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Fall des Monats März 2001

Vermehrtes Schwanzbeißen im neu erbauten Stall
Jens Jungbloot, Bahnhofstr. 69, 25782 Tellingstedt 

Einleitung





In einem neu gebauten Maststall trat häufig Schwanzbeißen auf. Es betraf pro Bucht nur ein bis zwei Tiere, beschränkte sich aber weder auf eine Bucht noch ein Abteil. Auffällig war aber, dass eine Häufung in den vorderen Buchten links und rechts auftrat.










Stall

Es handelt sich um einen Kammstall mit 7 Abteilen à 144 Mastplätze mit Vollspaltenboden.

Die Lüftung erfolgt mittels Lochkanälen über den Buchten, Luftzuführung vom Zentralgang aus, bei Bedarf mit Gaskanonen aufheizbar. 

Die Ferkel wurden in den ersten 14 Tagen nach Einstallung zusätzlich zur Flüssigfütterung mit pelletiertem Ferkelstarter zugefüttert.


Untersuchung
Bei der grobsinnlichen Beurteilung des Stallklimas wurde nichts negatives festgestellt. Im Gegenteil: das Stallklima war vom persönlichen Empfinden her gut. 

Die Ferkel zeigten keinerlei klinische Symptome, sie nahmen aufmerksam und neugierig an ihrer Umwelt teil. Es fiel auf, dass sich viele Tiere an den Trennwänden aufrichteten, um an vorbeigehenden Personen zu knabbern. 

Spielzeug stand den Ferkeln abweichend von den Richtlinien der Schweinehaltungs-Hygiene-Verordnung noch nicht zur Verfügung.



 Maßnahmen

  • 1. Die Ferkel erhielten Spielzeug, in Form von freihängenden Ketten, um ihren Spiel- und Bewegungstrieb besser ausleben zu können.
  • 2. Bereits betroffene Tiere wurden im Schwanzbereich mit einem bitter schmeckenden Spezialöl behandelt.

Als sich der Status nach einiger Zeit nicht verändert hatte, wurde die Fütterung umgestellt:
  • 3. Die Anzahl der Mahlzeiten wurde von 2 auf 3 erhöht.
  • 4. Die Futtersuppe wurde dünner angerührt, um das Futtervolumen zu steigern.
  • 5. Der Rohfaseranteil der Ration wurde erhöht.
  • 6. Magnesiumfumarat wurde in einer Dosierung von 5 kg/t und Viehsalz mit 3 kg/t Futter eingemischt.


Verlauf
Es wurde trotz der beschriebenen Maßnahmen kein dauerhafter Erfolg erzielt.


Weitere Untersuchungen
Es wurde eine Stallklima-Analyse durchgeführt, bei der die gemessenen Parameter wie Temperatur, Schadgase und Luftfeuchtigkeit im Normalbereich lagen. Mittels einer Nebelkanone wurde die Bewegung der Luft untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die Luftbewegung über den Spalten enorm hoch war. Eine Messung ergab Luftgeschwindigkeiten von bis zu 0,9 m/s. Als Richtwert sind hier max. 0,2 m/s anzusehen.


Ursache
Die Zugluft über den Spalten entstand durch Stutzen vom Zentralgang in die einzelnen Güllekeller. Sie sollten zur Spülung der Güllekanäle dienen. Die Ausgänge lagen jedoch über der Gülleoberfläche, so konnte ein regelrechter Sog in die einzelnen Buchten entstehen. 



(Einfacher Verschluss des Stutzens)

Die Stutzen wurden jeweils mit einer silikonabgedichteten Fliese verschlossen, so dass keine Falschluft mehr in die Güllekanäle einströmen konnte.


                                                                     (Stutzen luftdicht verschlossen)

                       Mit dieser Maßnahme hörte das Schwanzbeißen schlagartig auf.







Zugluft im Liegebereich der Schweine führt zu Verhaltensänderungen. Die Tiere sind sehr unruhig, da sie den für sie unangenehmen Bedingungen nicht ausweichen können. Bei einigen Individuen führt das zu Aggressionen, die sich gegen Artgenossen richten.

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