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Fall des Monats Juli 2006

Durchfall in einem Mastbestand 
Jens Jungbloot, Praxis Dr. Heggemann, 25782 Tellingstedt 

Der Bestand   
Heute stellen wir Ihnen einen Mastbetrieb mit Kammaufstallung vor, der aus zwei Herkünften Mastläufer bezieht. Da einer der beiden Lieferbetriebe PRRS positiv ist, werden die Tiere auf einem externem gemeinsamen Flatdeck  mit einem Lebendimpfstoff PRRS geimpft. Die Einstallung in den Mastbetrieb erfolgt ca. vier Wochen nach der Impfung. Des weiteren ist der Erreger der PIA- Lawsonia intracellularis- im Mastbetrieb nachgewiesen worden. Zu Beginn der Mast ist auch vereinzelt typischer, dünnbreiiger Kot zu sehen. Die Tageszunahmen liegen allerdings mit über 800 gr. im sehr guten Bereich, so dass gegen PIA nicht geimpft und auch keine Metaphylaxe betrieben wird. 
  
  
Der Fall   
Aufgeschreckt wurde der Mäster durch das plötzliche Auftreten von gelbem, wässrigen Durchfall bei ca. vierzehn Wochen alten Tieren. Das Geschehen war völlig neu und trat ausschließlich in zwei Buchten auf, die an einem Futtertrog/Ventil lagen. Da der Mäster ein weiteres Ausbreiten befürchtete, wurde unsere Praxis benachrichtigt. 
  

Die Untersuchung   
Bei dem Stalldurchgang bestätigte sich, dass tatsächlich nur zwei Buchten betroffen waren. Der Durchfall war wässrig, gelblich und übelriechend. Die Körpertemperatur war bei einigen Tieren mit 39,8° C erhöht. Der überwiegende Teil der Läufer wirkte matt. Aufgrund der Durchfallqualität wurde die Verdachtsdiagnose „Salmonellose“ gestellt. Die für die Diagnostik aus den zwei Buchten entnommenen Sammelkotproben brachten folgendes Ergebnis: 
  
-         koliforme Keime  3+ positiv 
-         hämolysierende E. coli negativ 
-         Salmonellen positiv 
-         Yersinia enterocolitica negativ 
-         Clostridium perfringens positiv 
-         Brachyspiren negativ 
-         keine parasitäre Formen 
  



Weiteres Vorgehen   
Da die betroffenen Tiere  in einem sehr geschwächten Zustand waren, erfolgte gegen die vermutete Salmonelleninfektion sofort eine dreimalige Behandlung mittels Injektion mit einem Enrofloxacinpräparat. Die nächste Mahlzeit erhielten diese Tiere kein Futter, sondern nur Wasser. 
  



  

Weiterer Verlauf   
Durch die sofortige Injektionsbehandlung erholten sich die Tiere sehr schnell und kein Schwein ist verendet. Allerdings war eine wesentlich schlechtere Mastleistung dieser zwei Buchten in der Folge zu beobachten. 
  

Diskussion und Bewertung   
Aufgrund der Durchfallqualität und des bakteriologischen Befundes kann davon ausgegangen werden, dass die Salmonellen ursächlich an der Erkrankung beteiligt waren. Bei deren Typisierung  konnte der Stamm Salmonella typhimurium identifiziert werden. 
Salmonella typhimurium ist nicht zwingend krankmachend und hauptsächlich beschränkt auf den Darmbereich. Andere Salmonellenarten können systemisch im ganzen Körper wirken und führen zu Septikämien und damit auch zu Todesfällen. Unter Umständen sind in solchen Fällen auch blau angelaufene Tiere zu sehen. 
Um zu einer klinischen Salmonelleninfektion zu führen, bedarf es einer großen Erregermenge und einer geschwächten Resistenzlage bei den Empfängertieren. Der Eintrag des Erregers erfolgt am häufigsten über latent infizierte Tiere. Ausgeschiedene Salmonellen sind in der Umwelt relativ widerstandsfähig und können sich unter Stallbedingungen (Feuchtigkeit, alte Futterreste, optimale Temperatur) rasant vermehren (ca. alle 20 Minuten eine Verdoppelung!!). In unserem Fall erfolgte wahrscheinlich der Kotabsatz von solchen Ausscheidern auch in den Trog, so dass die Nachbarbucht mit betroffen war. Dieser Übertragungsweg (orale Schmutzinfektion) hatte aber auch zur Folge, dass die Infektion sich nicht im ganzen Stall ausgebreitet hat. 
  
