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Fall des Monats November 2000

Ungenügende Mastleistung trotz Impfprogramm
Dr. Reinhold Heggemann, Tellingstedt 

Dieser Fall des Monats ist eigentlich gar kein Fall des Monats, sondern vielmehr eine langfristige Erhebung und Auswertung über einen Zeitraum von ca. 2 Jahren. Dabei ging es um die Frage, ob in 6 Mastbetrieben (4 Besitzer), die ihre Ferkel alle vom gleichen Ferkelerzeuger bezogen, das derzeit praktizierte Impfprogramm den Anforderungen entsprach. Denn trotz Impfungen gegen Influenza, APP (Actinobacilluspleuropneumoniae) und PRRS waren die Mastdaten nicht zufriedenstellend. 

Dazu wurden zunächst in 1998 die Betriebe besucht und - da offensichtlich ein Atemwegsproblem vorlag - anschließend ein sogenannter Schlachthofcheck organisiert, bei dem aus allen sechs Betrieben Tiere begutachtet wurden.
Im einzelnen wurden folgende Parameter erhoben:

  • quantitative und qualitative Erfassung von Lungenveränderungen
  • Brustfellverwachsungen (Pleuritis)
  • Herzbeutelverwachsungen (Perikarditis)
  • Leberbefunde


In den einzelnen Kategorien wurden Noten von 1-6 vergeben, wobei 1 die beste Note darstellt.

Nach dem ersten Schlachthofcheck 1998 wurde das Impfprogramm umgestellt und dann Anfang 2000 wiederum ein Schlachthofcheck durchgeführt, um den Effekt der Impfumstellung zu überprüfen.

Die Ergebnisse finden sie in nachfolgender Tabelle * :


* Herzbeutelverwachsungen zu keiner Zeit nachgewiesen, daher nicht aufgeführt.

In der Tabelle sehen sie die jeweiligen Ergebnisse aus dem Jahr 1998 in rot und die Ergebnisse aus 2000 in schwarz dargestellt. Bei dem ersten Schlachthofcheck konnte eine hochgradige Infektionsrate von 60% in Betrieb 1b bis 90% in den Betrieben 2a und 4 mit Mycoplasma hyopneumoniae nachgewiesen werden. Diese Diagnose wurde pathologisch-anatomisch, sprich am toten Tier anhand der typischen Veränderungen an den Lungen gestellt. In Bild 1 sehen sie eine „typische Mycoplasmenlunge“ mit den Veränderungen im Spitzenlappenbereich.



Ferner konnte ebenfalls eine APP- Infektion diagnostiziert werden. Der Anteil veränderter Lungen schwankte von 10 - 40%. Der Anteil der APP- Lungen lag deshalb relativ niedrig, weil die Ferkel bei Einstallung in die Mast gegen APP geimpft wurden. Dieser Befund zeigt aber auch, dass die Impfung gegen APP nicht bei allen Tieren den gewünschten Erfolg aufwies. Dieser Umstand lag im Wesentlichen an betriebsspezifischen Umständen (Betrieb 2b), wie z.B. die Tatsache, dass die Ferkel bei Mastbeginn nicht in ein separates Abteil eingestallt wurden, sondern in einen Großraumstall, in dem sich auch ältere Tiere befanden. So konnte die APP-Infektion bei einigen Tieren haften, bevor der Impfschutz ausgebildet war. Korrelierend mit der APP- Infektion konnten auch die Verwachsungen im Brustfellbereich (Pleuritis) gefunden werden. In Bild 2 sehen sie eine „typische APP- Lunge“ mit den kreisrunden Veränderungen (Button).



Das Impfprogramm in den Betrieben wurde aufgrund der ersten Befunderhebung dahingehend verändert, dass die Influenzaimpfung eingestellt und die Mycoplasmenimpfung begonnen wurde. Die Ferkel wurden wie allgemein üblich in der ersten und dritten Lebenswoche beim Ferkelerzeuger geimpft. Die PRRS- und APP- Impfung wurde beibehalten. 

Der Tierfluss wurde dahingehend umorganisiert, dass in dem Betrieb mit Großraumställen (2a und 2b) stallweise rein/raus gefahren wurde. Ferner kaufte der Betrieb bei Engpässen in der Vergangenheit noch Ferkel aus einer anderen Herkunft zu. Dieses sollte zukünftig unterbleiben.

Bei dem zweiten Schlachthofcheck im Januar 2000 wurden aus den Betrieben 1b und 2b keine Tiere untersucht. Daher sind in der Tabelle in der entsprechenden Spalte für 2000 keine Eintragungen zu finden. Die Zahlen aus 2000 zeigen insgesamt in ausdrucksvoller Weise, wie sich das Bild der Lungengesundheit durch die veränderten Maßnahmen dramatisch verbessert hat. Veränderungen durch Mycoplasmen- und / oder APP- Infektion waren nur noch zu einem ganz geringen Prozentsatz zu finden, der trotz Impfmaßnahme als normal zu bezeichnen ist, da ein geringer Anteil an Impfversagern immer vorhanden ist. 

Entsprechend positiv hat sich auch in 2000 der Anteil an Lungen mit keinen oder nur geringgradigen Veränderungen von 10 - 63% auf 88 – 94% erhöht. Auch die Bewertungsnoten für Lunge und Pleuritis sprechen eine deutlich Sprache. 

Eine Ausnahme von der deutlichen, positiven Entwicklung stellt der Betrieb 2a dar. Auf Nachfrage (nach der Auswertung) ergab sich, dass der Betrieb doch wieder Ferkel aus einer anderen Bezugsquelle eingestallt hatte.

Positiv ist zu vermerken, dass in keinem Betrieb zu keiner Zeit Herzbeutelverwachsungen oder Spulwurmbefall gefunden werden konnte. 

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die wiederholte Diagnostik und Anpassung des Impfprogramms der Schlüssel zum Erfolg war, der sich unter anderem in wesentlich besseren Tageszunahmen (bis 230 g / Tag) und eine Halbierung der Verluste ausdrückte.

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