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Teambildung und Mitarbeitermotivation in der Schweineproduktion (Zusammenfassung)

H. Soenksen: Building a Cohesive Team of Employees; G.A. Young Swine Conference 

Die Arbeitssituation in der Schweineproduktion ist ständigen Veränderungen und Weiterentwicklungen unterworfen, da sich die Betriebsstruktur vom Familienbetrieb zu Betrieben mit mehreren Angestellten entwickelt.

In der Schweineproduktion fällt und steht die Leistung und die Gesundheit der Tiere mit der Motivation und dem persönlichen Einsatz der Mitarbeiter. Daher ist es ungeheuer wichtig, dass Angestellte hochmotiviert sind.

Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Grundlagen für das Miteinander von Mitarbeitern und Arbeitgeber.

Das Gehalt als Spiegel der geleisteten Arbeit

Eine große Motivation für die Qualität der geleisteten Arbeit ist die leistungsabhängige Bezahlung. Wichtig hierbei ist:
  • Das Basisgehalt darf nicht zu gering sein
  • Die Bonusleistungen müssen für den Angestellten kontrollierbar sein
  • Sonderzahlungen sollten für wirklich wichtige Leistungen gezahlt werden
  • Besondere Leistungen sollten mit messbaren Größen verknüpft werden
  • Das Bonussystem muss einfach und durchschaubar sein, wenn es die Motivation fördern soll
Die größte Fehlerquelle für das Scheitern einer leistungsabhängigen Bezahlung ist, dass die Erwartungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern nicht übereinstimmen.

Die Kommunikation als wichtiger Bestandteil des Arbeitsablaufes
1. Die Stellenbeschreibung
Der Angestellte sollte den Stellenwert seiner Arbeit im Betrieb genau kennen, damit der ihren Einfluss auf den Gesamterfolg einschätzen und beeinflussen kann.
Inhalt einer Stellenbeschreibung
  • Name
  • Stellenbezeichnung
  • Name des Vorgesetzten
  • Abteilung / Fachgebiet
  • erforderliche Ausbildung
  • erforderliche körperliche Fähigkeiten
  • Verantwortungsbereiche
  • Weitere Pflichten (z. B. in der Urlaubszeit von Kollegen)
  • Unterschriften

    Die Beschreibung einer bestehenden Stelle soll unabhängig von der Person geschehen. Der derzeitige Stelleninhaber sollte die Beschreibung kommentieren, so wird sie genauer. Sie sollte bei betrieblichen Veränderungen aktualisiert werden.

    Beispiel
  • Name des Angestellten: .........
  • Stellenbezeichnung: Versorgung Warte- und Abferkelbereich
  • Name des Vorgesetzten: ............
  • Abteilung / Fachgebiet: Warte- und Abferkelbereich
  • erforderliche Ausbildung: Hauptschulabschluss
  • erforderliche körperliche Fähigkeiten: das Heben von bis zu 50 kg muss kurzfristig möglich sein.


  • Verantwortungsbereiche: 
  • tägliches Füttern und Tränken der Sauen
  • tägliches Beobachten der Tiere: Gesundheit und Rausche
  • Impfen der Sauen
  • Kontrolle und Durchführung der Impfprogramme
  • Trächtigkeitsuntersuchungen
  • Kontrolle und Umstallen der Sauen in den Abferkelbereich
  • Dokumentation der Leistung der Sauen
  • Reinigen und Desinfizieren der betreuten Abteilungen gemäß des Hygieneplanes
  • Arbeiten nach angemessenen Sicherheitsvorkehrungen
  • gute Zusammenarbeit mit Kollegen
  • Weitere zeitlich begrenzte Aufgaben nach Absprache

          Unterschriften


2. Leistungsbewertung
Die Bewertung der Leistung ist überaus wichtig, weil die Rückmeldung über die Arbeit eine sehr starke Motivation darstellt. Ohne Anerkennung und Feedback wird sich der Angestellte nur am Rande mit seiner Arbeit identifizieren und wird sein Leistungspotential nicht ausnutzen.
Durch die Bewertung von Leistung wird die Erwartung des Arbeitgebers besser erfüllt.

Werden Leistungsbewertungen schriftlich verfasst, können Angestellte objektiver beurteilt werden, sie stellen eine Diskussionsgrundlage für Gespräche zwischen den Parteien dar.

