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Brunstverlauf und Brunstsymptome der Sau

Dr. Klaus Truschner, Fachtierarzt für Schweine 

Im Verlauf des Sexualzyklus, der beim Schwein im Mittel 21 - 23 Tage beträgt, treten unter hormonaler Steuerung im Verhalten der Sauen und an den Geschlechtsorganen bestimmte Veränderungen auf, die ihren charakteristischen Ausdruck während der Brunst finden. Die Brunst (Rausche) ist die Periode des Sexualzyklus, in der die Paarungsbereitschaft (Duldungsreflex) der Sau auftritt. Eine Voraussetzung für die sachgemäße Durchführung der Brunstkontrolle ist die Kenntnis der typischen Äußerungsformen der Brunst. Es werden folgende 3 Brunststadien unterschieden: Vorbrunst, Brunst, Nachbrunst.

Die Vorbrunst ist gekennzeichnet durch den Beginn der allgemeinen Brunsterscheinungen. Das Verhalten der Sau ist durch erhöhte Unruhe gekennzeichnet. Sie reagiert verstärkt auf Geräusche und gegenüber Personen mit Beschnüffeln und kräftigem Stoßen. Sauen in der Vorbrunst versuchen auf andere Schweine aufzuspringen, dulden den Aufsprung selber aber nicht. Zum Ende der Vorbrunst hin erwidern die Sauen einen Druck in die Flanke mit Gegendruck, sie weichen jedoch bei dem Versuch Druck auf den Rücken auszuüben noch aus. Diese Vorbrunst dauert bei Altsauen ca. 1 - 2 Tage und kann bei Jungsauen etwas länger sein.

In der Vollrausche erreichen die Veränderungen im Verhalten der Sau ihren Höhepunkt. An den Eierstöcken reifen die Follikel zur Sprungreife heran. Der Eisprung beginnt ca. im 2. Drittel der Vollrausche. Die Ansprechbarkeit der Sau auf die sexuellen Schlüsselreize ist die Folge des hohen Östrogenspiegels. Sie reagiert intensiv auf die vom Eber ausgeübten geruchlichen, akustischen, taktilen und optischen Reize und auch auf ihre mögliche Nachahmung durch den die Besamung durchführenden Menschen.
Rötung und Schwellung der Scham haben in diesem Stadium bereits nachgelassen. Wesentlichstes Merkmal der Vollrausche ist das Auftreten des Duldungsreflexes als Ausdruck der Paarungsbereitschaft. Bei Druck auf den Rücken stellt das Tier jegliche Bewegung ein - die Sau "steht".

Setzt man sich auf den Rücken der Sau, dann stemmt sie sich fest mit den Beinen auf den Boden und duldet bereitwillig das Aufsitzen. Sie nimmt eine typische sägebockartige Stellung ein und habt dabei Ohren und Schwanz leicht an. Die Dauer der Vollrausche beträgt bei Altsauen in der Regel 1,5 - 2 Tage, bei Jungsauen ist sie allgemein um einige Stunden kürzer. 

Die Nachbrunst beginnt beim Abklingen der Duldungsbereitschaft, sie kann durchschnittlich mit einem Tag angegeben werden, schwankt aber von Tier zu Tier.


Brunstkontrolle und Brunststimulation
Von ausschlaggebender Bedeutung für hohe Trächtigkeitsraten und Wurfgrößen ist bei duldungsorientierter Besamung die fachgerecht durchgeführte Brunstkontrolle, um den Verlauf der Vollrausch und ihre Dauer erfassen und richtig werden zu können. Dabei müssen zeitliche Zusammenhänge zwischen dem Auftreten der äußeren Brunstsymptome und an den Eierstöcken ablaufenden Vorgänge berücksichtigt werden, von denen der Eisprung das herausragende Ereignis ist. Die genaue Bestimmung des Beginns des Eisprungs bereitet Schwierigkeiten, da in der Praxis anwendbare Verfahren nicht zur Verfügung stehen. Unter Praxisbedingungen ist deshalb eine Brunstkontrolle, die auf das Verhalten der Sauen und die sichtbaren Veränderungen an den äußeren Geschlechtsorganen gerichtet ist, das effektivste Verfahren. Sie wird mit dem Ziel durchgeführt, den Eintritt der Sauen in das Stadium der Vollrausche zeitlich möglichst genau zu ermitteln. Die Feststellung der Rausche erfolgt dabei über die Ermittlung des Duldungsreflexes als Merkmal der Paarungsbereitschaft. Um den Duldungsreflex auszulösen, müssen die vom Eber ausgehenden sexuellen Schlüsselreize auf die Sau wirken. Es ist deshalb notwendig, die entsprechenden taktilen Reize durch den Menschen nachzuahmen und sie mit den anderen normalerweise vom Eber ausgehenden geruchlichen, akustischen (Lautäußerung) und optischen (Anblick) Schlüsselreizen zu koppeln.

