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Erfolgreiche Bekämpfung der Schnüffelkrankheit - Ein Fallbeispiel

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Müller, Oldisleben; Rösch, Rosslau (Impfstoffwerk Dessau- Tornau GmbH) 

Die Schnüffelkrankheit, in Fachkreisen auch als Rhinitis atrophicans bezeichnet, hat in den letzten Jahren scheinbar an klinischer Bedeutung verloren. Trotzdem hat sich gezeigt, dass die Mykoplasmenimpfung wie vornehmlich gedacht, nicht gleichzeitig die Pasteurellen und Bordetellen mit bekämpfen kann.
An einem Fallbeispiel soll beschrieben werden, wie in einem Betrieb die Bekämpfung der Rhinitis atrophicans erfolgreich durchgeführt und diagnostisch begleitet wurde.

Die Sauenherde umfasst insgesamt 500 Sauen. Davon werden 200 als Zuchtsauen für die eigene Reproduktion genutzt und 300 zur Anpaarung von Masttieren. Der Betrieb produziert mit einer 21tägigen Säugezeit hauptsächlich Mastläufer zum Verkauf in verschiedene Mastbetriebe.
Ab dem Jahr 2000 wurde die Herde durch Jungsauen- Zukauf auf die derzeitige Größe erweitert. Bis zu diesem Zeitpunkt trat die Schnüffelkrankheit im Bestand klinisch nicht auf und konnte auch über Tupferprobenentnahme nicht festgestellt werden. Der Bestand galt als klinisch Rhinitis Atrophicans unverdächtig. Nach Zukauf der Jungsauen blieb die Herde bis Anfang 2003 unauffällig. Bis zum Sommer 2003 konnte dann im eigenen Bestand vereinzelt Klinik beobachtet werden. Erste Reklamationen von belieferten Mästern, welche in der Endmast R.A beobachteten, stammen aus dieser Zeit und führten zur erneuten Tupferproben-entnahme bei einer größeren Anzahl von Läufern.

Die Auswertung der Nasentupferproben mittels PCR ergab einen relativ hohen Anteil von positiven Proben. Von insgesamt 12 entnommenen Nasentupfern (3x Läufer 25-30 kg, 3x Jungsauen 150-180.LT, 3x Jungsauen vor der Erstbesamung, 3x Altsauen) waren 7 Proben positiv auf das Pasteurella multocida –Toxin, 4 negativ und eine Probe grenzwertig. Die positiven Proben verteilten sich auf alle Altersgruppen gleichmäßig. Allein die Altsauen waren alle negativ.

Im Ergebnis dieser Auswertung und entsprechend dem Resistogramm wurde bei den Sauen die Muttertierschutzimpfung gegen Schnüffelkrankheit und bei den Ferkeln ein Preweaning –Programm mit Excenel nach folgendem Schema gestartet:

1. Lebenstag: 0,2 ml
7. Lebenstag: 0,4 ml
21. Lebenstag: 0,8 ml

Mit diesem Programm konnte zunächst die Klinik im eigenen Bestand; die sich unter starker Mykotoxinbelastung deutlich verstärkt hatte; vollständig zurückgedrängt werden.

Eine weitere Reklamation des Mastbetriebes führt im Herbst 2003 zu der Entscheidung, die Impfung gegen die Schnüffelkrankheit im Prophylaxe-Programm zu erweitern.

Das Impfregime wurde wie folgt festgelegt:

Muttertierschutzimpfung: 5. und 2. Wochen vor der Geburt mit jeweils 4 ml RESPIPORC ART+EP (IDT)Zusätzlich wurde die Impfung der Läufer am 28. und 49.Lebenstag mit jeweils 1ml des gleichen Impfstoffes festgelegt. Diese zusätzliche Impfmaßnahme verfolgte 3 Ziele:

  1. Die schnelle und effektive Senkung des Infektionsdruckes im Bestand.
  2. Aufbau eines aktiven Impfschutzes bei Läufern zum Schutz gegen Lungenerkrankungen die durch Pasteurellen und Bordetellen verursacht werden
    Diese zweite Zielstellung konnte in Angriff genommen werden, da der Impfstoff neben Bordetella bronchiseptica auch Pasteurella multocida Typ A als Komponente beinhaltet und in der klinischen Erprobung auf Wirksamkeit gegen diese Indikation geprüft wurde.
  3. Durch aktive Impfung der Läufer, Verlängerung des Impfschutzes bis zum Mastende.