Der Inhalt der Leistungsbewertung sollte folgende Fragen des Arbeitnehmers beantworten:
  • Wie arbeite ich?
  • Wie kann ich meine Arbeit verbessern?
  • Habe ich Aufstiegschancen?
  • Was erwartet mich für die nächste Bewertung?
  • Wie geschieht die Bewertung?
  • Welche Hilfe kann ich von meinem Vorgesetzten bekommen?
  • Werden Änderungen gleich welcher Art auf den Betrieb zukommen und ich welcher Art werde ich davon betroffen sein?


Die Bewertung sollte sich wie folgt zusammensetzen: 
25% Rückblick auf die Vergangenheit
15% Analyse des jetzigen Zeitpunktes
60% Planung der Zukunft

Mindestens einmal im Jahr sollte eine solche Bewertung durchgeführt werden, Informationsgespräche dagegen müssen jede Woche oder öfter stattfinden.

Wie eine Leistungsbewertung erfolgen sollte

Arbeitnehmer: Aufstellung einer Liste seiner Aufgaben bis eine Woche vor dem Gesprächstermin
Leiter der Fachabteilung: Beurteilung des Angestellten gemäß einer Aufstellung des Betriebsleiters bis eine Woche vor dem Gesprächstermin
Betriebsleiter: (Gespräch)
  • Erklärung über den Aufbau der Bewertung
  • Besprechung der Bewertung mit dem Angestellten und Diskussion aller Punkte
  • Gemeinsames Erarbeiten der Ziele für die Zukunft
  • Unterschrift des Angestellten als Bestätigung der Kenntnisnahme der Bewertung mit Kopie für den Arbeitnehmer
  • Die Originalbewertung kommt in die Personalakte


Pflichten des Betriebsleiters:
  • Seien sie konsequent
  • Seien sie fair
  • Konzentrieren sie sich auf das Verhalten des Angestellten, nicht auf seine Person
  • Konzentrieren sie sich auf die Tätigkeiten des Angestellten, nicht auf die Absicht, aus der er so handelte
  • Konzentrieren sie sich auf die Fehler und nicht deren Ursachen
  • Arbeiten sie mit dem Angestellten zusammen, vor allem was Ziele für das kommende Jahr angeht.
  • Halten sie sich an ihr Konzept
  • Bleiben sie bei der Sache, verlieren sie nicht den Zweck des Gespräches aus den Augen


Häufig auftretende Probleme, die den Effekt des Gespräches zunichte machen:
  • Das Gespräch sprengt den Rahmen einer einfachen Leistungsbewertung 
  • Die Bewertung wird nicht diskutiert
  • Die Kommentare sind unangemessen
  • Die Bewertung wird zu oberflächlich oder zu speziell durchgeführt


Beispiel

Name des Arbeitnehmers........

Aufgaben:
verantwortlich für die korrekte Durchführung der Rauschebeobachtung, Besamung, Fütterung, routinemäßige Überwachung der Tiere, Dokumentation und das Umstallen der Tiere. Hygiene, Desinfektion, Instandhaltung.

Beurteilung: 
B = braucht Anweisungen, 
E = erledigt den Bereich selbstständig und korrekt, 
A = arbeitet ausgezeichnet, ist vorbildlich und denkt mit

__ Rauschebeobachtung
__ Überwachung der Trächtigkeit
__ künstliche Besamung
__ Fütterung
__ routinemäßiges Beobachten der Tiere (Gesundheitsstatus)
__ Aufzeichnungen
__ Umstallen der Tiere
__ Hygiene und Desinfektion
__ Instandhaltungsmaßnahmen

Verantwortlichkeit für weitere Arbeitnehmer
__ Umgang mit Kollegen und Verteilung von Aufgaben

Verantwortlich für die Arbeitssicherheit im eigenen Bereich
__ Einhaltung der Sicherheitsvorschriften



Kommentar des Vorgesetzten:......................

Kommentar des Arbeitnehmers:........................

Unterschriften

Betriebshandbuch für Arbeitnehmer
Es stellt die Basis für die konsequente und gerechte Behandlung aller Mitarbeiter dar. Die im Handbuch enthaltenden Richtlinien sollten begründet werden, damit Arbeitnehmer in Fällen, in denen keine Anweisungen vorliegen, eine Entscheidungshilfe finden. 

Dieses Handbuch soll eine Richtlinie und Diskussionsgrundlage für Arbeitnehmer und Arbeitgeber sein. Die Ziele und Werte des Betriebes sollten dargestellt sein, damit es in Zweifelsfällen zur Entscheidung herangezogen werden kann.