Durch die Anwendung taktiler Reize (Flankendruck, Umklammerung, Rückendruck) kann bei ca. 50% der brünstigen Sauen der Duldungsreflex ausgelöst bzw. erkannt werden. Weitere ca. 30% der Sauen zeigen nach Wirkung des Ebergeruchs Duldung. Mit akustischen und optischen Reizen ist dieser Anteil nur noch in geringem Umfang zu erhöhen. Die Reizfolge ist entsprechend dem Vorspiel des Ebers zu wählen.

Die Brunstkontrolle beginnt mit dem Flankendruck. Man versucht durch Druck mit dem Knie in die Flanke der Sau, sie seitlich wegzudrücken. Weicht die Sau nach 2 - 3 Versuchen nicht aus, fasst man über den Rücken des Tieres in die gegenüberliegende Flanke und übt so die Umklammerung aus. Wenn die Sau nicht ausweicht, wird der Rückendruck verstärkt, indem man sich auf ihren Rücken stützt und allmählich sein volles Gewicht darauf verlagert. Duldet die Sau diese Belastung, kann es durch Ausübung des Reittests zur vollen Auslösung des Duldungsreflexes kommen. Dabei nehmen die Sauen die schon erwähnte sägebockartige Stellung ein und verharren unbeweglich. Ausnahmen gibt es vor allem bei temperamentvollen oder nervösen Jungsauen. In solchen Fällen ist trotz eingetretener Brunst der Duldungsreflex nicht mit Sicherheit feststellbar. Zu beachten ist, dass bei der Brunstkontrolle die Tiere nicht durch störende Umwelteinflüsse wie z.B. Fütterung, Umgruppierungen, Stallreinigung abgelenkt werden sollten.


Folgende Grundsätze sind zu beachten

  • Die Brunstkontrolle ist immer zu gleichen Zeiten und bei Stallruhe, am besten nach Beendigung der Futteraufnahme, durchzuführen.
  • Die Sauen sollen immer ruhig und schonend behandelt werden. Ablenkungen durch starke oder unbekannte Geräusche sind zu vermeiden. Die Brunstkontrolle sollte weitgehend von den gleichen, den Sauen vertrauten Personen, durchgeführt werden.
  • Weiter ist zu beachten, dass Stimuliereber in der Nähe der zu kontrollierenden Sauen gehalten werden, damit die entsprechenden Sexualreize in genügender Stärke wirken können.


Um bei duldungsorientierter Besamung den Beginn der Vollrausche sicher zu ermitteln, muss die Brunstkontrolle 2 mal täglich, möglichst im Abstand von 10 - 12 Stunden durchgeführt werden. Mit gleicher Sorgfalt wie bei den zur Besamung anstehenden Sauen ist die Brunstkontrolle auch bei den 3 Wochen zuvor besamten Tieren durchzuführen, um nicht-tragende Tiere frühzeitig zu erkennen und über ihre weitere Zuchtverwendung entscheiden zu können. Hier stehen verschieden Möglichkeiten zur Verfügung, wobei als die weitaus sicherste und zum frühst möglichen Zeitpunkt (ab 23. Trächtigkeitstag) einsetzbare Methode das Ultraschall - Scannen gilt. Zur Dokumentation des Brunstgeschehens hat sich die Führung von Sauenplanern, Brunstkalendern sowie von Sauenkarten bewährt.

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