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Fall des Monats Juli 2002

PRRS positiver Bestand - Impfmanagement entscheidend 

Der Bestand
In diesem Fall handelt es sich um einen Betrieb mit 500 Sauen und eigener Ferkelaufzucht. Die Sauenherde wird routinemäßig gegen Parvovirose, Influenza und gegen E. coli als Muttertierschutzimpfung vakziniert. Die Ferkel werden in der ersten und dritten Lebenswoche gegen Mykoplasmen geimpft. 


Der PRRS-Status
Seit langem ist die Sauenherde PRRS - positiv (PRRS = Porcines Respiratorisches und ReproduktivesSyndrom) und wird alle 4 Monate mit einem Lebendimpfstoff geimpft. Um die Ferkel vor einer Infektion zu schützen, erhielten sie beim Absetzen im Alter von 3 Wochen ebenfalls 2 ml eines Lebendimpfstoffes gegen PRRS.

Im Winter 00 / 01 wurde diese Impfung umgestellt: die Ferkel erhielten nur noch 1 ml desselben Impfstoffes, weil man davon ausging, dass der Infektionsdruck nur noch sehr gering sei.
 


Die Mastbetriebe
Die Ferkel dieses Bestandes werden als Läufer an Mäster ausgeliefert, die schon seit vielen Jahren mit dem Ferkelerzeuger zusammen arbeiteten. Die beiden Mastbetriebe lagen in einer relativ "schweinedichten" Gegend, die verschiedenen Anlagen befanden sich z.T. in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Bislang hatte es nur wenig Schwierigkeiten gegeben, die Kommunikation Züchter/Mäster funktionierte im vorliegenden Fall ausgezeichnet, alle Unstimmigkeiten konnten schnell beseitigt werden. 


Das Problem
Im Spätwinter traten bei beiden Mästern in der Vormast hochgradige Atemwegsprobleme bei den Läufern auf. Die Tiere husteten, zeigten Nasenausfluss, Appetitmangel und stark eingeschränkte Leistungen.

Da außer der "halbierten" PRRS-Impfung keine Veränderungen vorgenommen worden waren, wurde in Absprache mit den betreuenden Tierärzten der Bestände ein sogenanntes PRRS-Screening durchgeführt. Dazu wurden folgende Blutproben entnommen:

10 Sauen 
10 Ferkel aus dem Flatdeck (Beginn)
10 Ferkel aus dem Flatdeck (Ende)
10 Läufer aus der Vormast
10 Mastschweine aus der Mittelmast

Durch diese Auswahl erhält man einen Überblick über die aktuelle PRRS-Situation. Die serologische Untersuchung auf PRRS-Antikörper gibt Hinweise auf eine Feldvirusinfektion. Die Impfung gegen das Virus induziert in erster Linie eine Immunantwort, die auf zellulärer Ebene stattfindet. Diese "Vermehrung von Immunzellen" lässt sich mit einer serologischen Blutuntersuchung nicht nachweisen. So kann man mit großer Sicherheit durch die Untersuchung abklären, ob eine echte Infektion stattfindet. Durch die Blutprobenauswahl lässt sich darüber hinaus auch der Zeitpunkt feststellen, wann die Feldvirusinfektion welche Altergruppe betrifft. 

Die Ergebnisse
 

 
Beurteilung
Um Rückschlüsse für die Therapie oder das Impfprogramm eines Bestandes ziehen zu können muss bei einem Screening dieser Art immer die untersuchte Gruppe und nicht das Einzeltier betrachtet werden. Bei diesem Befund wird deutlich, dass die Infektion bereits beim Züchter im Flatdeck auftritt. Bereits Ende der Flatdeckperiode wiesen 8 von 10 Ferkeln mittlere bis hohe PRRS-Antikörpertiter auf. Dort waren zwar noch keine deutlichen Symptome sichtbar, was für PRRS aber relativ typisch ist. Erst wenn sich eine Sekundärinfektion auf das Geschehen setzt, wird eine klinische Erkrankung (z.B. Husten) sichtbar. 

Der zusätzliche Stress durch Transport, Umstallung, Futterwechsel etc. forciert das PRRS-Geschehen zusätzlich, da es Tiere betrifft, deren Immunsystem bereits durch die Infektion belastet ist. Da die Mäster die Ferkel kontinuierlich einstallen, kommen neben empfänglichen Ferkeln auch immer wieder kontinuierliche Virusausscheider in die Mastbestände, die das PRRS-Infektionsgeschehen laufend unterhalten. In der Folge kam es zu hochgradigen klinischen Symptomen und Leistungseinbußen.


Weiteres Vorgehen
Ein Zusammenhang der PRRS-Erkrankung mit der Reduzierung der PRRS - Impfung war zu vermuten. Daher wurde als Sofortmaßnahme die Impfung der Absatzferkel wieder mit der vollen Dosis von 2 ml des Lebendimpfstoffes durchgeführt. 

In den folgenden Wochen und Monaten zeigte sich bereits der positive Effekt der vollen Impfdosis. Die Umstallung zu den Mästern verlief wesentlich problemloser, die Leistungen in der Vor- und Mittelmast waren deutlich besser. Allerdings verlagerte sich das PRRS-Geschehen nun mehr und mehr in die Endmastphase. Die Schweine erkrankten in den folgenden Durchgängen wesentlich später, was eine relativ typische Entwicklung bei kontinuierlicher Aufstallung sein kann. Eine serologische Untersuchung bestätigte, dass die Tiere in der Endmast immer noch hohe PRRS-Titer aufwiesen. Sowohl die ältesten Ferkel im Flatdeck als auch in der Vormast zeigten dagegen keine bis sehr geringe Antikörper gegen PRRS. 

Aufgrund der klinischen Situation und der Bestätigung durch die Blutuntersuchung wurde entschieden, für einen befristeten Zeitraum (6 Monate) die Ferkel mit einer "Boosterimpfung" in die Mast einzustallen. Diese Impfung wurde 1 Woche vor Umstallung durchgeführt. Ziel dieser Nachimpfung war es, in den Mastbetreiben die Feldvirusvermehrung und -ausscheidung in der Endmastphase zu verhindern. Bereits der 1. Mastdurchgang mit "Boosterimpfung" durchlief die Endmastphase problemlos. Nachdem eine serologische Kontrolle der Endmasttiere auch hier niedrige PRRS-Titer bestätigte, wurde die Boosterimpfung wieder eingestellt. 

Seit einiger Zeit sind in den Mastbetrieben keine nennenswerten Atemwegserkrankungen mehr aufgetreten. Die Impfung der Ferkel in der dritten Lebenswoche gegen PRRS mit 2 ml wird beibehalten.

  

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