Das hier vorgestellte Impfprogramm wurde ab Anfang November 2003 im Bestand durchgeführt. Weitere Impfmaßnahmen werden gegen E.coli als Muttertierschutzimpfung und Rotlauf/Parvo, sowie PRRS als Bestandsimpfung, durchgeführt. Seit 3 Jahren ist ein bestandsspezifischer Impfstoff gegen Streptokokken, Staphylokokken und Haemophilus parasuis im Einsatz, der bei Bedarf immer neu aktualisiert wird.


Begleitendes Diagnostikprogramm

Zufällige Auswahl von 7 weiblichen Ferkeln von Sauen aus der Stammherde. Dabei wurde das Ziel verfolgt, diese bis zur Zuchtreife und folgenden Belegung über Nasentupferproben bakteriologisch zu untersuchen.

Folgendes Keimspektrum wurde untersucht:

  1. Pasteurella multocida- Toxin mittels PCR-Test*
  2. Mykoplasma Hyopneumoniae mittels IFT
  3. Bakteriologische Untersuchung spezifisch
    Diese umfasst typische Atemwegserreger, wie Pasteurella multocida , Bordetella 
    bronchiseptica, Streptococcus suis, andere Streptokokken, A. pyogenes, 
    Staphylococcus aureus

* Bei der Untersuchung auf Pasteurella multocida Toxin wurde die PCR gewählt, weil diese von führenden Wissenschaftlern, die sich mit der Sanierung von Rhinitis atrophicans beschäftigen, als die empfindlichste Methode bewertet wird.

Die Festlegung der Anzahl erfolgte mit dem Ziel, nach 7 Monaten noch 5 Tiere für die Untersuchungen zur Verfügung zu haben. Die Abstände der Proben wurden zunächst wöchentlich festgelegt und in den ersten 4 Monaten so durchgeführt. Danach wurden die Abstände auf Grund der Ergebnisse vergrößert.

Auswertung:

Die Auswertung der Nasentupferproben ist in folgender Übersicht dargestellt.

Von den 7 weiblichen Ferkeln (Erstuntersuchung Ende 1. Lebenswoche ) sind im Zeitraum der Belegung noch 4 Tiere im Bestand vorhanden. Die anderen 3 sind über den Zeitraum aus folgenden Gründen ausgeschieden:


1 Tier im Saugferkelalter erdrückt
1 Tier zuchtuntauglich
1 Tier nicht tragend – Selektion


Sowohl bei diesen 4 Tieren, als auch bei den anderen 3 Tieren, konnte zu keinem Untersuchungszeitpunkt Pasteurella multocida Toxin mittels PCR nachgewiesen werden.
Im Alter von 10 Wochen konnte beim Tier 4 in der bakteriologischen Untersuchung Bordetella bronchiseptica nachgewiesen werden. Die sonstigen Ergebnisse der BU waren größtenteils ebenfalls negativ. Die wenigen positiven Befunde bezogen sich meistens auf Keime der Begleitflora wie St.aureus und ß-hämolysierende Streptokokken.
Erwartungsgemäß nach der Impfung konnten - mit zunehmenden Alter der Tiere - positive Befunde mittels IFT auf Mykoplasma hyopneumoniae beobachtet werden.


