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Fall des Monats Mai 2001

Mykotoxine als Ursache hoher Ferkelverluste
Jens Jungbloot, Kerstin Schulz, Bahnhofstr. 69, 25782 Tellingstedt 

Vorbericht
Im Herbst 2000 wurden auf einem ferkelproduzierenden Betrieb bei einem geringen Prozentsatz der neugeborenen Ferkel Spreizer festgestellt. Vereinzelt wurden bei den Ferkeln auch Schwanznekrosen, sowie geschwollene Scheiden beobachtet.
 

Der Betrieb
Es handelt sich um einen sehr gut geführten Betrieb mit 750 Sauen, der seit Jahren durchschnittlich 22 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr produziert. Der Hygienestatus ist als gut zu bezeichnen.

Die Sauen erhalten pelletiertes Sauenfertigfutter. Die Abferkelungen erfolgen wöchentlich bei abteilweisem Rein-Raus-Verfahren. Nach 21 tägiger Säugeperiode werden die Ferkel in einen separaten Stall gebracht, der sich ca. 300 m vom Sauenstall entfernt befindet. 

Der Gesundheitsstatus der Sauenherde war als gut zu beschreiben, außer den oben genannten sporadischen Problemen gab es keine wiederkehrenden Gesundheitsprobleme, weder bei den Sauen noch bei den Ferkeln.

Im Sommer 2000 wurde der Bestand vergrößert, die Sauenherde von 500 Tieren auf 750 Tiere aufgestockt.
 

Untersuchung
Beim Stalldurchgang fielen einige wenige Ferkel im Alter von bis zu einer Woche auf, die Schwanznekrosen und/oder geschwollene Scheiden hatten. Auch einige Spreizferkel wurden entdeckt.
Der Betriebsleiter berichtete, dass das Problem Anfang der Herbstmonate erstmals aufgetreten war, zeitgleich mit den ersten Abferkelungen der im Sommer eingestallten Jungsauen.
Als Maßnahme gegen das Ausgrätschen wurden den betroffenen Ferkeln Spreizerbänder angelegt, damit konnten den meisten Tieren geholfen werden. 

Zusätzlich wurde dem Sauenfutter ein höherer Prozentsatz Cholin zugesetzt, um das Problem ursächlich zu bekämpfen. Ein Erfolg dieser Maßnahme konnte jedoch nicht beobachtet werden. 

Im Abstand von 2 Wochen wurden aus den Futtersilos Futterproben entnommen und zur Untersuchung an ein Labor gesandt.
Die Ergebnisse:



Als Referenzwerte werden angegeben: < 15 ppb: geringgradige Belastung, 15 - 25 ppb: mittelgradige Belastung, > 25 ppb: hochgradige Belastung

Diese Untersuchungsergebnisse geben keinen Hinweis auf eine erhöhte Belastung des Futters mit Mykotoxinen. Die Beurteilung der Untersuchung ist schwierig, da bei niedrigen Messergebnissen (wie im vorliegenden Fall) nicht zu beurteilen ist, was die Summe der einzelnen Toxine im Organismus bewirkt.


Weiterer Verlauf
In den folgenden Wochen traten vermehrt Probleme bei den Saugferkeln auf, die auf eine hohe Mykotoxinbelastung hinwiesen. Viele der weiblichen Ferkel hatten geschwollene Scheiden (Bild 1) und / oder Krusten an den Zitzen. Die Mortalität (Sterblichkeitsrate) bis zum 10. Lebenstag stieg an. Auch die Zahl der Spreizerferkel (Bild 2) erhöhte sich.


Bild 1















                                                                                                   Bild 2

 

Therapie
In das Sauenfutter wurde Mykofix plus, ein toxinbindender Futterzusatz eingemischt. Damit wurde ein Abklingen der Symptome innerhalb der folgenden 4 Wochen erreicht. Die Verluste reduzierten sich wieder.


Fazit
Beim Verdacht auf eine erhöhte Mykotoxinbelastung im Futter sollte immer eine Untersuchung des Futters durchgeführt werden. Bei einem "hochpositiven" Ergebnis kann dann schnell gehandelt werden. Sind die Werte wie in diesem Fall jedoch nicht bedenklich, muss beachtet werden, dass die Probe nur über eine geringe Futtermenge Aussagekraft besitzt. Darüber hinaus ist noch zu wenig über das Zusammenspiel der verschiedenen Pilzgifte bekannt, sie können sich in ihrer Wirkung möglicherweise ergänzen. Das bedeutet, dass die Summe verschiedener Toxine im Tier Störungen hervorrufen kann, die zu einer hohen Erkrankungsrate führt.

 

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