Der Arbeitgeber muss sich vorher darüber im klaren sein, dass ein Handbuch nicht nur einmal erstellt wird und für alle Zeiten Gültigkeit besitzt. Er muss es vielmehr regelmäßig überarbeiten und aktualisieren, sonst verfehlt es sein Ziel.

Das Handbuch muss klar und präzise formuliert werden.
Klare Aussagen sollten den Arbeitnehmer vor Diskriminierung jeglicher Art schützen.

Mögliche Inhalte eines Betriebshandbuches:
  • Gleiche Behandlung aller Arbeitnehmer
  • Garantie des Rechtes auf Gleichstellung ohne Rücksicht auf Religion, Geschlecht, Nationalität, Alter, Behinderung, Rasse, Hautfarbe
  • Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz: Maßnahmenkatalog
  • Gewerkschaft
  • Überblick über Regeln und Vorschriften, Angaben zur Hierarchie der Betriebsstruktur
  • Möglichkeiten des Beschäftigungsverhältnisses: Vollzeit / Teilzeit, befristete Verträge
  • Handhabung von Praktikum, Ausbildung und Probezeit
  • Arbeitszeit: täglich / wöchentlich, Wochenende, bei Arbeitsspitzen etc, Überstundenregelungen
  • Zahltag
  • Kontrolle der Anwesenheit 
  • Urlaubs- und Krankenregelungen
  • Regelungen bei Arbeitsunfähigkeit
  • Vermögenswirksame Leistungen
  • Bonuszahlungen
  • Preisnachlässe auf betriebseigene Produkte
  • Benutzung von betriebseigenen Fahrzeugen (Privatgebrauch)
  • Vermietung von betriebseigenen Wohnungen
  • Schätzungen über Leistungssteigerungen des Betriebes
  • Gewinnbeteiligungen
  • Regelungen über Fortbildungen, weitere Ausbildungsmöglichkeiten, Teilnahme an Meisterkursen etc
  • Leistungen bei Trauerfällen
  • Regelungen bei Ausfall durch Militärdienst
  • Regelungen bei betriebsfremden Besuchern
  • Regelungen bei Drogen- oder Alkoholmissbrauch, Regelungen für Raucher
  • Kleidung
  • Telefongebrauch
  • Vertrauen / Schweigepflicht
  • Interessenskonflikte
  • Möglichkeiten für Beschwerden, Verbesserungsvorschläge
Empfangsbestätigung

Das Handbuch sollte immer auf einem aktuellen Stand gebracht werden, wobei die Arbeitnehmer immer mit einbezogen werden sollten.
Es kann keine Arbeitsverträge ersetzen und darf nicht als Druckmittel benutzt werden. 

Es empfiehlt sich, die rechtlichen Hintergründe mit einem Fachmann zu besprechen.



Orientierung für neue Arbeitnehmer
Für neu hinzukommende Arbeitskräfte kann ein Arbeitsplan eine hilfreiche Orientierung darstellen. Nicht nur die zu erledigenden Aufgaben, sondern auch die betriebliche Organisation, Urlaubs- und Pausenregelungen, Arbeitssicherheitsmaßnahmen etc. sollten darin verzeichnet sein.


Pigpool-Fazit für die Praxis
Dieser Fahrplan zur Schaffung eines hochmotivierten Teams von Mitarbeitern ist als Entscheidungshilfe gedacht. Für Arbeitgeber, die ein Team aufbauen wollen oder Veränderungen ihrer Betriebsstruktur planen. Für Gruppen von Arbeitnehmern, die das Betriebsklima verbessern wollen. Aber auch für einzelne Arbeitnehmer als Vorschlag für ihren Vorgesetzten zur Verbesserung der Arbeitsituation und damit der Leistung des Betriebes.

Es mag anfangs befremdlich sein, viele Abläufe zu dokumentieren oder Bewertungen aufzuschreiben, die auch mündlich mitgeteilt werden können. Aber gerade im täglichen Arbeitsstress kommt es häufig zu Missverständnissen und / oder Ungerechtigkeiten. Eine schriftliche Formulierung wird vorher überdacht und fällt objektiver aus. 

Fairness, Transparenz und Konsequenz sind die Schlüsselwörter für eine langfristige und gute Zusammenarbeit. Sie müssen aber auch von allen Beteiligten mit Leben erfüllt werden!

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