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Fruchtbarkeitsstörungen der Sau und des Ebers

Dr. Klaus Truschner, Fachtierarzt für Schweine 

Fruchtbarkeitsstörungen der Sau
Fruchtbarkeitsstörungen der Sau wie Nichtaufnehmen, Umrauschen, Nichtrauschen, kleine Würfe und Aborte können verschieden Ursachen haben:

  • 1. Genetische Ursachen (z. B. Missbildungen, Defekte, anatomische Abweichungen von der Norm).
  • 2. Management (z. B. Besamungsmanagement, Umgang mit dem Tier, Gesundheitsprogramme, Stressoren - Ovarialzystensyndrom)
  • 3. Fütterung (Fehlfütterung, Mykotoxine)
  • 4. Haltung, Stallklima (z. B. Einzelhaltung, fehlender Eberkontakt, zu große Gruppen, zu hohe Temperaturen)
  • 5. Infektionen (z.B. PPV, PRRS, Influenza, Chlamydien, Leptospiren)

Brunstlosigkeit bei Erstlings- und Altsauen kann durch unzureichende Stimulierung bei Einzelaufstallung oder fehlendem Eberkontakt auftreten. Angst und Erregung bei Platzmangel in der Gruppenhaltung, bei Rangkämpfen vor und während der Fütterung sowie Störungen der Futteraufnahme wirken sich auf die Intensität der Brunst negativ aus.
Brunstlosigkeit bei Jungsauen kann durch Fütterungsfehler bedingt sein:
  • a) ad libitum Fütterung (Maststerilität)
  • b) energetische Unterversorgung (Hungersterilität)
  • c) extremer Eiweißmangel

Zunehmende Bedeutung erlangen in letzter Zeit auch Schimmelpilze und Mykotoxine auf unseren heimischen Getreidesorten.

Mykotoxine sind toxische (giftige) Stoffwechselprodukte, die von mikroskopisch kleinen Pilzen produziert werden. Die Tiere können dagegen keine Antikörper bilden, da Mykotoxine ein sehr kleines Molekulargewicht haben. Sie sind hitzestabil und gehen auch beim Pelletieren nicht zugrunde. Man unterscheidet zwischen Feld- und Lagerpilzen. Von besonderer Bedeutung für Fruchtbarkeitsstörungen sind vor allem Zearalenon und Vomitoxin. 

Zearalenon passt auf die Östrogenrezeptoren des Körpers und entfaltet deshalb östrogenartige Wirkung. Dieses ruft nach Aufnahme in den Organismus Rötung und Schwellung der Vulva und Anschwellung der Milchleiste hervor. Nach Verfütterung höherer Zearalenonmengen wurde auch Prolaps (Vorfall) von Mastdarm und Scheide beobachtet. Die Cervix (Gebärmutterhals) weist dabei eine bedeutende Vermehrung der Epithelzellen auf, das Gewicht der Gebärmutter kann das 3 bis 4-fache von der Norm erreichen und an den Eierstöcken wurden sowohl Follikelathresie (= Rückbildung) als auch vorzeitige Reifung von Tertiärfollikeln und zystische Entartung festgestellt. Es kann auch zu einer Verlängerung des Zyklus kommen.

Vomitoxin führt dabei über Immunsuppression zu Fruchtbarkeitsstörungen, vor allem in Form von Umrauschen durch ein erleichtertes Angehen infektiöser Krankheitserreger.

Claviceps purpurea (Mutterkorn) hemmt die Prolaktinfreisetzung und bewirkt dadurch eine Blockierung der Gesäugeanbildung mit nachfolgendem Milchmangel.
 

Fruchtbarkeitsstörungen des Ebers
  • 1. Störungen der Libido
  • 2. Impotentia coeundi (Begattungsunfähigkeit)
  • 3. Impotentia generandi (Befruchtungsunfähigkeit)


zu 1. Störungen des Sexualtriebs
Beim vollständigen Libidomangel zeigt der Eber an der rauschenden Sau keinerlei sexuelles Interesse. Unvollständiger Libidomangel äußert sich in verschiedenen Störungen des Paarungsverhaltens: geringes Interesse an der Sau, träges Vorspiel, müde Aufsprungversuche bzw. fehlender Aufsprung.

Der angeborene Triebmangel geht zurück auf eine mangelnde Hormonproduktion. Der erworbene Triebmangel kann psychisch (neue Umgebung, neues Betreuungspersonal, Gewalt), krankheitsbedingt (Infektionen, Verletzungen) und fütterungsbedingt (mangelhafte, inadäquate Fütterung) sein.

zu 2. Impotentia coeundi 
Ist das Unvermögen, den Deckakt auszuführen. Das Deckvermögen ist manchmal gestört oder behindert und äußert sich in verschieden Abweichungen vom normalen Deckverhalten. 

Ursachen: 
Verhaltensbedingte funktionelle Störungen (wie schmerzhafte Erlebnisse, rohe Behandlung, sexuelle Überlastung), akut oder chronisch verlaufende Krankheiten (Rotlauf), schmerzhafte Erkrankungen des Bewegungsapparates, wie Gelenksentzündungen oder Bananenkrankheit oder krankhafte Veränderungen der Geschlechtsorgane.





















zu 3. Impotentia generandi
Ist durch eine mangelhafte Befruchtung bei normal entwickeltem Sexualtrieb und normal ausgeführtem Deckakt gekennzeichnet.

Angeborene Ursachen können sein:
Zwitterbildung, Binneneber, zu kleine Hoden oder Anomalien der Samenzellen.

Erworbene Ursachen:
Fehlerhafte Fütterung und Haltung, übermäßige Deckbelastung, allgemeine Erkrankungen und Hodenentzündungen.


























  

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