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Fall des Monats Juli 2001

Plötzliches Verenden neugeborener Ferkel
Jens Jungbloot, Bahnhofstr. 69, 25782 Tellingstedt 

Vorbericht
Ein Tierhalter berichtete telefonisch vom Tod eines ganzen Ferkelwurfes: Wenige Stunden nach normal verlaufender Abferkelung einer Sau im 2. Wurf hatten einige Ferkel Gleichgewichtsstörungen, einige erschienen sehr schwach, alle Ferkel dieses Wurfes sahen aus, als wenn sie gebissen oder gekratzt worden wären. 

Innerhalb kürzester Zeit starben alle Ferkel, so dass der Besuch des Tierarztes abgesagt wurde. Die Sau (Landrasse) zeigte keinerlei Störungen des Allgemeinbefindens.

Nach der normal verlaufenden Brunst wurde die Sau erneut belegt (mit dem hofeigenen Eber der Rasse "Large White") und ferkelte zum errechneten Zeitpunkt. Diesmal war der Tierarzt bei der Geburt zufällig anwesend.


Beobachtungen
Die Geburt verlief zügig und komplikationslos, die Ferkel waren munter und zeigten einen gut ausgeprägten Saugtrieb. Nachdem das 12. Ferkel entwickelt war, wurde die Beobachtung aufgrund anderer Tätigkeiten unterbrochen. 

Ca. 1 Stunde später zeigten die kräftigeren Ferkel des Wurfes bereits folgende Symptome: Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) in der Unterhaut mit z. T. extremer Kopfschwellung, großflächige und punktuelle Blutungen in der Unterhaut bei schlechtem Allgemeinzustand mit schwankendem Gang oder Festliegen. Die Sau war ohne besonderen Befund.


Therapieversuch
Alle Ferkel wurden im Komplettaustausch an eine andere Sau gesetzt, die zur gleichen Zeit geferkelt hatte.




Verlauf
Von den 12 erkrankten Ferkeln starben innerhalb der ersten Woche 9 Ferkel, darunter alle männlichen nach der Kastration. 3 Ferkel überlebten und entwickelten sich dann normal. Die umgesetzten gesunden Ferkel entwickelten sich völlig normal.



Diagnose
Die Diagnose stützt sich auf den Vorbericht und die charakteristischen Hautveränderungen. Es handelt sich um die Thrombozytopenische Purpurea. Bei dieser Erkrankungen bildet das Muttertier Antikörper gegen die väterlichen Thrombozytenantigene der Ferkel. (Thrombozyten = Blutplättchen.) Die Sensibilisierung erfolgt im ersten Wurf (auch mehrere unauffällige Würfe sind möglich), bei erneuter Anpaarung mit dem selben Eber werden die Ferkel völlig normal entwickelt geboren und nehmen dann mit der Biestmilch (Kolostrum) die von der Sau gebildeten Antikörper auf. Diese zerstören die Thrombozyten der Ferkel, die für die Blutgerinnung verantwortlich sind. So kommt es schon bei minimalen Verletzungen zu den beschriebenen Blutungen.


Vorbeugung
Der Wechsel des Ebers ist eine Möglichkeit, jedoch nicht immer wirksam, da sich die von ihm vererbten Informationen auf den Thrombozyten oft stark ähneln. 
Ein Austausch der Ferkel vor der ersten Kolostrumaufnahme schützt sicher vor dem Ausbruch der Erkrankung, ist aber in der Praxis nur sehr schwer durchführbar.


Weiterer Verlauf auf dem Bestand 
Der Besitzer trennte sich von der Sau um einer Wiederholung vorzubeugen. Die Jungsauen dieses Betriebes stammen alle aus dem selben Erzeugerbetrieb, trotzdem trat die Erkrankung in einem Zeitraum von 15 Jahren nur ein einziges Mal auf.

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