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Fall des Monats April 2002

Probleme bei der Jungsaueneingliederung 

Der Bestand
In diesem Fall handelt es sich um einen Bestand mit 500 Zuchtsauen mit angegliederter Mast. Die Maststallungen liegen ca. 300 m von den Sauenställen entfernt. Auf diesem Betrieb werden die Ferkel routinemäßig gegen Mykoplasmen geimpft, die Sauenherde ist PRRS-frei. Das Management auf diesem Betrieb ist gut, schwerwiegende Erkrankungen kamen in den letzten Jahren nicht vor.


Wie die Jungsauen bisher eingegliedert wurden
In der Vergangenheit wurden die Jungsauen aus dem eigenen Bestand remontiert. Vor ca. 1 Jahr entschloss sich der Betriebsleiter und Besitzer dazu, Jungsauen zuzukaufen. Insgesamt wurden 40 Tiere in 2 Partien problemlos eingegliedert, nachdem sie jeweils 6 Wochen in einem Quarantänestall im Nachbarort verbracht hatten. Um die Jungsauen mit den Tieren des Bestandes in Kontakt zu bringen, wurden die untergewichtigen Mastläufer, die gewichtsmäßig nicht in ihre Altersgruppe passten, ebenfalls in diesem Quarantänestall aufgestallt. Dieser Stall war auf einem Betrieb, der die Schweinehaltung aufgegeben hatte, brannte bedauerlicherweise ab, ein Neubau kam nicht in Frage.

Die nächste Partie Jungsauen wurde daher sofort in den Empfangsbetrieb geliefert, und dort im Maststall aufgestallt. 

Zwei Wochen nach der Einstallung fand der Betriebsleiter 2 dieser Jungsauen tot in der Bucht. Sie wiesen bläuliche Verfärbungen der Haut auf. Ihm war in den Tagen zuvor nichts Besonderes am Verhalten und Zustand der Tiere aufgefallen.
 


Der Besuch
Der herbeigerufene Hoftierarzt stellte bei 3 weiteren Jungsauen eine schwere Atemwegsinfektion mit hohem Fieber (mehr als 41°C) und hochgradiger Störung des Allgemeinbefindens fest. Bei den übrigen Jungsauen wurde bei 5 Tieren leichtes Fieber gemessen. Bei den Mastschweinen in den Nachbarbuchten konnte weder Fieber noch eine Störung des Allgemeinbefindens festgestellt werden. 

Es wurde die Verdachtsdiagnose "Infektion mit Actinobacillus pleuropneumoniae (APP)" gestellt. Die beiden verendeten Sauen wurden zur Befundabklärung zur Sektion gebracht.

Da beide Jungsauen-Buchten von der Erkrankung betroffen waren, wurden alle 18 Tiere mit Langzeittetracyclin per Injektion über eine Woche behandelt. Der Zustand der erkrankten Sauen besserte sich zusehends.

Die Laboruntersuchung bestätigte die Verdachtsdiagnose eindeutig, im Resistenztest war Tetracyclin eines der Mittel der Wahl.
 


Ursachenforschung
Es erschien logisch, dass die Jungsauen den Erreger aus ihrem Herkunftsbetrieb eingeschleppt hatten und durch den mit dem Stallwechsel verbundenen Stress die Erkrankung ausgelöst wurde. Der Hoftierarzt des Herkunftsbestandes handelte äußerst kooperativ, in dem er einen Schlachthof-Check anordnete. Es wurden 20 Tiere dafür ausgewählt und von beiden Tierärzten in Augenschein genommen. 

Das Ergebnis war überraschend, denn keine der geschlachteten Sauen wies Veränderungen der Lungen auf. Auch Gewebeproben, die im Labor untersucht wurden, erbrachten keinen Hinweis auf APP oder einen anderen Erreger.

Es musste also einen anderen Infektionsweg gegeben haben.

Nun wurde im Bestand selber gesucht: es wurden von den Altsauen, den Jungsauen und den Mastschweinen Blutproben entnommen und auf APP untersucht.
 


Das Ergebnis
Die Mastschweine wiesen niedrige APP-Antikörper-Titer auf,
die Altsauen wiesen mittlere APP-Antikörper-Titer auf,
die Jungsauen wiesen sehr hohe APP-Antikörper-Titer auf.

In allen 3 Gruppen wurden die Serotypen 2 und 3 identifiziert.

Des Rätsels Lösung war also, dass der gesamte Bestand, Zucht- wie auch Masttiere mit dem Erreger durchseucht waren. Es war zu keiner Zeit zu klinischen Symptomen gekommen. Eine subklinische Infektion mit Actinobacillus pleuropneumoniae lag vor. Die Jungsauen waren bei der Einstallung einem relativ hohen Erregerdruck ausgesetzt und erkrankten so schwer, dass zwei von ihnen perakut verendeten.

Bei den vorigen Partien hatten die Jungsauen zwar auch Kontakt zu den positiven Mastläufern des Bestandes gehabt, aber hier scheint der Infektionsdruck nicht so massiv gewesen zu sein. Sie erkrankten weder in der Quarantäne noch bei der Aufstallung im Betrieb.
 


Weiteres Vorgehen
Die Quarantäne für die Jungsauen vor Einstallung im Betrieb wurde dem Betriebsleiter empfohlen. Auch die Impfung als aktiven Schutz vor dieser Erkrankung ist angeraten. 

Die übrigen Tiere des Bestandes zeigten weder Leistungseinbußen noch Krankheitssymptome, daher wurde hier keine Behandlung durchgeführt.

Und dann war da noch.....
Im abschließenden Gespräch mit dem Betriebsleiter wurde zum wiederholten Mal über den rätselhaften Weg der Einschleppung des Erregers diskutiert. Wie bereits erwähnt, war das Management des Betriebes vorbildlich, die üblichen Hygienemaßnahmen wurden konsequent durchgeführt, die Mitarbeiter waren motiviert und wirklich am Wohlergehen der Tiere interessiert. Es war für den Hoftierarzt einfach kein Anhaltspunkt für den Infektionsweg zu erkennen....bis der Besitzer von einem bis dato nicht erwähnten Jungsauenzukauf berichtete. Dieser Einkauf lag bereits knapp 2 Jahre zurück, die Tiere waren ihm von einem Viehhändler vergleichsweise günstig angeboten worden. So waren in den ehemals geschlossenen Bestand 5 Tiere unbekannter Herkunft eingestallt worden. Da diese Eingliederung unproblematisch vor sich ging, hatte er keinen Zusammenhang zu der vorliegenden Erkrankung gesehen. Erst als sich herausstellte, dass die Infektion in seinem Betrieb vorlag, waren ihm diese Tiere wieder eingefallen.
  

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