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Fall des Monats September 2008

 Plötzliche Todesfälle in der Vormast 
Dr. Reinhold Heggemann, Praxis für tierärztliche Bestandsbetreuung und Qualitätssicherung im Erzeugerbetrieb Schwein, 25782 Tellingstedt

Der Bestand   
Diesen Monat stellen wir Ihnen einen Kombibetrieb vor mit 300 Sauen und angeschlossener Mast. Bei den Sauen werden die Standartimpfungen Rotlauf/Parvo, sowie bei den Ferkeln gegen Mycoplasmen und Circovirus durchgeführt. Die abgesetzten Ferkel erhalten eine metaphylaktische Behandlung gegen Ödemkrankheit. Das Futter für die Vormast und Mast wird vom Betrieb selber gemischt. 

  
Der Fall   
Der Betrieb produziert seit geraumer Zeit ohne größere Probleme auf hohem Niveau. Die Verluste in der Mast liegen konstant bei 1,8%. Ohne ersichtlichen Grund schnellten die Verluste in der Vormast nach oben; fast täglich wurden verendete Tiere mit ca. 50 kg Körpergewicht aufgefunden. Besonderes Merkmal war, dass die Kadaver relativ schnell aufgasten und bläulich, violette Verfärbungen im Bauchbereich aufwiesen.
   
  
  
Die Untersuchung  
Nach dem Stalldurchgang wurde aufgrund der typischen Symptomatik die Verdachtsdiagnose „Verenden durch Clostridien-Infektion“ gestellt. Unklar war zunächst die Ursache für die gehäuften Infektionsfälle. Bei der sich entwickelnden Diskussion über vorbeugende oder therapeutische Maßnahmen kam auch der Rohfasergehalt im Futter zur Sprache, worauf dem Landwirt einfiel, dass die Futterzusammensetzung geändert worden sei. Die Rationsgestaltung im Einzelnen:

Komponente

% im Futter

Weizen

35,5

Gerste

30,8

Soja

17,4

Roggen

13,1

Mineral-VM

3,1

Rapsöl

0,1


  
Nachdem die Gerstevorräte aufgebraucht waren, sei diese Komponente komplett durch den noch vorhanden Weizen ersetzt worden. Somit bestanden 66,3% der Ration aus Weizen.


  
Weiteres Vorgehen  
Mit Einbringen der neuen Gersteernte wurde diese Komponente möglichst schnell wieder in die Rationsgestaltung mit einbezogen. Eine Medikation erfolgte nicht, die Futtermenge wurde lediglich für einige Tage etwas reduziert. 
   

Weiterer Verlauf   
Mit Verfütterung der neuen Gerste waren die Symptome schlagartig wieder verschwunden.
  
  
Diskussion   
In den Sommermonaten kommt es insbesondere bei Eigenmischern immer wieder zu solchen fütterungsbedingten Havarien. Häufig gilt es nur einen relativ kurzen Zeitraum zu überbrücken, so dass ein Zukauf oft als nicht praktikabel oder lohnend angesehen wird. Gerste hat bekanntlich im Vergleich zu Weizen einen wesentlich höheren Rohfaseranteil und niedrigeren Energiegehalt. Wenn dann 30% der Ration durch Weizen ersetzt werden, kommt es zu einer gravierenden Verschiebung des Rohfaser- und Energiegehaltes, die dann zu entsprechenden Imbalancen führen können. Das Futter enthält zuviel Protein und leichtverdauliche Bestandteile, die ein vermehrtes, unkontrolliertes Bakterienwachstum im Darm verursachen können. Neben diversen Clostridienarten betrifft dies auch häufig E.coli- Bakterien. 
  
Eine Medikation ist in solchen Fällen höchstens als Notmaßnahme für einen begrenzten Zeitraum vertretbar. Ziel muss immer eine möglichst schnelle Optimierung der Futterration bleiben. Eine Futterreduzierung kann unterstützend wirken. 

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