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Fall des Monats Februar 2004

Gute Ernte 2003 - Keine Mykotoxinbelastung in 2004? 

Der Betrieb
Es handelt sich in diesem Fall um einen Kombibetrieb mit 800 Sauen. Die Ferkel werden am 21. Lebenstag abgesetzt und in einen etwas abseits gelegenen Aufzuchtstall verbracht. Die Produktionsdaten des Betriebes waren bis dato sehr gut: 

  • Umrauscher: 9,1%
  • Abferkelrate: 85% 
  • Lebend geborene Ferkel: 10,9
  • Tot geborene Ferkel: 1,14
  • Ferkelverluste: 13%
  • Abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr: 22,7>/li>
  • Verluste im Flatdeck: 1,2%
 Der FallEnde September kam es plötzlich zu einem deutlichen Anstieg von Spreizerferkeln, ca. 10% der Ferkel wiesen die typischen Symptome auf. 



Auch der Anteil der lebensschwachen Ferkel stieg an. Viele Ferkel zeigten Nekrosen im Bereich der Schwänze und/oder Striche, bei weiblichen Ferkeln fielen vermehrt geschwollene Scheiden (Vulvahyperämisierung) auf. 





Bei den Sauen wurde ab dem 2.Tag nach dem Abferkeln ein Milchmangel ohne weitere Symptome wie vermehrter Ausfluss, Temperaturerhöhung oder eine Entzündung des Gesäuges festgestellt.



Diese Symptome führten zu einer Steigerung der Ferkelverluste in der Säugezeit auf über 20%. Darüber hinaus stieg auch die Zahl der Umrauscher auf 13% an.
 


Die Untersuchung
Als Verdachtsdiagnose wurde aufgrund der recht eindeutigen Klinik die Vergiftung durch Mykotoxine, insbesondere durch Zearalenon, möglicherweise auch in Verbindung mit DON gestellt. Zur Absicherung wurden Futterproben der Sauenfutter zur Untersuchung in ein Labor gesandt.

Ergebnisse der Labordiagnose:
NT-Futter: 35 µg Zearalenon, 300 µg DON je kg Futter
Lak-Futter: 95 µg Zearalenon, 350 µg DON je kg Futter.
 


Die Diagnose
Diese Werte sprechen eindeutig für die Bestätigung der klinischen Verdachtsdiagnose. Auch bereits bei Werten unter den Angaben der Bundesrichtlinie (Zearalenon: 50 µg/kg, DON: 1000 µg/kg) kann die beschriebene Klinik beobachtet werden. Eventuell kam es auch durch das Zusammenwirken der beiden Pilzgifte und/oder zusätzlicher anderer Toxine, die nicht untersucht wurden, zu den überaus deutlichen und schweren Symptomen. 


Weiteres Vorgehen
Nach den leidvollen Erfahrungen mit Mykotoxin-belastetem Futter aus der Ernte 2002, hatten wir alle die Hoffnung und berechtigte Erwartungshaltung, dass aufgrund des schönen, trockenen Sommers 2003 die Mykotoxinbelastung in 2004 nicht so eine besondere Rolle spielen würde. Mittlerweile haben wir aber in verschiedenen Betrieben typische Klinik im Sinne von Mykotoxinbelastung gesehen und auch durch Untersuchungen von Futter- und Blutproben nachweisen können. 

Nach Angaben des Mischfutterherstellers handelte es sich im vorliegenden Fall nicht um Getreide aus der Ernte des verregneten Sommers 2002, sondern ausschließlich um Komponenten aus der neuen Ernte von 2003. 
Es konnte in diesem Fall leider nicht mehr abgeklärt werden, in welchen Futterbestandteilen die Mykotoxine vorkamen. Aus anderen Untersuchungen von Futter- und Getreideproben der Region und des Futterherstellers ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Belastung in diesem Fall auch möglicherweise aus dem Sojaanteil des Sauenfutters gestammt haben könnte. 

Mehr über die Verbreitung von Mykotoxinen und Infektion von Getreide mit Pilzen können Sie bei Pigpool in der Expertenrunde im Artikel: Kann eine "gute ackerbauliche Praxis" den Befall mit Mykotoxinen verhindern? nachlesen! Hier finden Sie auch Tipps zur Infektionsprophylaxe.

 
 

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