Die letzte Probenentnahme erfolgte im Alter von 269 Tagen bei den Jungsauen. Zur Einschätzung der Bestandssituation insgesamt, wurde im Abstand von 14 Tagen zu diesen Proben die gesamte gleichaltrige Jungsauen-Gruppe beprobt. Die hier entnommenen 30 Proben führten zu folgendem Ergebnis:


21 Proben negativ auf P. multocida Toxin mittels PCR
9 Proben positiv auf P. multocida Toxin mittels PCR


Somit ergab sich für diese Altersgruppe insgesamt folgendes Bild:

Probenentnahme gesamt: 34

26 negativ auf P. multocida Toxin mittels PCR (76%)
9 positiv auf P. multocida Toxin mittels PCR (24 %)



Neben der Auswertung der Tupferproben wurden die Tiere im Bestand auch auf klinische Anzeichen der Schnüffelkrankheit, wie Verformungen des Kopfes, Nasenausfluß, Schniefen und tränende Augen untersucht. Keines dieser Symptome konnte im Untersuchungszeitraum beim Einzeltier beobachtet werden.

Faktorenkrankheit

Die Schnüffelkrankeit (Rhinitis atrophicans) ist eine Erkrankung die zu den Faktoren-krankheiten zählt. Auslösend und von größter Bedeutung als Hauptursache ist dabei ein Toxin, welches von dem Bakterium Pasteurella multocida Typ D gebildet wird. Dieses Toxin ist in der Lage die Knorpelzellen in der Nasenscheidewand der Ferkel zu schädigen, so dass es nachfolgend zu einer Verkürzung und Verkrümmung des Rüssels bei den Tieren kommt. Diese klinischen Erscheinungen führen neben Nasenausfluß auch zu starken Wachstums-depressionen, weil die Tiere bei extremer Verkrümmung nicht mehr in der Lage sind, genügend Futter aufzunehmen. Zudem wird durch die Verformung der Nase der spiralige Luftfilter zerstört. Ohne diesen können Staubpartikel und bakterielle Erreger ungehindert in die Lunge gelangen und damit Atemwegsinfektionen begünstigen. Außer dem Toxin können verschiedene Faktoren den Verlauf der Erkrankung entscheidend beeinflussen. Solche Faktoren sind:

  • gestörte Saugferkelperiode und Kolostrumaufnahme
  • starke Überbelegung der Flatdeckabteile
  • klimatische Mängel in der Haltung
  • starke Mykotoxinbelastung im Futter mit folgender Immunsuppression.


Ausgehend von diesem Stand der Wissenschaft ist klar, dass über die Impfung mit Totimpfstoffen allein, die klinische Ausprägung dieser Erkrankung nur zurückgedrängt bzw. bei niedrigem Infektionsdruck beseitigt werden kann. Der Erreger und sein Toxin können über diese Maßnahmen nicht aus dem Bestand eliminiert werden. Hierzu bedarf es auch der Verbesserung weiterer Managementfaktoren im Bestand (siehe Faktoren). Mit diesen und weiteren Maßnahmen (z. B. Selektion positiver Reagenten) ist eine Erregerverdünnung im Bestand möglich und es stellt sich auch die Frage inwieweit eine Eliminierung des Erregers und damit eine Bestandssanierung möglich ist?


Die Ergebnisse der Nasentupferproben haben gezeigt, das es möglich ist, weibliche Zuchtläufer unter Impfschutz frei von Pasteurella multocida Typ D Toxin zu halten und in der Altersgruppe insgesamt den Erregerdruck zu senken. Trotzdem konnte der Erreger bisher nicht aus dem Bestand eliminiert werden. Über den kurzen Zeitraum des Impfstoffeinsatzes gesehen und Einleitung weiterer Maßnahmen, wie die Selektion von positiven Reagenten, war dies auch objektiv nicht zu erwarten.


Bedenkt man jedoch den kurzen Zeitraum der Impfung und die jetzt schon deutliche Erregerverdünnung im Bestand, so scheint unter Einhaltung aller sonstigen Managementfaktoren, besonders die strenge Selektion positiver Reagenten, eine Sanierung über diesen Weg langfristig möglich zu sein.

Impfstoffwerk Dessau-Tornau GmbH
PF 400214
D-06855 Roßlau
Telefon: 03 49 01 / 885 - 0
Telefax: 03 49 01 / 885 - 323  

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