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24.08.2011

Betreff: AW: Umrauscher vom 18.08.2011

Liebe Pigpooler, liebe Nina (wenn ich das so einfach sagen darf),

die Frage von Herrn Viebahn bzgl. des ersten effektiven Eingliederns der Erstlingssauen in die Altsauenherde betrachte ich als sehr wichtig!

Alle vorgeschlagenen hormonellen und KB-technschen Maßnahmen sind natürlich in der angegeben Form zu optimieren und auch auf ihre Einhaltung zu prüfen.

Allerdings habe ich die Ursprungsfrage so verstanden, dass das Umrauscher-Phänomen vorher nicht und erst seit einem bestimmten Zeitfenster aufgetreten ist. D.h. es können Managmentmaßnahmen nicht auf einmal falsch oder hoch fehlerhaft sein. Latente, d.h. im Bestand bereits schlummernde Infektionen können jedoch "plötzliche" Probleme induzieren, wenn die immunologische Abwehrlage innerhalb von Belegungsgruppen "zu" unterschiedlich wird. Ich denke hier aus einigen Erfahrungen diesbzgl. an Leptospiren-Infektionen (i.B. Leptospira bratislava). Neuerdings, allerdings ohne jede wissenschaftliche Grundlage, sondern rein empirisch, auch an Mykoplasma suis (Eperythrozoon), aber gerade in einem solchen von dir beschrieben Fall, der gar nicht so selten vorkommt:
Wenn die Jungsauen zwar am selben Ort zusammen mit den Altsauen belegt und TU-überprüft werden, dann aber ihre erste Trächtigkeit wieder in einer eigenen Gruppe räumlich getrennt von der übrigen Altsauenherde durchmachen, entwickeln sie eine andere Abwehrlage als die übrigen Altsauen (Erregeraustausch, d.h. Boosterungen fehlen). Alles kein Problem für die 1. Trächtigkeit, alles kein Problem für die 2. Belegung, die Sauen rauschen prima und konzpieren erfolgreich. Im Wartestallbereich aber finden sie jetzt (trotz so langer Betriebszugehörigkeit) einen anderen/"neuen" Keimdruck vor (immune Alttiere sind nicht Erregerfrei, und 2.Wurfsauen haben ihre "Altsauen"-Immunität seit dem Erstkontakt zu 1. KB schon wieder verloren: Halbwertszeit von Lepto-Antikörpern nur ca. 30-60 Tage).

Ist der Anteil dieser 2. Wurfsauen anteilig größer als sonst (wie hier nach Aufstockungen vielleicht von ehemals Hochgesundheitsjungsauen), finden die Erreger erstmals mehr empfängliche(re) Tiere im Wartestall als sonst. Es kommt zu einem Ping-Pong-Effekt, in dem sich der Erregerdruck phasenweise aufschaukelt.
• Der Spuk kann genauso schnell wieder von allein zu Ende gehen, wie er gekommen ist.
• Er kann aber auch den Infektionsdruck so hoch treiben, dass sogar bisher ausreichend immune Altsauen (bisher ja offensichtlich noch kein Problem), ebenfalls unregelmäßig umrauschen.
• Der Standardfall: Es kommt zu anhaltenden leicht erhöhten Umrauschquoten (+5-10% im Vergleich zu vorher). Der Verlauf ist sehr Betriebsabhängig.

Vorgehen zur Leptospiren-Abklärung: Antikörper-Titer-Bestimmung (MAT) bei ca. 5-10 % der Tiere folgender Produktionsgruppen:
1. "echte" Altsauen im Wartestall (5%, aber mindestens 10 Proben)
2. 2. Wurfsauen im Wartestall, die umgerauscht haben (ideal 4 Wochen danach) (10 % mindestens 10 Proben)
3. Erstlingssauen nach dem Absetzen (oder als 2. Wurfsauen direkt nach Einstallung im KB-Zentrum) (10% mindestens 10 Proben)
Die M. suis-Genese muss man nicht glauben, hat vielleicht nur wissenschaftlich/epidemiologischen Hintergrund, für den ich mich persönlich interessieren würde (Kontakt 04531-805104). Wenn man aber möchte, kann man dieselben Einzelproben zu 10er Pools im Labor zusammenlegen lassen und auf M. suis parallel untersuchen lassen. Sind 10er Pools tatsächlich positiv, werden Sie in 2x 5er Pools zerlegt und erneut untersucht usw. (alles um die recht hohen Untersuchungskosten möglichst klein zu halten).

Zur Interpretation:
1. erwarte ich zu 30-50 % positiv (Titerhöhe 1:100), wenn mehr %: Hallo! Wenn mehr als 30 % Titer von 1:200 aufweisen, langsam auch auf Umrauscher bei Altsauen einstellen!
2. 10-20 % positiv (Titer 1:100) bei tatsächlich getrennter 1.Trächtigkeit. Aber, wenn Lepto tatsächlich dahintersteht, erwarte ich zu >70% positiv (Titer 1:100) (je später die Proben >4 Wochen desto mehr positiv aber niedertitrig.)
3. 10-20 % positiv 1:100 bei tatsächlich getrennter 1.Trächtigkeit.

Entschuldigt die lange Ausführung! Es ist zudem nur eine weitere denkbare Erklärung des Phänomens. Wichtig, vor Ort die Situation mit dem betreffenden Tierarzt anschauen.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Teich


Antwort auf:

Hallo Herr Viebahn,

Sie meinen sicher in der letzten Lac Woche Traubenzucker geben, oder?

