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Fall des Monats August 2001

Stallneubau: JA oder NEIN
Kerstin Schulz, Tellingstedt; Dirk Homann, Rendsburg 

Dieser Fall des Monats beschreibt den nicht ganz alltäglichen Stallneubau eines Schweinemästers. 
Die betriebliche Situation erforderte es, einen Neubau zu errichten, da die Altgebäude zum Einen aus allen Nähten platzten und zum Anderen den Ansprüchen der Schweinehaltung nicht mehr genügten. Eine Modernisierung kam auf Grund der unzureichenden Bausubstanz nicht mehr in Frage. Darüber hinaus erforderten die baulichen Gegebenheiten einen sehr hohen Arbeitsaufwand bei der Fütterung und insbesondere der Reinigung der Stallungen.

Der Betriebsinhaber, ein langjähriger Schweinemäster im Alter von 55 Jahren stand vor der Frage, ob ein Stallneubau überhaupt noch lohnenswert sei, da die Hofnachfolge dieses Betriebes nicht geklärt ist. Ein vorzeitiger Ruhestand kam für ihn auf keinen Fall in Frage, doch die Möglichkeiten zur beruflichen Umorientierung erschienen ihm mehr als gering.

Nach langer und reiflicher Überlegung und nach der Kalkulation des finanziellen Rahmens kam der Betriebsleiter zu dem Schluss, einen Modulstall zu bauen, der den Vorteil hat, keine Immobilie zu sein. Damit war der Kreditrahmen deutlich höher, da die Option des Verkaufes nach einigen Nutzungsjahren besteht. Das war vor allem auf Grund der ungeklärten Hofnachfolge-Situation wichtig.

Im Vorfeld wurde eine Baugenehmigung beantragt und ein Architekt mit der Planung beauftragt. Durch die genormten Teile des Modulstalles gab es hierbei kaum Verzögerungen. Die im Modulstallkonzept nicht enthaltenden Gewerke wie Lüftung, Elektrik, Installation, Heizung etc. wurden an ortsansässige Firmen vergeben. 

Auch die vor Aufbau des Stalles zu errichtenden Streifenfundamente in der Qualität B 15 wurden von einer örtlichen Firma gegossen, wobei einiges an eigener Arbeitsleistung erbracht werden konnte. Es wurden auf Grund der Bodenverhältnisse 80 cm tiefe Streifenfundamente mit einer Breite von 55 cm gegossen. 
Jede Modulreihe steht auf drei Streifenfundamenten. Zusätzlich zu den Fundamenten wird auf der Seite für die Module der zweiten Stallhälfte ein 4. Betonstreifen mit 90 cm Breite und 20 cm Tiefe betoniert. Dieser Streifen dient als Fahrspur für den Autokran, der auf den Fundamenten der noch nicht gestellten 2. Stallhälfte steht, wenn die 1. Stallhälfte gestellt wird.
Diese Arbeiten waren 2 Wochen nach Baubeginn abgeschlossen.



Stallbau
Auf der Baustelle hatte sich ein Autokran vorbereitet, um die Module vom Tieflader auf die Streifenfundamente zu setzen.
Zum exakten Setzen der Module wurde am Vortag auf den Streifenfundamenten eine exakt ausnivellierte Ausgleichsschicht (Gesteinsmehl, Splitt) aufgetragen.
Beim Aufstellen der Module wurde zunächst das Dach von den Modulen 1 und 2 abgenommen und seitlich gelagert. Diese Dächer wurden später auf das letzte und vorletzte Modul des Stalles gesetzt.
Hiernach wurde das Modul 1 mittels Autokran vom Tieflader gehoben und auf das Streifenfundament abgesetzt. 
Dann wurde Modul Nummer 2 auf das Streifenfundament in einer Flucht mit dem ersten Modul im Abstand von 1cm gesetzt. 

Das Aufstellen der ersten beiden Module ging rasch vonstatten. Auch die inneren halbhohen Abteiltrennwände wurden fortlaufend gleich mit auf die Grenze zwischen 2 Modulen eingesetzt.
Von dem Modul Nummer 3, noch auf dem Tieflader ruhend, wurde zunächst das Dach auf das schon gestellte Modul Nummer 1 gesetzt und verankert, bevor das dritte Modul selbst aufgestellt wurde.
Mit dem 4. Modul wurde dann das Dach für das zweite Modul angeliefert. Diese Reihenfolge des Arbeitsablaufes wurde beibehalten. Bei den folgenden Modulen wurden nun immer die Dächer des vorletzten Modules angeliefert. Ab dem dritten angelieferten Modul mußte dadurch jedes Dach nur einmal angefasst werden.
Außerdem ist durch diesen Rhythmus gewährleistet, daß jeweils die beiden letztgestellten Module ohne Dach waren, was Voraussetzung für das Stellen der Betontrennwände ist. 


Die Tieflader mit den einzelnen Modulen kamen in gleichmäßigen Abständen pünktlich an der Baustelle an, so dass es keine Verzögerungen gab. 

 Das erste Modul der zweiten Stallhälfte wurde stirnseitig mit einem Abstand von 1,46 m gegenüber dem ersten Modul aufgestellt. Dieser Abstand ist die Breite des zukünftigen Zentralganges.
Spätestens jetzt mußten die Gülleabsperrschieber und die abführenden KG-Rohr Leitungen an Modul 1 und dem ersten Modul der zweiten Stallreihe angeschlossen werden, weil noch vor dem Auflegen des Daches auf das erste Modul der zweiten Stallreihe die Gangplatte zwischen den beiden Modulen eingelegt werden mußte.

 
Am Abend stand der gesamte Rohbau eines neuen Maststalles mit 18 Modulen.


Die Inneneinrichtung, wie Elektrik, Installation, Fütterungsanlage, Lüftung etc wurde von Spezialfirmen durchgeführt, die in diesem Fall äußerst termingerecht und aufeinander abgestimmt arbeiteten, so dass nach weniger als 2 Monaten Bauzeit der Stall in Betrieb genommen werden konnten.


Entscheidungskriterien
Der Grund, warum sich der Betriebsinhaber für einen Modulstall entschieden hat, ist in erster Linie die Idee, keine Immobilie, sondern einen "mobilen" Stall zu bauen, der bei einer möglichen Aufgabe des Betriebes als Gebrauchtstall wieder verkauft werden kann. Anfängliche Bedenken gegen eine möglicherweise zu leichte Bauweise bei diesem Modell wurden bei einer Besichtigung schnell ausgeräumt: 
Das Modul aus B45 WU-Beton ist ein äußerst massives Bauteil
Darüber hinaus lagen die Kosten pro Mastplatz deutlich unter denen eines konventionellen Stalles: In diesem Fall kostete der Modulstall 745,00 DM pro Hauptmastplatz, bei einer Kapazität von 720 Plätzen. 

Im Nachhinein wurde die Kürze der Bauzeit als sehr angenehm empfunden. Zusätzlich konnte sie in eine Zeit gelegt werden, in der die Arbeitsbelastung relativ gering war. Von der endgültigen Entscheidung für das Konzept bis zur ersten Belegung verging deutlich weniger Zeit als es bei konventioneller Bauweise der Fall gewesen wäre. Die mit jedem Bauvorhaben stattfindende Bindung von Arbeitskraft war geringer als erwartet. Dadurch konnten die vorhandenen Arbeitskraftressourcen zur Aufrechterhaltung der Abläufe des bestehenden Betriebes genutzt werden.


Anmerkung: Leider wurden bei diesem Stallbau keine Fotos angefertigt, die gezeigten Bilder stammen daher von einem entsprechenden Modulstall.

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