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Fall des Monats März 2004

Salmonellen im Mastbetrieb 

Der Bestand
Bei diesem Fall des Monats handelt es sich um einen reinen Mastbestand mit 1400 Mastplätzen in einem Kammstall. Eingestallt wird abteilweise im Rein/Raus-Prinzip. Die Tiere werden über eine Flüssigfutteranlage mit zugekauftem Futter gefüttert. Es werden ausschließlich gegen Mykoplasma hyopneumoniae geimpfte Läufer aufgestallt, der Bestand ist PRRSV (= Porcines Respiratorisches und Reproduktives Syndrom) negativ.


Der Fall
Plötzlich traten in verschiedenen Altersstufen perakute Todesfälle auf. Die verendeten Tiere zeigten keinerlei Krankheitssymptome, sie wurden einfach nur tot aufgefunden. Bei manchen dieser Tiere konnten typische Anzeichen eines Kreislaufversagens (blaue Ohren und blauverfärbter Bauch) beobachtet werden. Diese toten Schweine waren auch sehr schnell hochgradig aufgegast.


Die Verdachtsdiagnose
Aufgrund der fehlende Krankheitssymptome und der Merkmale, die an den toten Tieren beobachtet wurden, wurde die Verdachtsdiagnose "Infektion mit Clostridien" gestellt. Es wurde ein verendetes Tier zur Absicherung dieses Verdachtes in ein Labor zur Sektion eingesandt.


Das Laborergebnis
Bei der pathologischen und bakteriologischen Untersuchung wurde die Verdachtsdiagnose Clostridieninfektion bestätigt. Darüber hinaus wurde noch eine Infektion mit Streptokokkus suis festgestellt. Ein Resistenztest wurde angelegt.


Die Therapie
Um die Infektion zu bekämpfen, wurde das Antibiotikum Amoxycillin als Bestandsmedizinierung oral eingesetzt.


Weiterer Verlauf
Trotz der Behandlung kam es 3 Tage später erneut zu mehreren Todesfällen in dem Mastbestand. Wieder verendeten die Tiere ohne äußere Krankheitssymptome. Im Unterschied zu den Todesfällen zuvor starben nun aber nur Tiere in den hinteren 4 Abteilen des Stalles. Die übrigen Tiere dieser Abteile zeigten nun gelbwässrigen Durchfall.

Das führte zu einer neuen Verdachtsdiagnose, nämlich einer Salmonelleninfektion. Sofort wurde die antibiotische Behandlung umgestellt: Zum einen wurde Colistin als salmonellenwirksames Antibiotikum eingesetzt und zum anderen wurde gegen die Clostridien von Amoxycillin auf Tetracyclin HCl umgestellt, das vom Resistenztest als besser wirksam getestet wurde als das Amoxycillin.

Vor Beginn der Behandlung wurden Kotproben der vom Durchfall betroffenen Tiere gesammelt und eingeschickt. Das Laborergebnis war hier eindeutig: die Proben enthielten das Bakterium Salmonella Typhimurium.

Nach der Umstellung der Therapie hörten die Verluste im Bestand schlagartig auf. Auch von den Tieren, die bereits Durchfall zeigten, verendete keines mehr. Das Durchfallgeschehen ließ nach und endete schließlich ganz. 


Eintragsquellen für Salmonellen
Bereits während der Behandlung wurde nach dem Einschleppungsweg der Salmonellen gesucht. Es kommen generell folgende 4 Wege in Betracht:

  1. Einschleppung durch Schadnager
  2. unzureichende Einhaltung des Rein/Raus-Prinzips, oder Fehler bei der Reinigung und/oder Desinkektion
  3. fehlerhafte Reinigung der Flüssigfütterungsanlage (Futter ist ein idealer Bakteriennährboden, Kontaminationen der Futterbestandteile sind nicht völlig unvermeidbar)
  4. Gülleüberschwemmungen

Vor allem auf die Hygienemaßnahmen für Flüssigfütterungsanlagen sei hier noch einmal eingegangen:

Täglich sollten die Tröge auf Sauberkeit kontrolliert werden. Auch der Anmischbottich muss sauber sein und sollte von Hand ausgespült werden, da bei automatischen Programmen oft Reste zurück bleiben. Ganz wichtig ist die tägliche Kontrolle von den Leitungen und Bottichen auf Gasbildung!

Alle 14 Tage sollte der Anmischbottich mit dem Hochdruckreiniger und heißem Wasser gereinigt werden um hartnäckige Verschmutzungen zu lösen. Das Schmutzwasser sollte hierbei separat abfließen um die Kontamination der Leitungen zu vermeiden.

Eine Grundreinigung kann sowohl bei leerem als auf bei belegtem Stall durchgeführt werden. Dabei ist der Anmischbottich wie oben beschrieben zu reinigen und die Leitungen sind gründlich durchzuspülen. 

Für eine saure Reinigung hat sich Ameisensäure (wirkt gut gegen Bakterien) oder Propionsäure (gut wirksam gegen Pilze und Hefen) bewährt. Bei einer 2%igen Lösung gibt man 20 Liter Säure auf 1.000 Liter Wasser. Die Reinigungsflüssigkeit sollte ausreichend lange im System zirkulieren, um eine optimale Wirksamkeit zu erzielen. 

Bei einer alkalischen Reinigung wird eine 1 %ige Lauge aus 10 kg Natriumhydroxid und 1.000 Liter Wasser hergestellt. Dabei ist Schutzkleidung wie eine Schürze, Handschuhe und eine Schutzbrille äußerst wichtig!!! Die Lauge sollte 15 min in den Leitungen zirkulieren, 5 Stunden einwirken und wieder für 15 min zirkulieren, bevor sie abgelassen wird. Damit erreicht man den größtmöglichen Erfolg.

Anschließend muss selbstverständlich die gesamte Anlage mit sauberem Wasser nachgespült werden, um Verätzungen zu verhindern.

Allgemein gilt, dass das beste Reinigungsergebnis mit einer sauren und alkalischen Reinigung im Wechsel erzielt werden kann. So kann sich keine säureresistente Keimflora entwickeln, die einen äußerst hartnäckigen Belag in den Leitungen bilden kann.


Weiterer Verlauf
In diesem Fall wurde noch während der Behandlungsphase eine gründliche Reinigung der gesamten Fütterungsanlage vorgenommen, weil die sich die Todesfälle im hinteren Stallteil häuften. Die Reinigung musste bei belegtem Stall stattfinden, da zu keiner Zeit der ganze Stall leer war. 

Nach Beendigung der Medizinierung mit den o.g. Antibiotika und der Reinigung der Flüssigfütterungsanlage trat kein weiterer Todesfall dieser Art mehr auf.

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