Header-Grafik

Fall des Monats Juli 2003

Dysenterie-Einbruch in einem Sauenbestand mit angegliederter Mast 

Der BetriebEs handelt sich bei dem betroffenen Betrieb um einen Sauenbetrieb mit ca. 180 Zuchtsauen, Ferkelsaufzucht und angegliederter Mast. Partieweise werden Tiere, die nicht selbst gemästet werden können, an andere Betriebe abgegeben. Der Betrieb wird mit hohem Gesundheitsniveau betreiben, es erfolgt eine regelmäßige Impfprophylaxe gegen PRRS (Sauen und Ferkel), Parvovirose, Rotlauf und Mykoplasmose (one shot). Die Produktionsleistung der Sauenherde lag bei 24,2 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr in den letzten 12 Monaten.

Der Betrieb ist hygienisch sehr gut abgesichert: Trennung in reinen (Tier-) Bereich und unreinen (Außen-) Bereich, lückenlose Einzäunung, Verladerampen mit regelmäßiger Reinigung und Desinfektion, Zutritt zum Betrieb nur über Hygieneschleuse mit Zwangsdusche, Bezug von Jungsauen zur Remontierung ausschließlich aus einem definierten Zulieferbetrieb, Verladung nur auf leere, saubere und desinfizierte Fahrzeuge, regelmäßige Schädlingsbekämpfung, nächstliegender, schweinehaltender Betrieb über 1000m entfernt. Der Betrieb ist QS zertifiziert.ProblematikMitte Februar des Jahres wurden Tiere an einen anderen Betrieb geliefert. Drei Tiere zeigten 2 Tage nach Ankunft im Empfängerbetrieb breiigen Durchfall mit leichten Blutbeimengungen; es wurde die klinische Verdachtsdiagnose auf PIA (= Porcine Intestinale Adenomatose, Infektion mit Lawsonia intracellularis) gestellt.


Weitere UntersuchungenEs erfolgte eine klinische Untersuchung des Herkunftsbestandes, die ohne besonderen Befund verlief. Um einer möglichen subklinischen Lawsonieninfektion Einhalt zu gebieten, erfolgt eine Medizinierung des Mastbestandes mit Tylosinphosphat. Kotproben zum Lawsoniennachweis wurden entnommen. Der Bestand blieb für die nächsten 2 Wochen ohne klinischen Befund. 13 Tage nach dem ersten Kontrollbesuch erkrankten in einem Mastabteil Tiere an Durchfallerscheinungen. Die Schweine zeigten blutig-schleimigen Durchfall bei weitgehend ungestörtem Allgemeinbefinden und Futteraufnahme.

Der Verdacht auf Schweinedysenterie (Erreger: Brachyspira hyodysenteriae) wurde geäußert. Zwei Tiere wurden eingeschläfert und neben Kotproben zur Diagnostik in ein Untersuchungsinstitut verbracht.

Die Therapie wurde auf Tiamutin umgestellt, oral für den Mastbereich und als Injektion für klinisch erkrankte Einzeltiere.DiagnoseIn beiden euthanasierten Tieren, sowie allen Kotproben, konnte sowohl phasenkontrastmikroskopisch als auch kulturell Brachyspira hyodysenteriae, den Erreger der Schweinedysenterie nachgewiesen werden. Bei den nachgewiesenen Brachyspiren handelte es sich um einen gegen alle bekannten und zugelassenen Antibiotika resistenten Typus.VerlaufUnter der Medizinierung mit Tiamutin erfolgte ein Abklingen der klinischen Dysenteriesymptome. Einzelne Sauen zeigten Dysenterieerscheinungen, so dass die Medizinierung auf den Sauenbestand und die Ferkelaufzucht ausgeweitet wurde. Nach Absetzen der Tiamutingabe im Mastbereich (um wieder Schlachtschweine vermarkten zu können) traten nach 10 - 12 Tagen wieder erste blutige Durchfälle auf.

Im Ferkelalter behandelte Schweine, die in einen anderen Mastbestand verbracht wurden, blieben ebenso klinisch unauffällig wie die Zuchtsauen nach 14tägiger Tiamutinbehandlung.

Auf Grund der Resistenzlage des Erregers entschied sich der Besitzer zur vollständigen Räumung des Schweinebestandes (Depopulation) und Neubestückung (Repopulation) nach entsprechender Reinigung, Desinfektion und Leerstandsphase.

Ursachenforschung
Von besonderem Interesse bleibt natürlich der Einschleppungsweg bei diesem sehr gut geführten Schweinebestand. Die nächsten Schweine liegen wie beschrieben über einen Kilometer entfernt. Eine Überprüfung des Jungsauen liefernden Betriebes blieb klinisch und labordiagnostisch ohne Dysenterieverdacht. Die Tiere werden ausschließlich in geschlossenen Stallungen gehalten und es erfolgt regelmäßige Schadnagerbekämpfung.

Als wahrscheinlich erscheint folgender Einschleppungsweg:

Mitte Januar des Jahres ereignete sich im Maststall eine Güllehavarie durch Rückfluss von Gülle aus dem im Außenbereich liegenden Güllehochbehälter. Diese Havarie ereignete sich in dem Abteil, in dem im Februar die ersten und auch gravierendsten klinischen Dysenterieerscheinungen auftraten. Der Güllebehälter wird in den Wintermonaten von einem landwirtschaftlichen Lohnunternehmen zeitweise zur Zwischenlagerung von Fäkalrückständen genutzt. Das Lohnunternehmen befördert mit seinen Tankwagen neben Klärschlämmen auch andere Gülle, sowie Abwässer von zwei Schlachthöfen, ohne nach jedem Transport eine Tankreinigung durchzuführen. Es ist also davon auszugehen, dass die Erreger so den Weg in den Güllehochbehälter und von dort über den Güllerückfluss in den Tierbereich gefunden haben.

Abschließend kann man auf Grund dieses Falles auch bei der gemeinsamen Nutzung von Entsorgungseinrichtungen (Güll ebehälter, Güllewagen, Lagune, …) nur zu größter Vorsicht mahnen.

zurück zur Übersicht