...ich hab da auch gleich mal eine Frage an den Experten, auch wir haben sehr viele Sauen zum 2. Wurf mit ähnlich hohen Leistungen, bei uns sind die Sauen ziemlich abgesäugt zum Absetzen, was die Rausche nicht unbedingt fördert. Ich behandle die Sauen seit einiger Zeit mit Prolosan und sie rauschen wieder ordentlich, aber trotzdem ist die Kondition nicht optimal. Vielleicht können Sie etwas näher auf die Fütterungsbedürfnisse dieser Sauen eingehen -im Lac wie auch im tragenden Bereich, ich würde mich sehr freuen.

Viele Grüße
Christine





Antwort auf:

Hallo Pigpooler, hallo Nina,

die Brunststimulation mittels Peforelin oder PMSG ist insbesondere nach dem Absetzen des ersten Wurfes sehr zu empfehlen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob diese Maßnahme allein Dir bei Deinem Problem hilft. Du schreibst, dass die Sauen beim Besamen sehr gut stehen, folglich haben sie auch eine entsprechende Brunst. Tragend sollten die Sauen dann werden und auch bleiben. Wenn bei den tragend gebliebenen Erstlingssauen die Wurfgröße im Folgewurf auffallend klein bleibt, empfiehlt es sich die Besamungstermine in Abhängigkeit von der Duldungsdauer zu überprüfen. Gerade zum 2. Wurf kann das Brunstverhalten sich anders darstellen und man muss sich mit den Besamungsterminen anpassen. Wann kommen die Sauen in Gruppenhaltung?
Treffen die Erstlingssauen dann erstmalig (!) auf die älteren Sauen? Gibt es entsprechende Rangkämpfe? Kann man eine Aussage über die Konditionsentwicklung der betreffenden Tiere in diesem Zeitraum machen? Gibt es ausgeprägte Kampfspuren? Meine Erfahrung ist, dass Erstlingssauen unter bestimmten Bedingungen in der Gruppenhaltung viel Stress haben, die Frucht absetzen und ab dem 42. Tag als leer erkannt werden oder normal wieder in die Rausche kommen. In Ergänzung zu Peforelin und PMSG ist besonders bei Jungsauen auf die Kondition beim Absetzen zu achten (das fängt ja bereits bei der Jungsaueneingliederung an): der Gewichtsverlust muss so gering wie möglich gehalten werden (3-4 x täglich füttern?). In der letzten Trächtigkeitswoche empfiehlt es sich täglich bis zu 200 g Traubenzucker zu füttern. Nach dem Absetzen idealerweise 2 bis 3 Tage Aufenthalt in einer Arena, um die ersten Rangkämpfe erfolgen zu lassen, das mindert den Stress später in der Gruppenhaltung (man kennt sich dann bereits). Und immer wieder bitte auf die Körperkondition achten und die Fütterung danach ausrichten.
Das Augenmerk sollte auch in Zeiten hoher Futtermittelpreise auf L-Carnitin, Betain, B-Vitamine und eine sehr gute Aminosäuren-Ausstattung gerichtet sein.


Viel Grüße

Dr. agr. Stefan Viebahn


Antwort auf:

Moin Nina,
vielen Dank für die Klarstellung! Sauen, die das erste Mal abgesetzt werden (also zum 2. Wurf besamt werden sollen), sind bekannt für diese Thematik, da die Stoffwechselvorgänge und das Umschalten der Hormonzyklen noch nicht so trainiert sind (hört sich jetzt ein wenig unwissenschaftlich an).
Umso mehr gilt dann die letzte Aussage von mir.

Ein HCG- Präparat ist zunächst nicht notwendig, es sei denn, du willst terminorientierte Besamung durchführen.

Nach meine Erfahrung werden die Sauen nur mit PMSG wunderbar in Rausche kommen und können dann duldungsorientiert belegt werden.

Viele Grüße an alle und eine schöne, trockene Woche

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Reinhold Heggemann


Antwort auf:

Danke für die Antwort, das werden wir auf jeden Fall mal probieren. Nach 72 Stunden auch ein HCG (?)- Präparat (Gonavet o.ä.) geben?

Ich meinte die Sauen, die zum 2. Mal besamt werden.

Grüße aus dem Münsterland

Nina



Antwort auf:

Moin Pigpooler, moin Nina;

Meinst du Sauen, die zum zweiten Mal abgesetzt wurden oder zum 2. Wurf besamt worden sind?
Ich würde den Sauen 24 Stunden nach dem Absetzen ein PMSG- Präparat verabreichen (800 I.E. ,Tierarzt fragen) und das Problem dürfte erledigt sein.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Reinhold Heggemann


Antwort auf:

Guten Morgen,

in unserem mit Dan Genetik neu aufgestalltem Bestand gibt es seit 2 Wochen große Probleme mit Umrauschen. Der Bestand ist letztes Jahr komplett mit dänischen Jungsauen aufgestellt und gleichzeitig auf 1000 Sauen aufgestockt worden. Probleme machen die Sauen im 2. Wurf, bis zu 60% der Sauen rauschen um. (Wobei der Anteil an diesen Sauen auch sehr hoch ist)Jungsauen, 3. und 4. Wurf sind im normalen Rahmen. Auffällig ist, das diese Sauen oft erst beim 2. Testen nach 6 Wochen erkannt werden, bzw. beim ersten Testen nach 24 Tagen erst anfangen mit Umrauschen. Besamt wird Duldungsorientiert, die Sauen stehen sehr gut zur Besamung. Kondition nach Absetzen ist normal bis dünn (Konditionsnote 3 - 2). Gesundheitszustand in der Säugephase ist gut, die Sauen fressen durch und bekommen, bis "sie nicht mehr wollen". Die Sauen sind unauffällig, alle Sauen ziehen 12 und mehr Ferkel groß. Es gibt keine Auffälligkeiten zwischen 21 und 28 Tagen Säugezeit. Hat jemand eine Idee, was wir noch prüfen können?

Gruß aus dem Münsterland,

Nina