Ein völlig anders gelagertes Problem sind die Salmonelleninfektionen, die zum lebensmittelhygienischen Problem führen können. Hier handelt es sich in der Regel um Erreger, die beim Schwein eine symptomlose Infektion hervorrufen, später aber das Lebensmittel Fleisch belasten und den Menschen krank machen können. Deren Eintrag in das Schwein kann auf vielfältige Weise passieren: Schadnager, Futtermittel, Vögel, Dauerauscheider usw. Um dieses Problem zu lösen wurde 2002 das Salmonellenmonitoring  eingeführt. 
Klinisch sichtbar auftretende Salmonelleninfektion bei Einzeltieren muss nicht zwingend zu einem Problem für die Fleischhygiene werden. Der hier vorgestellte Betrieb ist bei dem Salmonellenmonitoring in Kategorie 1, also als unbelastet eingestuft. 
Grundsätzlich kann ein Bestandsproblem mit sichtbarer Salmonelleninfektion durch zwei Wege angegangen werden. Zum einen ist die antibiotische Behandlung nach einem Resistenztest möglich; zum anderen kann gegen Salmonellen auch erfolgreich geimpft werden. Doch beide Möglichkeiten sind nur bei der klinisch sichtbaren Salmonellenerkrankung sinnvoll. Die chronischen Ausscheider, die häufig für die Fleischhygiene von Bedeutung sind, werden damit aber nicht verhindert. Hier ist die einzig mögliche Bekämpfungsmöglichkeit, den Eintrag in die Herde bzw. innerhalb des Bestandes zu verhindern. Die in Frage kommenden Eintragsquellen und Sanierungsstrategien wurden im Fall des Monats März 2005 ausführlich dargestellt. Auch der Kollege Dr. Sieverding hat diese Thematik im dlz-agrarmagazin, Heft 5/2006, ab Seite 135 detailliert erläutert. 
  
Schließlich soll im Zusammenhang mit diesem Praxisfall auch nicht unerwähnt bleiben, dass das Salmonellenmonitoring teilweise auch unter Experten nicht unumstritten ist. So kann man durchaus feststellen, dass aus gleichen Proben unterschiedliche Ergebnisse resultieren können. Auch die Tatsache, dass im gleichen Betrieb in einem Monat alle Proben negativ und im nächsten Monat alle Proben positiv sein können, trägt nicht zur allgemeinen Sicherheit bei. Außerdem zeigt sich in der Praxis, dass es Betriebe gibt, in denen 30% der Tiere serologisch positiv sein können, ohne das es auch nur einmal einen Erregernachweis gegeben hätte. 
In den Proben zum Salmonellenmonitoring (Blut und auch Fleischsaft) werden bekanntlich Antikörper nachgewiesen, die zunächst einmal lediglich Auskunft darüber geben, ob das untersuchte Schwein bisher Kontakt mit Salmonellen hatte oder nicht. Interessanter für den Verbraucherschutz wäre aber die Beantwortung der Frage, ob es sich zum Schlachttermin um Ausscheider bzw. Salmonellenträger handelt oder nicht. Diese Frage wäre durch die Untersuchung von Kottupfern einfach zu beantworten. So führte z.B. Prof. Dr. W. Leibold von der Tierärztlichen Hochschule Hannover unlängst aus: “Warum gerade die schützenden Antikörper eines wirkungsvollen Immunsystems und einer effizienten Immunkontrolle der Salmonellen als negatives Kriterium für Schweine gelten soll, ist heute nicht mehr ganz einzusehen.“ Auf politischer Ebene scheinen diese Argumente noch nicht angekommen zu sein.                                                                                    

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