenommen. Während der Anfütterungsphase sollte mehrmals pro Tag auf den blanken Trog gefüttert werden. Wir müssen das Ferkel in diesem Abschnitt das Fressen unter ad libitum trainieren. Rationieren wir in dieser Phase zu stark, will das Ferkel in einer späteren Phase das Versäumte nachholen. Es überfrisst sich, dadurch kommt es zu Coli- Problemen wie Durchfälle und/oder Ödemkrankheit. 

Eine große Bedeutung muss der Wasserversorgung gewidmet werden. Das Wasser sollte den Trinkwassernormen entsprechen. Pro 10 Tiere muss ein Tränkenippel zur Verfügung stehen, der auf eine Durchflussmenge zwischen 600 und 800 ml pro Minute eingestellt ist. Das Wasser darf an der Tränke nicht nur tröpfeln, die Tiere dürfen an der Tränke aber auch nicht geduscht werden. Niedrigdrucksysteme mit einem Vorlaufbehälter für die separate Wasserversorgung der Ferkel sind hygienisch oft eine Zeitbombe. Kann die Durchflussmenge mit einem einfachen Litermaß und einer Uhr getestet werden, bedarf die qualitative Überwachung des Wassers schon eines Untersuchungsinstitutes und einer korrekten Probenentnahmetechnik. 

Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden: Nur ein Ferkel was trinkt, frisst auch !!

Von Eigenmischungen im Prestarterbereich rate ich in der Regel ab. Wenn sich auch die geforderten Inhaltsstoffe noch berechnen lassen, so ist die Verdaulichkeit der Komponenten der begrenzende Punkt. Die Futtermengenaufnahme steht in direkter Beziehung zur Verdaulichkeit des Futters.

Futteraufnahmevermögen, eine Frage von...


Die Konsequenz dieser Zusammenhänge sehen wir in folgender Übersicht:

Bei der Diskussion um die Verdaulichkeit von Komponenten reicht es nicht aus, nur die Komponente an sich zu diskutieren. Die Vorbehandlung einer Rohware ist entscheidend. Die Forderung nach z.B. 15 oder 20 % aufgeschlossenem Weizen in einer Ration sagt konkret nichts über den Aufschlussgrad aus. Der Aufschlussgrad von Getreide lässt sich nach dem Amylo- Glukosidase Test bestimmen. Dieser Wert sollte über 70 % liegen.

Molkepulver sollte teilentzuckert und auch teilentmineralisiert werden. Damit kann einem übermäßigen Anstieg des Aschegehaltes vorgebeugt werden. HP- Sojaschrot ist sinnvoller als normales Sojaschrot. In Spezialfuttermitteln sollte allerdings ein Sojaproteinkonzentrat eingesetzt werden. Durch den mehrfachen Aufschluss werden nicht nur die Trypsininhibitoren nahezu komplett abgebaut, auch verliert Soja den Charakter einer immungefährdeten Substanz. Fischmehl sollte in jedem Prestarter vorhanden sein. Aus Gründen des hohen Niveaus und der Homogenität der Inhaltsstoffe muss es schon Heringsmehl sein. Schlechte Fischmehlqualitäten verursachen eventuell mehr Schaden als Nutzen. In der folgenden Beispielsration bekommen wir ein Gefühl, wie eine solche Ration aussehen kann:

50 % Weizen, davon 15 % aufgeschlossen
11.88 % Gerste
13 % Proteinkonzentrat
5 % Molkepulver
10 % Fett/Protein- Konzentrat
5 % Heringsmehl
2 % Vormischung
0.35 % Lysin
0.15 % Methionin
0.09 % Threonin
0.03 % Tryptophan
2.5 % Öl

Diese Mischung ergibt rechnerisch ca. 14.5 MJ ME und 1.4 % Lysin. Die Verhältnisse zu den nächstrangigen Aminosäuren sind abgestimmt. Der Proteingehalt liegt bei 21.5 %, 
der Aschegehalt bei 5.5 %.

Aufgrund der Bevorratung mit den vielen Kleinstmengen wird die Eigenmischung eines solchen Prestarters für den normalen Betrieb keine Alternative darstellen. Hier ist oft auch falscher Ehrgeiz am Platz. Grundsätzlich sollte Prestarter pelletiert angeboten werden. Auch dieser Grundsatz schließt die Eigenmischung aus.

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