Header-Grafik

Fall des Monats Mai 2005

Erbrechen und Verhungern bei Saugferkeln
von Christin Lehmann, Praxis Dr. Heggemann, 25782 Tellingstedt 

Es handelt sich um ein geschlossenes System mit 250 Sauen, ausgelagertem Flatdeck und anschließender Mast. Der Betrieb ist baulich auf dem neuestem Stand, die hygienischen Maßnahmen werden regelmäßig und vorbildlich durchgeführt. Alle Produktionsstufen, bis auf Eros- und Wartestall, werden im Rein-Raus-Verfahren betrieben. Routinemäßig werden die Ferkel an den ersten 3 Tagen gegen Nabelentzündung und Coli-Durchfall behandelt. Die Sauen werden gegen Rotlauf/Parvo und die Ferkel 2x gegen Mycoplasmen (M. hyopneumoniae) geimpft. 

Bei einem routinemäßigen Bestandsbesuch fielen einzelne Ferkel auf, die gelbliche, geronnene Milch erbrochen hatten und extrem abgemagert waren. Die Ferkel waren zwischen 1 und 7 Tage alt . Eine Woche später traten ebenfalls in der nächsten Abferkelgruppe Erbrechen, Abmagern und in Folge vermehrte Todesfälle bei ca. 15% der Ferkel auf. Die Symptome betrafen sowohl ganze Würfe, als auch nur Einzeltiere innerhalb eines Wurfes.
 Aufgrund des dramatischen Verlaufs wurde eine umfangreiche Diagnostik betrieben. 2 Ferkel wurden gemerzt und zur Untersuchung geschickt. Von 3 Sauen und von 2 Ferkeln wurden Blutproben auf DON untersucht. Es konnte weder ein ursächlicher Erreger isoliert werden noch wurde eine erhöhte Mykotoxinbelastung festgestellt. Nachdem auch in der 3. Abferkelgruppe Ferkel erkrankten, wurden die Abferkelabteile gründlichst untersucht. Dabei fiel dem Tierhalter auf, dass die Fallrohre für das Sauenfutter, die in die Tröge führten, teilweise total verdreckt waren. Eine schwarzer Belag, von dem ein stechender Geruch ausging, kleidete die Innenwände der Fallrohre aus. 


Zu erklären war dies durch die Art der Reinigung. Dem Tierhalter war aufgefallen, dass sich in den Futterautomaten Schimmel bildete. Wahrscheinlich gelangte über die nicht völlig dichte Verbindung der Zuleitung beim Reinigen Wasser in den Dosierer. Daraufhin wurde nach jedem Durchgang der Futterautomat ausgespült. Bei jeder 2. Abferkelbucht ist das Fallrohr zum Trog abgeknickt, hier konnte sich Flüssigkeit festsetzen und bei erneuter Belegung sammelten sich dort Futterreste. So baute sich im Laufe der Zeit eine feuchte Futterschicht auf, die einen idealen Nährboden für Pilze, Hefen, Bakterien etc. bildete und die mit der normalen Spülung der Rohre nicht entfernt werden konnte.
 Alle Rohre wurden abgebaut und gründlich gereinigt. Ein flexibler Schlauchaufsatz wurde angeschafft und damit die Rohre bei der routinemäßigen Reinigung und Desinfektion durchgespült. Die folgende Fütterung erfolgt erst, wenn die Rohre abgetrocknet sind.

Schon mit dem nächsten Abferkeldurchgang verschwanden sämtliche Symptome. Fast alle bereits erkrankten Tiere mussten gemerzt werden, da sie irreparabel geschädigt waren und verhungert wären.


Diskussion und Bewertung:
Das Futter der Sauen war unterschiedlich stark durch den Schmutz in den Fallrohren kontaminiert. Teilweise brachen bei der Fütterung auch wohl größere Stücke des Innenbelages heraus. Wahrscheinlich ist, dass Schimmelpilze eine Rolle spielten. Die Menge reichte offenbar nicht aus, um bei den Sauen Symptome auszulösen, aber die mit der Milch ausgeschiedenen Toxine sorgten für das schwere Krankheitsbild bei den Ferkeln.
  

zurück zur Übersicht