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Fall des Monats September 2005

App (Actinobacillus pleuropneumoniae) - ein Erreger, verschiedene Auswirkungen
Jens Jungbloot, Praxis Dr. Heggemann, Tellingstedt 

Heute soll ein Mastbetrieb mit 800 Mastplätzen und vorgelagertem Flatdeck vorgestellt werden. Dieser Betrieb wurde bis Ende 2004 kontinuierlich mit Mastferkeln aus einer Herkunft bestückt. Der Herkunftsbetrieb der Ferkel war PRRS positiv und deshalb wurden diese bei Einstallung in das Flatdeck gegen PRRS schutzgeimpft. Weiterhin war der Herkunftsbetrieb positiv auf Lawsonia intracellularis (PIA), so dass eine Metaphylaxe mit Tylosin bei der Umstallung vom Flatdeck in die Mast durchgeführt wurde. Der Betrieb hatte keine nennenswerten gesundheitlichen Störungen und erzielte gute Mastleistungen.



Im August 2004 wurde ein routinemäßiger Lungenchek an den Schlachttieren durchgeführt. Dabei waren an den Lungen Verklebungen mit dem Brustfell sichtbar. Das Lungengewebe an diesen Stellen sah schwarz-blutig aus. Auffällig dabei war, dass diese Veränderungen nur stellenweise die Hauptlappen betrafen (sog. Buttons). In keinem Fall war die ganze Lunge betroffen.
 Diese pathologischen Veränderungen an den Lungen sind eigentlich typisch für eine App-Infektion, doch eine gewisse Skepsis war durch das Fehlen jeglicher klinischer Symptome vorhanden. Weitergehende Untersuchungen bestätigten aber diesen Verdacht. Es handelte sich um eine App-Infektion mit einem Erreger des Serotyps 2. Eine Therapie wurde zunächst nicht eingeleitet und es traten auch weiterhin keine gravierenden Lungenerkrankungen auf.

Zu Beginn des Jahres 2005 wollte der Landwirt aus arbeitswirtschaftlichen Gründen von der kontinuierlichen Bestückung auf komplett Rein – Raus übergehen. Der bisherige Ferkellieferant konnte solche Partien nicht zur Verfügung stellen, deshalb wechselte der Landwirt zu einem anderen Ferkelerzeuger. Dieser Wechsel erfolgte „warm in warm“, also ohne eine komplette Ausstallung, Reinigung und Desinfektion. Die Ferkel des neuen Lieferanten waren frei von PRRS, PIA und PCV II (Circovirus). Die Tiere der neuen Herkunft wurden nur in separate Abteile, die vorher gründlich gereinigt und desinfiziert wurden, aufgestallt. Aus Sicherheitsgründen wurden auch diese Tiere bei Einstallung im Flatdeck gegen PRRS schutzgeimpft. In der Flatdeckphase bis Mitte Mast traten keine gesundheitlichen Probleme auf.
 Ab Mitte Mast gab es immer wieder einzelne, plötzliche unerklärliche Todesfälle ohne vorherige klinische Anzeichen. Von diesen perakut verendeten Tieren wurde eine Sektion durchgeführt. Pathologisch-anatomisch zeigte sich derselbe Lungenbefund wie bei dem Lungenchek im August 2004, bakteriologisch wurde wieder der Erreger der App-Serotyp 2 nachgewiesen. Es handelte sich also um den identischen Erreger, aber diesmal mit gravierenden Folgen.

Aufgrund des Sektionsergebnisses werden jetzt die Ferkel auf dem Flatdeck mit einem handelsüblichen Impfstoff zweimal im Abstand von vier Wochen gegen App geimpft.

Vom App – Erreger gibt es 15 verschiedene Serotypen. In Europa sind am häufigsten die Serotypen 2, 3, 4, 7, 9 und 11 nachweisbar. Nicht alle Serotypen haben krankmachende Eigenschaften. Für diese Eigenschaft sind verschiedene zellzerstörende Toxine, die bei den einzelnen Serotypen unterschiedlich vorhanden sein können, verantwortlich. Daher kann das Krankheitsbild einer App- Infektion durchaus unterschiedlich sein:

  • Perakute Form: Schwerste Lungenentzündungen mit Todesfällen oder Todesfälle innerhalb von 24 Stunden ohne vorheriger Klinik 
  • Akute Form: Schwere Lungenentzündungen mit Fieber bis 41°C, vereinzelte Todesfälle innerhalb einer Woche
  • Chronische Form: Husten und Leistungseinbußen stehen hier im Vordergrund
  • Subklinische Form: Fehlen jeglicher Klinik, vor allem bei guten Haltungsbedingungen.

Sollte eine medikamentelle Behandlung notwendig sein, haben sich Penicilline oder Tetracycline bewährt. Für eine Prophylaxe ist die Impfung zu empfehlen.
 

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