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Fall des Monats August 2004

Lahmheit bei Mastschweinen 
Dr. Reinhold Heggemann, Tellingstedt 

Der Bestand
Bei dem vorgestellten Betrieb handelt sich um einen sog. Kombibetrieb, in dem ca. 250 Sauen gehalten werden; die Ferkel werden alle im eigenen Maststall gemästet. Das Impfprogramm bei den Sauen umfasst die Routineimpfungen gegen Parvo/Rotlauf und PRRS; die Ferkel werden gegen Mykoplasma hyopneumoniae geimpft. Nach dem Absetzen werden die Absatzferkel in einen Aufzuchtstall verbracht, um dann im Alter von ca. 80 Tagen in den Maststall umgestallt zu werden. Hier werden die Tiere auf Teilspaltenboden gehalten. 


Der Fall
Seit ca. 2 Jahren traten in dem Betrieb gehäuft Lahmheiten bei den Mastschweinen auf. Die Lahmheiten hatten ihre Ursache zumeist in den großen Gelenken der Hintergliedmaßen; betroffene Tiere nahmen eine hundesitzige Stellung ein und konnten nur unter Schmerzen aufstehen. Äußerlich waren Schwellungen, aber keine Verletzungen der Gelenke zu erkennen.
Als sich das Problem immer weiter verschärfte- mittlerweile mussten durchschnittlich 7 Tiere pro Tag behandelt werden- wurden weitere Untersuchungen eingeleitet.
 


Die Untersuchung
Aufgrund der guten Dokumentation der Behandlungen durch den Betriebsleiter konnte bereits ein erster Hinweis auf die Verteilung der Erkrankungsfälle gewonnen werden: die am häufigsten betroffenen Tiere waren Mastschweine kurz nach der Umstallung in den Maststall in einem Alter von ca. 100 Tagen. Diese Tiere wiesen mäßig erhöhte Temperatur auf (39,5° bis 40,0° C). Einige Sprunggelenke fielen durch vermehrte Füllung auf; alle Tiere zeigten einen steifen Gang (Stechschritt), insbesondere in der Hinterhand. Auffällig war, dass das Hinterteil beim Laufen übermäßig nach rechts und links geworfen wurde, um die Vorwärtsbewegung der Gliedmaße zu unterstützen. Von dieser betroffenen Altersgruppe wurden 5 Tiere ausgewählt und eingeschläfert. Bei der pathologisch/anatomischen Untersuchung der Gelenke der Hinterbeine wurden noch folgende Befunde erhoben:
Je Tier war mindestens ein großes Gelenk (Knie oder Hüfte) von einer serofibrinösen Gelenks- und Schleimhautentzündung betroffen. Diese Gelenke wiesen stark vermehrte Mengen an Gelenksflüssigkeit auf. Die umliegenden Strukturen waren geschwollen. Die Knorpelanteile der Gelenke wiesen keine sichtbaren Veränderungen auf. 

Bei der bakteriologischen Untersuchung der Gelenksflüssigkeit wurde bei allen Tieren Mykoplasma hyosynoviae festgestellt.
 


Diagnose
Gelenkentzündung durch Infektion mit Mycoplasma hyosynoviae. 


Weiteres Vorgehen
Als Initialbehandlung wurden alle betroffenen Tiere per Injektion mit einem Tylosinpräparat behandelt (10 mg/kg KGW). Die Behandlung erfolgte 3 x im Abstand von 2 Tagen. Des weiteren wird metaphylaktisch über das Futter Lincomycin/Spectinomycin in einer Dosierung von jeweils 2,2 mg pro kg KGW über einen Zeitraum von 14 Tagen eingesetzt. 


Verlauf und Diskussion
Die Lahmheiten und der steife Gang (Stechschritt) verschwanden bei fast allen Tieren nach der einwöchigen Injektionsbehandlung. Die Metaphylaxe über das Futter wird nun in den ersten beiden Wochen der Mast durchgeführt. Das Auftreten der oben beschriebenen Symptome konnte damit gegen Null reduziert werden. 

Mycoplasma hyosynoviae Infektionen beim Schwein kommen häufig vor. Etwas problematisch kann allerdings der kulturelle Nachweis sein, da die Anzüchtung nicht immer gelingt. Wesentlich zuverlässiger ist hier der direkte Erregernachweis mittels PCR. Das Vorkommen von Mycoplasma hyosynoviae bedingt aber nicht zwangsläufig auch klinische Symptome bzw. Probleme. Hierzu bedarf es in aller Regel auslösende Faktoren, wie z.B. Transport, Neugruppierung, Rangkämpfe etc.. Daher fokussiert sich das klinische Auftreten von Lahmheiten oder steifem Gang bei Mastferkeln auch auf die ersten Wochen nach Umstallung oder bei Jungsauen auf die ersten Tage nach Selektion, Transport und Ankunft auf dem neuen Betrieb. Mastbetriebe mit sehr guten Tageszunahmen und Tiere aus Betrieben mit sehr gutem Gesundheitsstatus scheinen häufiger betroffen zu sein.
  

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