Header-Grafik

Fall des Monats Juni 2002

Husten im Flatdeck 

In einem Kombibetrieb mit 180 Sauen und eigener Mast trat plötzlich eine Erkrankung mit sehr starkem Husten auf.


Der Bestand
Es handelte sich um einen alteingesessenen Betrieb, der im Laufe der Zeit oft um- und angebaut hatte. Die Ställe entsprachen durchaus den aktuellen Anforderungen, waren jedoch teilweise zu klein geworden, so dass die Ferkel dieses Betriebes in der Aufzuchtphase öfter umgestallt werden mussten. Die Besitzer, Vater und Sohn, führten den Betrieb sehr umsichtig und hielten einen hohen Hygienestatus aufrecht.

Die Sauenherde war PRRS-negativ und PCV-negativ. Die Ferkel wurden im Alter von 1 und 3 Wochen gegen Mykoplasmen mit einem inaktivierten Impfstoff geimpft. Es wurde im Wochenrhythmus gearbeitet, die Ferkel nach 21-tägiger Säugezeit abgesetzt und in einen gesondert stehenden Aufzuchtstall verbracht. Nach 2 Wochen mussten sie jedoch bereits wieder in das "Flatdeck II" umgestallt werden.
 


Der Fall
1 bis 2 Wochen nach dem Absetzen erkrankten die Ferkel im Aufzuchtstall. Sie zeigten Husten, Tränenfluss und Nasenausfluss. Die Betriebsleiter brachten diese Symptome mit einem Wetterwechsel in Zusammenhang und stallten die Partie wie gewohnt in das "Flatdeck II" ein. Nach einer Woche kam es zu einer dramatischen Verschlechterung der Symptome. Einzelne Tiere zeigten schwerste Atemwegsymptome. Es kam zu Todesfällen, ein Teil der Tiere war apathisch und stellte die Futteraufnahme total ein. Als Sofortmaßnahme wurde einigen der schwer erkrankten Ferkel ein Antibiotikum verabreicht. Ein Tierarzt wurde hinzugezogen.


Untersuchung
Das klinische Bild war durch alle Symptome von Lungenentzündung gekennzeichnet, die Tiere hatten Atemnot, husteten, zeigten Nasenausfluss, nahmen eine hundesitzige Stellung ein, um besser Luft zu bekommen und waren ihrer Umwelt gegenüber teilnahmslos. Ein frisch verendetes Ferkel wurde sofort an ein Untersuchungslabor zur Sektion gebracht.
 


Untersuchungsergebnis
Zitat:" Beurteilung und Diagnose: Die morphologischen Veränderungen im Gehirn deuten auf den sogenannten Morbus Harding hin. Dies ist eine cerebrospinale Angiopathie infolge bakterieller Enterotoxämie. Zusätzlich liegt eine Pneumonie infolge Streptokokken-Infektion vor. Das Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung ist jedoch infolge antibiotischer Vorbehandlung nur noch bedingt aussagekräftig. "

Leider war ausgerechnet das zur Sektion gebrachte Ferkel vorbehandelt und nicht gekennzeichnet worden!


Therapie
Aufgrund des akuten Krankheitsgeschehens wurde im Flatdeck II bei den betroffenen Tieren parallel zur Laboruntersuchung eine Medikation mit Chlortetrazyklin über das Futter eingeleitet. Diese Therapie zeigte bereits nach wenigen Tagen eine deutliche Besserung.
 


Weiterer Verlauf
Für alle Beteiligten war es nicht hinnehmbar, alle Ferkel, die in das Flatdeck II eingestallt wurden, mit Chlortetrazyklin zu medizinieren. Die Ursache der Erkrankung musste gefunden werden, um eine abgesicherte Diagnose zu stellen und eine Alternative zum Antibiotikum zu finden. Erschwerend kam hinzu, dass die Tiere nach Absetzen der Medikation (die über 14 Tage durchgeführt wurde) zu einem großen Prozentsatz eine Atemwegserkrankung entwickelten. Diese verlief nicht besonders schwer, führte aber unbehandelt zu deutlichen Leisungseinbußen.

Nach Absprache wurde eine Bucht neueingestallter Ferkel aus der Behandlung herausgelassen. Wie erwartet, erkrankten 2 Tiere schwer, diese wurden euthanasiert und kamen zur Sektion.
 


Ergebnis
Beide Tiere zeigten gleichartige Befunde. Als Erreger wurden Pasteurella multocida und Bordetella bronchiseptica isoliert. Nach dem Resistenztest war (wie zu erwarten) Chlortetrazyklin ein wirksames Antibiotikum gegen diese Keime.


Weiteres Vorgehen
Um das Geschehen wirkungsvoll zu durchbrechen, wurde ein handelsüblicher Pasteurella/Bordetella-Impfstoff eingesetzt. Es wurden die Sauen als Muttertierschutzimpfung jeweils 5 und 2 Wochen vor der Abferkelung geimpft. Die Ferkel bekamen eine Dosis von 1 ml im Alter von 35 und 56 Tagen. Während der folgenden Übergangsphase von ca. 10 Wochen konnte auf die Medikation noch nicht verzichtet werden. Mit Einstallung von geimpften Ferkeln beruhigte sich das Geschehen schlagartig. Eine Medikation wird aktuell nicht mehr durchgeführt.
  

zurück zur Übersicht