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Fall des Monats März 2002

Plötzliche Todesfälle von Aufzuchtferkeln im Containerstall 

Es handelt sich um einen Zuchtbetrieb mit 250 Sauen und angeschlossener Aufzucht. Der Betrieb hatte den Sauenbestand aufgestockt, jedoch keine Baugenehmigung für einen Ferkelaufzuchtstall bekommen. Hier fand sich dann folgender Kompromiss. Die abgesetzten Ferkel wurden in die vorhandenen Altgebäude für 3 Wochen eingestallt und von da aus in Aufzuchtstallcontainer verbracht, für die keine Baugenehmigung notwendig war.

Die Stallcontainer wurden von einer Spezialfirma bezogen. Sie benötigen nur Güllekanäle, die in Massivbauweise erstellt wurden. Die Fütterungs und Tränkeanlage, die Lüftung und der Spaltenboden sind bereits in den Elementen eingebaut. Pro Container sind 2 Großraumbuchten vorhanden.



Der Fall
An einem Montagmorgen rief der Betriebsleiter mit der Bitte um einen dringenden Besuch beim Hoftierarzt an. Es seien über Nacht 8 Aufzuchtferkel verendet. Am Abend zuvor war ihm nichts außergewöhnliches aufgefallen, die toten Ferkel hätten keine besonderen Merkmale. Das Allgemeinbefinden der übrigen Tiere im Container sei jedoch auch sehr schlecht.

Der Hoftierarzt forderte den Betriebsleiter bereits am Telefon auf, die Lüftung des betreffenden Stalles zu überprüfen, um weiteren Todesfällen vorzubeugen.


Der Besuch
Beim Eintreffen des Hoftierarztes zeigte sich folgendes Bild: einige Ferkel waren völlig apathisch, sie lagen auf der Seite und nahmen ihre Umwelt überhaupt nicht mehr wahr. Andere Tiere krampften in Seitenlage, teilweise stark speichelnd, durch die Krämpfe stand ihnen der Speichel in Form von Schaum vor dem Maul. Wieder andere bewegten sich zwanghaft in den Buchten, sie liefen im Kreis oder gegen Buchtenwände und Artgenossen. Die Symptome ließen auf eine zentralnervöse Störung schließen.

Als erste Maßnahme wurde die Funktionsfähigkeit der Nippeltränken untersucht. Es war kein Wasserdruck vorhanden. Nach Angaben des Besitzers war am Freitag zuvor der Haupthahn für den betroffenen Container abgestellt worden, um Reparaturen an den Wasserleitungen vorzunehmen. Es war versäumt worden, ihn wieder zu öffnen, so dass die Schweine über 60 Stunden ohne Wasser auskommen mussten. Die Fütterung in diesem Containerstall erfolgte über Trockenfutterautomaten.

Nach der Öffnung des Haupthahnes drängten die stärksten Tiere sofort zu den Tränkenippeln. Um auch den schwächeren Tieren eine sofortige Wasseraufnahme zu ermöglichen, wurden die Tröge per Schlauch mit Wasser gefüllt. Nach kurzer Zeit wurde der Haupthahn wieder abgestellt, damit die Tiere nicht zuviel Wasser auf einmal aufnahmen.


Diagnose
Die Ferkel hatten auf Grund des Wassermangels eine Kochsalzvergiftung entwickelt. Im handelsüblichen Schweinefutter ist relativ viel Salz enthalten (ca. 2 - 3 g/kg Futter). Durch die fehlende Wasseraufnahme konnte das Salz nicht mit dem Urin ausgeschieden werden und reicherte sich im Körper an. Die Folge waren Störungen des Zentralen Nervensystems. Die Aufnahme von zu viel Wasser nach einer solchen Vergiftung kann zu Ödemen (= Wassereinlagerungen) und zur Steigerung der zentralnervösen Symptome führen, die für die Tiere tödlich sein kann.

Weiterer Verlauf
Die Ferkel erhielten über den Tag verteilt immer wieder Zugang zum Wasser, bis der Bedarf gedeckt war. Danach blieb der Haupthahn geöffnet, so dass die Tiere wie auch zuvor wieder freien Zugang zum Trinkwasser hatten. Es konnte eine drastische Leistungseinbuße bei den Tiere bezüglich der Tagesaufnahme festgestellt werden. Die Daten normalisierten sich jedoch im Laufe der nächsten Tage wieder. Durch das schnelle Eingreifen und Erkennen des Problems kam es nicht zu weiteren Todesfällen. 


Fazit
Der Besitzer kommentierte das Geschehen im Nachhinein, dass er diesen Anblick nie wieder vergessen würde, und dass die Kontrolle der Wasserversorgung einen sehr viel höheren Stellenwert bekommen würde als vorher. Die Tatsache, dass er eine so schwere Erkrankung sogar mit Todesfolge in seinem Bestand aus Nachlässigkeit selber ausgelöst hatte, machte ihm schwer zu schaffen. Die anfängliche Befürchtung, dass das Ereignis mit der Containerbauweise des Stalles in Zusammenhang stehen könnte, konnte jedoch ausgeräumt werden. In nachfolgenden Durchgängen in diesen Ställen kam es zu keinerlei gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Tiere.

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