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in Warteställen auf dem Schlachthof - Untersuchungen in den USA

S. Hurd, Swine Disease Conference for Swine Practitioners 


Einleitung
Salmonellen sind ein wichtiges Thema für die Schweinefleischproduktion. Gelangen Salmonellen in die Lebensmittelkette kann das für besondere Verbrauchergruppen fatale Folgen haben. Daher ist die Bekämpfung ein zentrales Thema auf allen Stufen der Produktion. Durch bessere Kenntnis der Übertragung und Verbreitung können effektive Maßnahmen zur Sicherung der Lebensmittelqualität eingeleitet werden. 

Derzeit existieren nur unzureichende Kontrollmethoden. Die Akzeptanz von HACCP-Konzepten bei den Schweineerzeugern ist viel geringer als bei Geflügel- und Rinderzüchtern. 1999 entsprachen nur 47% der kleineren Betriebe dem geforderten Standard von 8,7% Salmonellenprävalenz (Häufigkeit, in der die Keime auftreten dürfen).

Viele Wissenschaftler berichten über höhere Salmonellenprävalenzen auf den Schlachthöfen im Vergleich zu Untersuchungen auf den Betrieben. Es wurde davon ausgegangen, dass dieser Anstieg durch den Transportstress ausgelöst wird. Im folgenden wird dargestellt, dass die meisten Salmonellen-Infektionen in den Vorwartebuchten der Schlachthöfe während der kurzen Zeit (2 - 36 Stunden) des dortigen Aufenthalts vor der Tötung stattfinden.

Studie 1: Auswirkungen von Stress vor der Schlachtung
Es wurde eine Untersuchung von 300 Schlachttieren aus einem Mastbetrieb mit niedrigem Salmonellenniveau über 10 Schlachtwochen durchgeführt. Jede Woche wurden 30 Schweine auf dem Betrieb auf Salmonellen untersucht. Die Hälfte der Tiere wurde kurz vor der Schlachtung für 18 Stunden in eine saubere, desinfizierte Bucht verbracht, und danach gemeinsam mit den anderen 15 Tieren auf einen großen Schlachthof transportiert. Nach der Schlachtung wurden Tupferproben, Lymphknoten und verschiedene Gewebeproben auf Salmonellen untersucht.

Der Stress-Effekt der Umstallung über 18 Stunden mit Wechsel der Gruppengenossen und Futterentzug erhöhte die Salmonellen-Belastung im Vergleich zur Kontrollgruppe nicht!

Beim Vergleich der Isolationsraten von Salmonellen wurden im Gegenteil bei der Kontrollgruppe erhöhte Werte festgestellt (Ileocaecal-Lymphknoten: 50,7 zu 35,6 %, Enddarm-Inhalt: 59,4 - 44,4%, Gesamtzahl 78,3 -65,2%). Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Stress keine Ursache für steigende Salmonellenraten bei Endmastschweinen darstellt.

Hinzu kommt, dass in den Kotproben, die auf dem Betrieb entnommen wurden, nur ein einziger Salmonellen-Serotyp (Derby) bei den 3,4% positiven Proben identifiziert worden war. Weniger als 24 Stunden später wurden von den selben Schweinen aus den Gewebeproben, die bei der Schlachtung entnommen wurden, von jetzt 71,8% positiven Tieren 17 verschieden Serotypen isoliert. Das Vorkommen der Serotypen variierte in Art und Anzahl der verschiedenen Stämme von Untersuchungswoche zu Untersuchungswoche sehr stark.

  Woche  
Serotyp 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Gesamt
Agona 26   1 4       5 1 2 39
Anatum 20                     3 1 24
Derby 1 24 3 1 3 4 3 4 3 6 52
Manhattan 1         3   13       17
T. var. copen.     12     1 1     3 17
Typhimurium           31 3 1 2   37
Reading     1   6           7
Uganda                 4   4
(C) Pigpool 2002


Studie 2: Pathologische Untersuchungen (Sektion) im Betrieb und vor der Schlachtung

In einer weiteren Untersuchung wurden deutliche Beweise gefunden, dass die Wartebuchten auf den Schlachthöfen eine bedeutende Quelle für die Salmonellen-Infektionen darstellen.

Endmastschweine (Buchtengenossen) wurden nach dem Zufallsprinzip entweder auf dem Betrieb oder auf dem Schlachthof (nach Transport in einem desinfizierten LKW und 2 - 3 Stunden Aufenthalt in der Wartebucht) seziert und jeweils entsprechende Proben entnommen (Kotproben, Blinddarm-Inhalt, verschiedene Lymphknoten).

Bei den auf dem Schlachthof untersuchten Tieren war das durchschnittliche Vorkommen von Salmonellen 5 x höher (39,9%) als bei den auf der Farm untersuchten Tieren (5,3%). Wie in der ersten Studie lag die Zahl der verschiedenen isolierten Serotypen auf dem Schlachthof (17) viel höher als auf dem Betrieb (8). Obwohl an beiden Orten dieselben Gewebeproben entnommen wurden, wurden Serotypen auf dem Schlachthof identifiziert, die auf der Farm gar nicht vorkamen.

