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Fall des Monats Oktober 2002

Nasenausfluss bei Saugferkeln - therapieresistent 

Diesen Fall sandte uns ein in Süddeutschland praktizierender Tierarzt zu.

Der Bestand
Es handelt sich in diesem Fall um einen Jungsauenvermehrer mit einem Bestand von 180 Zuchtsauen. Der Betrieb ist nach einer Totalsanierung neu aufgebaut worden und wird mit einem hohen Gesundheitsstatus der Herde geführt. Die Ferkel werden mit 21 Tagen abgesetzt und kommen in betriebseigene Flatdeckställe, die in einem separaten Gebäude liegen. Diese Ställe werden grundsätzlich abteilweise im Rein/Raus-Verfahren betrieben.


Klinische Untersuchung im Betrieb

Es erkrankten innerhalb kurzer Zeit fast 80% der Saugferkel im Alter von 2 – 3 Wochen. Die Tiere zeigten serösen Nasenausfluss, Atembeschwerden, Appetitlosigkeit und hohes Fieber von bis zu 40°C. Die Atmung verursachte bei den betroffenen Tieren ein schniefendes Geräusch, die Ferkel pumpten und bei einigen war eine Blauverfärbung der Haut feststellbar. Diese Tiere (ca. 10% der erkrankten Ferkel) verendeten. 



Weitere Untersuchungen
Proben des Nasenausflusses wurden bakteriologisch auf Bordetella bronchiseptica und Pasteurella multocida (= häufige Erreger von Atemwegsinfekten bei Ferkeln) untersucht, jedoch mit negativem Ergebnis. 
 

Therapie
Neben der Laboruntersuchung wurde sofort eine Behandlung mit einem Breitspektrum-Antibiotikum eingeleitet. Alle betroffenen Saugferkel erhielten einmal täglich per Injektion Tetracyclin verabreicht. 

Die behandelten Tiere zeigten kaum eine Besserung der Symptome, die weniger stark betroffenen erholten sich langsam, andere kümmerten. Ein durchschlagender Behandlungserfolg war auch nach 5 Tagen nicht auszumachen.

 

Weitere Untersuchungen
Bei der Sektion zweier verendeter Ferkel fiel eine deutliche Vergrößerung der Drüsenzellen der Nasenschleimhaut auf, was zu den schniefenden Atemgeräuschen geführt hatte. Bei einem Tier waren auch Blutungen in der Niere und zahlreichen Lymphknoten feststellbar.

Die veränderte Nasenschleimhaut wurde daraufhin mikroskopisch untersucht, wobei sogenannte Einschlusskörperchen in den Zellkernen festgestellt wurden. 

 

Diagnose
Es handelt sich in diesem Fall um den seltenen Verlauf einer Infektion mit dem Zytomegalie-Virus, auch Einschlusskörperrhinitis genannt. Diese Erkrankung tritt nur sehr selten mit klinischen Symptomen auf, sehr viele Schweinebestände sind latent mit diesem Virus infiziert und erkranken nicht daran. Bei dem betroffenen Bestand waren wohl überwiegend voll empfängliche Jungsauen mit einigen Virusträgern zusammen eingestallt worden. Daher kam es zum beschriebenen Verlauf. 

Gegen das Virus ist keine direkte Therapie bekannt. Es ist lediglich möglich, die geschwächten Tiere mit Antibiotika-Gaben vor einer bakteriellen Sekundärinfektion zu schützen. 


Weiterer Verlauf
Innerhalb der folgenden Wochen beruhigte sich das Geschehen und es erkrankten keine neuen Würfe mehr. Die von der Infektion stark betroffenen Tiere blieben Kümmerer und konnten nicht für die Zucht verwendet werden, was für den Betrieb einen großen wirtschaftlichen Schaden bedeutete. Es ist nicht zu erwarten, dass in dieser Herde noch einmal ein Problem mit dem Zytomegalie-Virus auftritt, da die Sauen im Verlauf eine Immunität erworben haben, die an die Saugferkel weitergegeben wird.
  

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