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Fall des Monats März 2005

Sanierung eines Betriebes mit hoher Salmonellenbelastung
J. Jungbloot, 25782 Tellingstedt 

Der Betrieb
Diesen Monat wollen wir Ihnen einen Betrieb vorstellen, der hinsichtlich der hygienischen und baulichen Bedingungen als Musterbetrieb gelten kann. Es handelt sich um einen Mäster mit 2200 Mastplätzen. Der Betrieb wird abteilweise im Rein-Raus Verfahren (11 Abteile a 200 Plätze) bewirtschaftet. Die Läufer kommen ausschließlich von einem Ferkelerzeuger und werden im Alter von 10 Wochen aufgestallt.


Gesundheitsstatus
Der Betrieb ist PRRS negativ. Die Läufer sind gegen Mycoplasmen geimpft. Anfang 2004 trat eine Circovirusinfektion auf. Neben den bekannten Symptomen, wie Hautveränderungen und Ikterus (PDNS) oder Kümmern (PMWS) traten Durchfall, Pneumonien und ZNS-Störungen im Vormastalter auf. Die Verlustrate stieg von 1 auf bis zu 10 Prozent! Bei der Untersuchung erkrankter Ferkel wurden Streptococcus suis, Lawsonia intracellularis (PIA) und Salmonella typhimurium nachgewiesen.
In Zusammenarbeit mit dem Ferkelerzeuger wurden die Ferkel/Läufer 
mit Colistin und Amoxicillin behandelt. Damit konnten die Verluste und Auswirkungen der Sekundärinfektion drastisch gesenkt werden.
Allerdings blieben die gefundenen Antikörper beim Salmonellenmonitoring auch nach Abklingen der akuten klinischen Symptome immer noch sehr hoch.


Auch Haltungsbedingungen, wie Teilspaltenböden oder wie hier falsch verlegte Warmwasserplatten (Wandbündig), können Salmonelleninfektionen und damit hohe Titer begünstigen.


 
Maßnahmen
Beim weiteren Vorgehen galt es festzustellen, wo die Eintragsquelle der Salmonellen ist und welche Faktoren die Ausbreitung begünstigen. Dazu wurde folgende Checkliste genutzt:

1. Tierbestand

  • Allgemeiner klinischer Gesundheitsstatus
  • Herkunft der Tiere
  • Kontakte zu anderen Nutz-, Haus-, Wildtieren
  • Ein/mehrere Gebäude; Freiflächen

2. Fütterung
  • Herkunft der Futtermittel (betriebseigen oder zugekauft) 
  • Säurezusatz im Futter
  • Lagerung des Futter
  • Ergebnisse von Futtermitteluntersuchungen (Proteingehalt
    Mineralstoffüberschuss, bakterielle Belastung, Hygiene) 
  • Fütterungstechnik
  • Angebotsform von Futtermitteln (Trocken / Flüssig) 
  • Hygienezustand der Futteranlage (Reinigung / Desinfektion) 
  • pH -Kontrolle des Flüssigfutters im Trog (pH 4,5-5,0) 
  • Futterwechsel

3. Trinkwasserversorgung
  • Herkunft des Trinkwassers 
  • Tränketechnik
  • Hygienezustand der Tränkeanlagen
  • Untersuchungsergebnisse des Trinkwassers
  • Säurezusatz

4. Haltungsform
  • Gruppen-, Einzelhaltung und Gruppengröße
  • Aufstallungsart der Tiere (Einstreu, Teil-, Spalten, Outdoor) 
  • Allgemeines Betriebsmanagement (R/R, stabile Gruppen, 
    Rücksetzungen, Merzung)

5. Betriebshygiene
  • Tiergesundheitsprogramm, tierärztliche Betreuung, 
    Medikamenteneinsatz
  • Reinigung und Desinfektion
  • Schadnagerbekämpfung
  • Allgemeine Betriebs- und Personalhygiene
  • Bau- und Erhaltungszustand von Ställen und Geräten
  • Mögliche Kontakte zu menschlichen und tierischen
    Ausscheidern (Ableitung Stall-WC) 
  • Lüftungstechnik und -zustand
  • Kadaverlagerung
  • Gülle -kontrolle, -hochstand, -technik
 
Beim Abarbeiten dieser Checkliste wurde letztendlich eine sehr hohe Belastung des Trinkwassers festgestellt. Der Betrieb hatte eine eigene Wasserversorgung mit einem Vorlaufbehälter. Daraufhin wurde dieser gereinigt und mit 2 % Ameisensäurelösung gespült (Einwirkzeit 5 Stunden, dann abpumpen und nachspülen).


Ergebnis
Die Salmonellentiter sind innerhalb von 3 Monaten rasch gesunken und bewegten sich auf unbedenklichem Niveau. Der Betrieb erfüllt jetzt die Bedingungen eines sog. Kategorie 1- Betriebes.


Fazit
Eine allgemeine Verschlechterung des Gesundheitszustandes und Schwächung des Immunsystems durch eine Circovirus Infektion (PCV2) im Bestand, begünstigte eine massive Salmonellen Ausbreitung. Der Eintrag über das Trinkwasser war sicher auch früher schon vorhanden, fiel aber aufgrund der guten hygienischen Bedingungen nicht weiter auf. 

Eine Medikation mit Colistin führte zwar klinisch zu Tieren, die frei von Durchfall waren, aber nicht zu einer geringeren Salmonellenausscheidung und -ausbreitung. Dies bedeutet, dass ein Medikamenteneinsatz als alleiniger Baustein der Bekämpfung nicht zum Erfolg führt. Es muss die Eintragsquelle eliminiert und/oder die Betriebshygiene im weitesten Sinne optimiert werden.

 

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