Diese Ergebnisse unterstützen die Auffassung, dass die Schweine in den Vorwartebuchten auf dem Schlachthof hohem Infektionsdruck verschiedener Salmonellen-Arten ausgesetzt sind.


Studie 3: Untersuchungen zur Geschwindigkeit der Salmonellen-Infektion

Unter experimentellen Bedingungen sollte untersucht werden, ob eine orale Infektion von Endmastschweinen mit Salmonellen innerhalb kurzer Zeit möglich ist.

Diese Studie demonstriert, dass bei Schweinen, die mit kontaminiertem Material in Kontakt kommen, innerhalb von 2 Stunden in Lymphknoten und im Magen-Darm-Trakt Salmonellen nachgewiesen werden können. Bei der Untersuchung sollte die Situation in den Vorwartebuchten simuliert werden:
4 Schweine wurden mit einem markierten Salmonellenstamm (Typ Salmonella typhimurium) experimentell infiziert und 4 Tage später in die Versuchsbucht verbracht. Nach ausreichendem Abkoten wurden sie entfernt und 25 Salmonellen-negative Endmastschweine (ca. 92 kg) in die ungereinigte Bucht eingestallt. Nach Ablauf von zwei, drei und sechs Stunden wurden diese Tiere getötet und untersucht.

Bereits nach 2 Stunden wurde bei 80% der getöteten Tiere der markierte Salmonellenstamm gefunden. Mindestens eine Gewebeprobe war nach 6 Stunden bei jedem Schwein positiv. Im Vergleich zu anderen experimentellen Studien wurde bei diesem Versuch mit einer relativ geringen Infektionsdosis gearbeitet.


Studie 4: Umgebungsuntersuchungen

Bei dieser Untersuchung wurde festgestellt, dass die Vorwartebuchten auf Schlachthöfen in hohem Maße mit Salmonellen kontaminiert sind. Auf zwei typischen Großschlachthöfen (16.000 Tiere/Tag) wurden aus allen Buchten Salmonellen isoliert. Entnommen wurden Proben vom Fußboden (Abstriche), Kotproben und Restwasserproben. Die Hälfte der Buchten wurde vorher mit einem Hochdruckreiniger gesäubert. Aber auch hier waren alle Ergebnisse positiv. Aus den Tränken entnommene Wasserproben waren zu 33% mit Salmonellen kontaminiert. 

Verglichen wurde auch, welche Salmonellenstämme in den Vorwartebuchten, auf den Viehtransportern nach dem Abladen und in den Gewebeproben der geschlachteten Tiere vorkommen. Die Analyse der Serotypen weist darauf hin, dass die Schlachtschweine neue Serotypen aus den Buchten aufnehmen. 25% der Proben von den Schlachtschweinen wiesen Serotypen auf, die in den Vorwartebuchten, nicht aber auf den Viehtransportern gefunden worden waren.


Zusammenfassung
Unter Einbeziehung anderer Forschungsergebnisse weisen diese 4 Untersuchungen stark darauf hin, dass die Vorwartebuchten auf Schlachthöfen eine bedeutende Quelle für Salmonelleninfektionen beim Schwein darstellen.

Aus folgenden Gründen kann nicht davon ausgegangen werden, dass der Transportstress die bedeutendste Ursache für den erhöhten Nachweis von Salmonellen auf dem Schlachthof ist:

  1. Serologische und pathologische Untersuchungen auf den Betrieben belegen niedrige Salmonellenniveaus (4 - 6%). Deshalb kann der Transport nicht allein Ursache für das auf dem Schlachthof gefundene Niveau sein, hier wurden wesentlich höhere Raten gefunden.
  2. Stress durch längere Haltung (18 Stunden) in Vorwartebuchten steigert nicht die Salmonellenrate.
  3. Der Transport erfolgt in desinfizierten Viehhängern. Die Wahrscheinlichkeit der Kontamination dieser Fahrzeuge ist gering.
  4. Der Nachweis von "farmfremden" Salmonellenstämmen auf den Schlachtkörpern nach dem Aufenthalt in Vorwartebuchten weist auf eine Infektionsquelle außerhalb der Betriebe hin.
  5. Die Umgebungsuntersuchung wies eine große Salmonellenverbreitung in den Wartebuchten kommerzieller Schlachthöfe nach.



Pigpool-Fazit für die Praxis
Die Forschungsergebnisse zeigen neue, zusätzlichen Möglichkeiten der Kontrolle von Salmonelleneintrag in die Lebensmittelkette auf. Die Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen am Schlachthof müssen den Wartebereich mit einbeziehen. Einer Salmonellenkontamination von Lebensmittel kann so zusätzlich vorgebeugt werden.

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