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Fall des Monats Dezember 2004

Ausfluss und Umrauschen - ein ungelöstes Problem
(Fortsetzung Fall des Monats August 2003) 
Christin Lehmann, Tellingstedt
 

Im August 2003 berichteten wir über einen Zuchtbetrieb mit massiven Fruchtbarkeitsproblemen, die sich in erhöhter Umrauschrate nicht tragende Sauen und Ausfluss manifestierten. Nun möchten wir an dieser Stelle über den weiteren Verlauf berichten. 


Verlauf
Bei weiteren Cervixtupferentnahmen wurden bei 3 Proben 3-mal Serratia ssp. in Reinkultur gefunden. Auf Nachfrage im Labor wurde uns bestätigt, dass es sich hier um einen sehr langsam wachsenden Keim handelt, der möglicherweise vorher von den anderen Keimen (Coli, Staph., Proteus) überwuchert wurde.
Serratia ssp. zählen zu den gefürchteten Krankenhauskeimen, die Infektionen u.a. bei geschwächter Immunität hervorrufen. Sie halten sich besonders auf feuchten Flächen und Holz auf. Um eine mögliche Infektionsquelle herauszufinden, wurde eine frisch ausgelieferte Spermaprobe eines KB-Ebers eingeschickt. Hier wurden ebenfalls Serratia ssp. nachgewiesen und zwar mit einem 100% identischem Resistogramm, dass kaum noch wirksame Antibiotika aufwies. 
Nach Rücksprache mit der KB-Station wurden mehrere Spermaproben untersucht und dort ebenfalls Serratien gefunden, allerdings nicht im frisch abgesamten Sperma, sondern nur im verdünnten, portionierten Sperma. Nun begann die Suche nach dem Ursprung der Verunreinigung.
Abklatschproben von sämtlichen Einrichtungen und Einrichtungsgegenständen im Haltungsbereich und im Bereich der Spermagewinnung und –verarbeitung wurden gezogen und Kulturen angelegt.
Nur in einem speziellen Bereich wurden die Serratien gefunden. In der KB-Station war es üblich, dass in Vorbereitung auf den nächsten Tag am Abend vorher die Gerätschaften zur Absamung gereinigt und mit einem Tuch abgedeckt auf eine Arbeitsplatte gestellt wurden. Über dieser Arbeitsplatte war ein Kühlschrank angebracht. Von diesem tropfte Kondenswasser auf die darunter stehenden Gläser. Bei der Portionierung des Spermas erfolgte dann die Kontamination mit den Serratien. 
Es erfolgte eine gründliche Desinfektion dieses Bereiches, die gereinigten Gläser wurden verschlossen aufbewahrt. Bei nachfolgend gezogenen Proben konnten keine Serratien mehr nachgewiesen werden.
Im betroffenen Zuchtbetrieb wurden Sauen mit starkem Ausfluss zur Schlachtung geschickt, Sauen mit hohem Zuchtwert und / oder geringem Ausfluss wurden mit Enrofloxacin behandelt und gespült.
 

Ergebnis

Im Verlauf von 3 Monaten stabilisierten sich die Leistungen im Betrieb. Die Umrauscherrate sank von 19,8% im Vorjahr auf 7%, die Leistung pro Sau und Jahr stieg von 20,8 auf 24,0 Ferkel. Ausfluss trat nur noch sehr sporadisch auf.
 


Fazit
Eine langwierige Geschichte, die fast kriminalistischen Spürsinn verlangte, ist zu einem guten Ende gekommen. Warum diese Serratien erst so spät gefunden wurden, erklärten die Bakteriologen mit dem langsamen Wachstum des Keims.
Erst als alle anderen im Bestand vorkommenden Keime (E.Coli, Staphylokokken, Enterobacter) durch massive Medizinierung und verbesserte Hygienemaßnahmen zurückgedrängt waren, wurden die Serratien nicht mehr überwuchert und konnten isoliert werden. Das die Serratien dann diese klinischen Symptome hervorrufen konnten, lag sicherlich mit an der angespannten Immunitätslage im Bestand. Neben dem relativ hohen Keimdruck bewirkten die Schädigungen durch zusätzlich nachgewiesene Mykotoxine eine verstärkte Immunsuppression.
 

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